Leymah Gbowee will den Spagat schaffen
Leymah Gbowee hat unlängst an der StopArmut-Konferenz einen starken Appell insbesondere an die Christen gerichtet, täglich einen Beitrag zum Frieden zu leisten. (Livenet berichtete).
Ein eindrückliches Beispiel
Nun wird sie bereits morgen Donnerstag wiederum in der Schweiz sprechen. Diesmal am Ethik-Zentrum der Universität Zürich. Für die Organisatorin des Anlasses, Christine Schliesser, ist Gbowee «ein eindrückliches Beispiel dafür, dass ein Konflikt enden kann, wenn Frauen sich kollektiv dem Krieg entgegenstellen». An der Konferenz wird eine palästinensische Wissenschafterin berichten, wie sie versucht, mit Unterstützung der Liberianerin eine Frauenbewegung von Israelinnen und Palästinenserinnen mit ähnlicher Stossrichtung aufzubauen.
Christine Schliesser sagt dazu in einem Interview: «Religion wird oft einseitig als konfliktfördernd betrachtet, etwa mit Verweis auf die historischen Kreuzzüge der Christen oder den militanten Islamismus der Gegenwart. Aber jede Religion kann auch eine konfliktentschärfende und eine friedensfördernde Rolle spielen. Die Botschaft der Versöhnung und Nächstenliebe im Christentum wie auch die Barmherzigkeit im Islam sind grosse Ressourcen, die sich in der Friedensarbeit als sehr konstruktiv erweisen können. Das gilt es zu nutzen.»
Entscheidend ist die Kraft der Nächstenliebe
An der Konferenz wird laut ihren Angaben auch das Beispiel der Versöhnung zwanzig Jahre nach dem Genozid in Ruanda diskutiert: Die Kirche im überwiegend christlichen Land spiele dabei eine zentrale Rolle – etwa, indem sie Mediatoren ausbildet, die erfolgreich Kontakte zwischen den damaligen Tätern und den Opfern und deren Angehörigen herstellen. Schliesser: «Das ist heute noch wichtig, weil derzeit Verurteilte mit langen Strafen aus den Gefängnissen in ihre Dörfer zurückkehren. Die Kirchen und der christliche Glaube können helfen, Hass und Angst auf beiden Seiten zu überwinden. Eine von der Regierung verordnete Versöhnungspolitik scheint mir letztlich weniger nachhaltig als die aus dem Glauben gespiesene Kraft der Nächstenliebe, zu der auch der Verzicht auf Rache gehört.»
Hinweis
Der Vortrag von Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee am Donnerstag, 12. November (18.15 – 20.00 Uhr) ist öffentlich, eine Anmeldung ist nicht nötig.
Zum Thema:
StopArmut-Konferenz 2015: «Frieden ohne Versöhnung ist bloss eine Vorbereitung auf den Krieg»
Nobelpreisträgerin Gbowee: «Für den Frieden braucht es Glauben»
Datum: 11.11.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / UZH