Philosoph kritisiert Verflechtung von Staat und Kirche

Der Philosoph Hermann Lübbe hält die Verflechtung von Staat und Kirchen etwa beim Kirchensteuereinzug oder dem Religionsunterricht für «nicht zukunftsfähig». Das Staatskirchenrecht werde der unaufhaltsamen Pluralisierung der Religionen nicht gewachsen sein, sagte er in Münster. «Was ist, wenn alle Religionsgemeinschaften die Privilegien der grossen Kirchen einfordern», fragte Lübbe.
Hermann Lübbe

Die Nähe der Religion zum Staat komme ihr in vielen europäischen Ländern inzwischen nicht mehr zugute, sondern behindere ihre Entfaltung, sagte der Wissenschaftler. Als Gegenbeispiel verwies er auf die USA.

Trennung von Kirche und Staat hat Vorteile

Dort habe sich die radikale Trennung der Kirchen vom Staat als vorteilhaft für die Religion erwiesen. «Erst auf dieser Basis vermochten die Katholiken zur weitaus grössten Religionsgemeinschaft in den USA heranzuwachsen. Und gerade wegen dieser unzweifelhaften Trennung können die amerikanischen Präsidenten öffentlich ihren Glauben demonstrieren», meinte der Philosoph.

Lübbe äusserte sich bei der Fachtagung «Sakralisierte Politik und politische Religion» des Forschungsverbundes «Religion und Politik» an der Universität Münster. Er ist 1926 in Aurich, Ostfriesland, geboren. Von 1971 bis 1991 war Lübbe ordentlicher Professor an der Universität Bielefeld und seit der Emeritierung 1991 ist er Honorarprofessor für Philosophie und Politische Theorie an der Universität Zürich.

Datum: 16.02.2010
Quelle: Kipa

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