Vom Frustbolzen zum Kämpfer

Nur ein Rädchen im Getriebe?

Wer nicht glaubt, dass er selbst etwas bewirken kann, der wird passiv und legt die Hände in den Schoss. Doch es geht auch anders.
Nachdenken

Wir leben in einer Zeit, in der fast alles geregelt, oft automatisiert und möglichst optimiert ist. Da ist es für den Einzelnen kaum noch erkennbar, worin sein eigener Beitrag im Grossen und Ganzen liegt. Er fühlt sich wie ein kleines Rädchen in einem unüberschaubaren, riesigen Räderwerk. Es scheint nicht mehr auf ihn und das, was er tut, anzukommen.

Nur noch zuschauen?

Und so glauben manche tatsächlich, sie könnten nichts bewirken. Viele Herausforderungen erscheinen ihnen zu gross und überfordern sie. Wer so denkt und fühlt, dem bleibt nur noch, den Dingen ihren Lauf zu lassen und mit verschränkten Armen zuzuschauen.

Demgegenüber vermittelt die Bibel etwas ganz anderes. Sie sagt dem Leser: «Du kannst etwas tun! Und Gott will etwas durch dich tun!» Und so gibt es in der Bibel viele Berichte, die zeigen, wie Menschen von Gott berufen wurden, die sich selbst nicht viel oder sogar gar nichts zutrauten. Viele mussten dabei Ängste und Grenzen hinter sich lassen.

Doppelter Grund, etwas bewirken zu können

Christen haben, so könnte man sagen, einen doppelten Grund, zu glauben, dass sie etwas bewirken können: Sie wissen, dass Gott ihnen Fähigkeiten und Kraft gegeben hat. Und sie rechnen damit, dass Gott durch sie wirkt. Dabei muss es sich keineswegs immer um grosse und herausragende Aufgaben handeln. Im Übrigen: Was ist in guter Elternschaft, Hilfe für andere und Freundschaft klein?

Ein Beispiel ist Gideon. Er lebte in einer Zeit, in der sein Volk den Angriffen der Midianiter schutzlos ausgesetzt waren. Sie raubten ihnen immer wieder Besitz und die Ernte. So versteckte sich Gideon in einer Höhle und drischt Weizen, damit er nicht in die Hände der Feinde fällt. In dieser Situation begegnet er Gott durch einen Engel.

Bezeichnend ist, wie der Engel ihn anspricht: «Der Herr steht dir bei, du starker Kämpfer!» (Die Bibel, Buch Richter, Kapitel 6, Vers 12) Der Engel spricht Gideon nicht so an, wie er sich ihm bei der Begegnung darbietet, nämlich ängstlich und frustriert, sondern so, wie Gott ihn sieht.

«Aber wie soll ich denn…?»

Gott gibt diesem frustrierten Gideon den Auftrag, sein Volk zu befreien. Und Gideon jubelt: «Endlich eine gescheite Aufgabe für mich!» – Nein, so war es nicht. Gideon antwortete: «Aber wie soll ich Israel denn retten? Meine Sippe ist die kleinste in Manasse, und ich bin der Jüngste in unserer Familie.»

Gott antwortete darauf: «Oh du Kleingläubiger. Wie soll ich dich gebrauchen?» - Nein, auch das stimmt nicht. Gott sprach durch den Engel folgende Worte: «Ich stehe dir bei! Du wirst die Midianiter schlagen…»

Vom Angsthasen zum Anführer

Und auch danach ist nicht alles gut. Gideon geht Schritte, aber er bittet Gott immer wieder um ein Zeichen der Bestätigung. Das zeigt, wie tief seine Unsicherheit sitzt. So wird im Buch der Richter beschrieben, wie Gideon Schritt für Schritt vom Frustbolzen und Angsthasen zum Kämpfer und Anführer seines Volkes wird. Das hat er geschafft, weil Gott ihm Mut zusprach und seine tiefsitzenden Zweifel nicht verurteilte. Und so geht Gideon Schritte und wird tatsächlich zu einem Helden für sein Volk.

Auch wenn für uns nicht die Aufgabe eines Befreiungskampfes auf der Agenda steht, will Gott uns dennoch gebrauchen. Er will durch uns Menschen erreichen und seine Liebe verbreiten. Das Argument «Das kann ich nicht. Das schaff ich nicht.» lässt er nicht gelten. Stattdessen macht er sich mit uns auf den Weg. Wenn wir dazu bereit sind.

Hätte man Gideon vor der Begegnung mit dem Engel gefragt, ob er einmal ein Kämpfer wird, hätte er dem Fragenden wohl den Vogel gezeigt. Das war ausserhalb seiner Vorstellungswelt.

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Datum: 03.09.2019
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

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