Lucerne Festival 2012

Ein «Sommer des Glaubens»

Das sommerliche Lucerne Festival ist dieses Jahr dem Thema «Glaube» gewidmet. Ab heute, 8. August, bis 15. September 2012 stehen dazu rund hundert Konzerte und andere Veranstaltungen auf dem Programm. Gefragt wird nach dem Verhältnis von Musik und Glauben.
Konzertsaal des KKL Luzern

Das musikalische Spektrum des Lucerne Festival 2012 reicht von geistlichen Werken Bachs, Schuberts und Bruckners, von Mendelsslohns «Reformationssinfonie» über Verdis dramatisches Requiem bis zu Strawinskys «Psalmensinfonie» und Schönbergs Oper «Moses und Aron».

«Drei Aspekte des Glaubens»

Drei Aspekte des Glaubens sollen anlässlich des Festivals hervorgehoben werden. Die Reihe «Glaubensbekenntnisse» führt in sieben verschiedene spirituelle Welten. Für die Sphäre der russisch-orthodoxen Kirche etwa stehen die Werke von Sofia Gubaidulina. Die 1931 in der tartarischen Sowjetrepublik geborene Komponistin ist in Luzern «composer-in-residence». Unter dem Aspekt «Letzte Werke, letzte Worte» rückt das Festival Kompositionen in den Blickpunkt, die an der Schwelle zu einer anderen Welt entstanden sind. Im Themenbereich «Himmel oder Hölle?» schliesslich gehen Kompositionen der Frage nach, was den Menschen nach dem Tod erwartet.

Zusammenarbeit mit Luzerns Kirchen

Das Rahmenprogramm des Festivals ist in Zusammenarbeit mit Luzerns Kirchen entstanden. Einer der Höhepunkte ist gemäss Ankündigung eine zentrale Feier zum Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag am 16. September im Kultur- und Kongresszentrum (KKL) Luzern. Dabei wird «Musik und Glaube» mit poetischen Texten und Musik aus verschiedenen Kulturen und Epochen thematisiert.

Auch Thema des Bettagsaufrufes

Musik und Glaube seien miteinander verwandt, heisst es im gemeinsamen «Bettagsaufruf 2012» der Luzerner Kantonsregierung, der Kirchen und der Islamischen Gemeinde: «Musik und Glaube öffnen dem Einzelnen einen weiten Raum und können gleichzeitig in die Gemeinschaft führen. Beide brauchen auch das Reflektieren und Befragen, um nicht in Schwärmerei oder Fanatismus abzugleiten.» Wo Musik und Glaube gemeinsam Gehör fänden, öffne sich ein ungeahnter Reichtum: «Lebensfreude, Gelassenheit, Offenheit, Kreativität und Mitgefühl geben sich die Hand.»

Mit Kardinal Kurt Koch

Zu den Gästen des Festivals gehört am 26. August im KKL auch Kardinal Kurt Koch. Nach einem Vortrag des Schriftstellers Martin Walser zum Thema «Glaube» diskutiert Koch mit der Theologin Susanne Heine über Glaube und letzte Fragen des Menschen; Moderator ist Martin Meyer, Chef des Feuilletons der Neuen Zürcher Zeitung.

«Geistig-geistliches Dormicum»?

Auf kritische Resonanz ist das Festival-Thema «Glaube» bei Lukas Niederberger, dem Redaktor des Kantonalen Pfarreiblattes Luzern gestossen. «Die Wahl eines Motivs aus dem Umfeld des Glaubens macht Kunst noch nicht religiös», schreibt Niederberger mit Blick auf das Editorial des Festival-Programms, wo es unter anderem heisst: «Wer glaubt, lebt leichter.» Niederberger dazu: «Tatsächlich verstehen auch im 21. Jahrhundert manche Bildungsbürger Religion noch immer als geistig-geistliches Dormicum und als Tranquilizer für eine leichtere Daseinsbewältigung – als Opium fürs Volk. Wer Religion als Impfung gegen Ohnmacht und Leere, Leid und Ungerechtigkeit versteht und lebt, verweigert sich der Welt in ihrer ganzen Wirklichkeit.»

Webseite:
Lucerne Festival

Datum: 09.08.2012
Quelle: Livenet / Kipa

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