Juden und Christen rufen zu Solidarität für Flüchtlinge auf
Täglich würden neue Hiobsbotschaften über Flüchtlingselend, Flüchtlingswellen, Flüchtlingsrouten und Flüchtlingslager verbreitet, heisst es im gemeinsamen Aufruf. Namentlich daran beteiligt sind der Schweizerische Evangelische Kirchenbund, die Schweizer Bischofskonferenz, die Christkatholische Kirche der Schweiz sowie der Schweizerische Israelitische Gemeindebund.
Die Schweiz stehe vor enormen Herausforderungen, für die es keine einfachen Lösungen gebe. «Um unserer humanitären Tradition willen dürfen wir unsere Empathie für Menschen in Not nicht abhängig machen von ihrer rechtlichen Anerkennung als Flüchtlinge», heisst es weiter in der Erklärung.
Heutige Nachrichtensendungen und Hiob
Die täglichen Hiobsbotschaften über Flüchtlinge, Flüchtlingskontingente und Flüchtlingsunterkünfte überraschten nicht mehr, sondern gehörten zum gesetzten Thema jeder Nachrichtensendung. An das Schicksal von Hiob erinnere nicht das plötzliche Hereinbrechen der Katastrophe, sondern der enorme Sturm von Gewalt und Zerstörung, der alles mitreisse, schreiben die christlichen Kirchen und die jüdische Gemeinschaft. In den Kriegs- und Konfliktregionen werde alles durcheinander gewirbelt und wer diesen Sturm überlebe, strande in Europa, wo ihnen ein scharfer Gegenwind ins Gesicht blase.
Dieser Sturm trenne nicht zwischen Gewaltopfern, Notleidenden, Verfolgten, Trittbrettfahrern und Profiteuren. Wer sich zumute, präzise unterscheiden zu können, sollte zuvor einen Blick auf Hiob werfen, raten die Verfasser des Aufrufs. «Zuerst wird ihm sein riesiger Besitz genommen – ökonomisches Risiko! Dann wird seine Familie Opfer eines Wirbelsturms – das Schicksal kann jede und jeden treffen! Schliesslich zerstören Krankheiten seinen Körper – so ergeht es vielen!»
«Empathie nicht von Flüchtlingsstatus abhängig machen»
Zwischen der Mitmenschlichkeit und der Anwendung politischer Unterscheidungskriterien klaffe eine Lücke, in der sich die Gebrochenheit unserer eigenen menschlichen Existenz spiegle, schreiben die Vertreter der christlichen und jüdischen Gemeinschaften. «Einfache Lösungen gibt es nicht. Um unserer humanitären Tradition willen dürfen wir unsere Empathie für Menschen in Not nicht abhängig machen von ihrer rechtlichen Anerkennung als Flüchtlinge.»
Link:
Hier geht's zum Aufruf der christlichen Kirchen und der jüdischen Gemeinschaft im Wortlaut
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Datum: 02.06.2016
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet / APD