«Wenn wir hier verlieren, verlieren wir überall»
Im September machte ein Pastor aus Michigan Schlagzeilen, weil er sich mit dem muslimischen Bürgermeister seiner Stadt Dearborn (die Einwohner sind mehrheitlich – zu 55 Prozent – arabischer Abstammung und die Stadt beheimatet die grösste Moschee in Nordamerika) angelegt hatte. Nun sagte er im Interview mit der «Christian Post», dass Christen ihre muslimischen Nachbarn lieben und gleichzeitig dem Gebot Christi folgen müssen, mutig zu sein; auch angesichts möglicher Verfolgung.
«Ich habe das Gefühl, dass der Hass in unserem Land – und in weiten Teilen der Welt – fast dämonisch ist. Wir müssen das dringend eindämmen, indem wir einerseits für unsere Rechte als Christen eintreten und andererseits Hass nicht mit Hass begegnen, sondern mit Liebe», so der Pastor der Plymouth-Brethren-Gemeinde in Dearborn, der Stadt mit dem prozentual grössten muslimischen Bevölkerungsanteil in den USA.
Von Bürgermeister als «islamophob» bezeichnet
Ted Barham wurde bekannt, weil der 35-jährige muslimische Bürgermeister von Dearborn, Abdullah Hammoud, libanesischer Herkunft, ihn während einer Stadtratssitzung öffentlich angegriffen hatte.
Hammoud nannte Barham einen «Fanatiker», «Rassisten» und «Islamophoben», nachdem dieser sich dagegen ausgesprochen hatte, zwei Strassen nach Osama Siblani zu benennen, einem arabisch-amerikanischen Aktivisten, der Berichten zufolge den früheren Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah gelobt haben soll.
«Ich möchte, dass Sie wissen: Als Bürgermeister heisse ich Sie hier nicht willkommen», sagte Hammoud zu Barham. «Der Tag, an dem Sie aus dieser Stadt wegziehen, wird der Tag sein, an dem ich eine Parade starte, um Ihren Wegzug zu feiern; denn Sie glauben nicht an ein friedliches Zusammenleben.»
«Gott segne Sie»
Barham reagierte, indem er dem Bürgermeister Gottes Segen zusprach; sowohl damals als auch bei einer weiteren Stadtratssitzung, nachdem ihr Schlagabtausch weltweit Schlagzeilen gemacht hatte. «Der Bürgermeister hat mich in gewisser Weise verflucht, wie es überall auf der Welt zu sehen war. Und ich möchte heute wiederholen, was ich damals sagte: 'Herr Bürgermeister, Gott segne Sie.»
Bürgermeister Hammoud entschuldigte sich trotz massiver Kritik nicht für seine Äusserungen. Später behauptete er jedoch, die Berichterstattung über den Vorfall sei «reisserisch» gewesen, und versicherte laut «Detroit Free Press», Dearborn sei «eine Stadt, die jeden willkommen heisst».
Toleranz funktioniert oft nur in eine Richtung
Ted Barham sagt, er halte die Folgen seines Wortgefechts mit Abdullah Hammoud für lehrreich, da sie «ein deutliches Beispiel für das Leiden und die Unterdrückung christlicher Minderheiten überall auf der Welt, auch hier in Dearborn» gezeigt hätten. «Ich denke, das war ein hilfreiches Beispiel, denn muslimische Menschen gewinnen im Westen zunehmend an Einfluss.»
Laut dem «Pew Research Center» wird der Islam in den kommenden Jahrzehnten in westlichen Ländern stark zunehmen, vor allem durch Einwanderung und höhere Geburtenraten im Vergleich zu nicht-muslimischen Bevölkerungsgruppen.
Ted Barham betonte zwar, Muslime hätten das Recht, in demokratischen Gesellschaften politische Ämter zu übernehmen und vertreten zu sein, er zeigte sich aber besorgt darüber, dass religiöse Toleranz weltweit oft nur in eine Richtung funktioniere. «Ich finde es falsch, dass Muslime in westlichen Ländern alle Freiheiten geniessen, die wir ihnen gewähren, uns Christen in ihren Ländern aber dieselben Rechte verweigern.»
«Unsere Freiheit darf nicht verloren gehen»
Er wies darauf hin, dass der Druck auf Christen in westlichen Regionen mit muslimischer Mehrheit – etwa in Dearborn oder grossen Teilen Londons – subtiler sei als in islamisch dominierten Ländern. Doch er warnte vor katastrophalen Folgen, falls die Religionsfreiheit in den Ländern erlösche, in denen sie einst entstanden sei.
Es gebe einen riesigen Doppelstandard. «Unsere Mitchristen werden in der gesamten islamischen Welt – in manchen Ländern mehr, in anderen weniger – verfolgt und zum Schweigen gebracht. Das muss aufhören», fordert Barham. «Diese Türen zu Freiheit und Glauben müssen sich in diesen Ländern öffnen, und wir müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Das ist eine sehr wichtige und dringliche Aufgabe.»
Wenn hier verlieren, dann überall
Barham, der in Sambia geboren wurde und die Staatsbürgerschaft des Vereinigten Königreichs und Kanadas besitzt, betont weiter: «In muslimischen Ländern werden wir durch die Scharia zum Schweigen gebracht, in westlichen Ländern durch das Schlagwort Islamophobie. Als Christen haben wir nirgendwo auf der Welt völlige Glaubens- und Meinungsfreiheit. Wenn wir diese Freiheit hier in Amerika verlieren, dann haben wir sie überall verloren.»
Ted Barham hofft, dass seine Auseinandersetzung in Michigan dazu beiträgt, auf die schwere Verfolgung von Christen in anderen Teilen der Welt aufmerksam zu machen – dort, wo sie weit Schlimmeres erdulden als eine öffentliche Rüge durch einen Bürgermeister. Er sagte, er kenne aus seiner Zeit im Nahen Osten Christen, deren Familienangehörige getötet wurden, weil sie den Islam verlassen hatten.
«Habt keine Angst»
«Ich habe keine Angst um mich selbst», sagte Barham. «Aber ich denke ständig an meine Mitchristen weltweit, und ich sorge mich sehr um sie. Ich will ihre Stimme sein.»
Auf die Frage, was er Christen sage, die sich angesichts gegensätzlicher Ideologien fürchten, antwortete Barham: «Jesus sagte: ‘Fürchtet euch nicht.’ Wir sollten keine Angst haben. Er sagt: ‘Ich bin bei euch bis ans Ende der Welt.’ Und daran sollten wir uns erinnern.»
Er ermutigte Christen, ihre Rechte zu nutzen, und verwies auf das Beispiel des Apostels Paulus in Apostelgeschichte 16, der als römischer Bürger seine Rechte geltend machte, um sich nach seiner Gefangenschaft in Philippi eine Entschuldigung der Magistrate zu verschaffen. «Ich sage nicht, dass ich aus der Stadt eskortiert werden möchte – ich will hierbleiben. Aber Paulus nutzte seine Rechte als Bürger, und ich denke, das sollten wir auch tun.»
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Datum: 12.11.2025
Autor:
Jon Brown / Daniel Gerber
Quelle:
Christian Post / gekürzte Übersetzung: Livenet