Kommentar

Obama bleibt im Weissen Haus

Die Hoffnungen in den Mann, der vor vier Jahren den grossen Wandel versprach, sind zerbröckelt. Doch die Mehrheit der Wähler hat Barack Obama dem Republikaner Mitt Romney vorgezogen.
Barack Obama

Der Sieg des Amtsinhabers folgte auf eine unsinnig teure Wahlschlacht mit einem monatelangen Bombardement von Negativ-Spots. Der Sieg zeichnete sich am Dienstag Abend überraschend früh ab, als nach Pennsylvania auch Ohio an die Demokraten fiel. Von den umkämpften Gliedstaaten konnte Romney allein North Carolina gewinnen. Die Meinungsumfragen hatten eine knappere Entscheidung prognostiziert – der Hurrikan Sandy gab Obama eine Plattform, auf der er warmherzige Bürgernähe zeigen konnte.

Dem Heer von Obamas Kampagnenhelfern gelang es, Latinos und Afroamerikaner davon zu überzeugen, dass der Präsident mehr für sie tun würde, und Romney als eigennützigen Kapitalisten hinzustellen. Die nicht-weissen Wähler stellen ein immer grösseres Wählersegment. Urbane Frauen favorisierten den Demokraten, der die Abtreibungregelungen nicht restriktiver gestalten will.

Lebensrechtler haben Barack Obama als den Präsidenten bezeichnet, der mehr als alle Vorgänger für das Recht auf Abtreibung einsteht. Sie äusserten sich nach der Wahl enttäuscht – und gaben sich entschlossen, weiter für die Rechte der Ungeborenen zu kämpfen. Lila Rose, Präsidentin von Live Action: «Dieser Kampf geht um jede einzelne Person. Wir werden umso härter arbeiten, mehr hoffen und vertrauen und Gott bitten, dass er unser Leben zu einem Spiegel seiner Liebe macht, die nie enttäuscht.»

Dass der Mormone Romney in einer privaten Fundraising-Veranstaltung 47 Prozent der Amerikaner als Bürger hinstellte, die sich vom Staat aushalten liessen, verletzte Millionen Wähler. Die Demokraten konnten zudem scharfe, konservative Positionsbezüge von Republikanern auf Bundesebene ausschlachten.

Die Grand Old Party gab in ihrer Wahlplattform Forderungen der Tea-Party-Bewegung so viel Raum, dass die Mehrheiten der bevölkerungsreichen Staaten an der Ost- und Westküste ihr die Stimme versagten. Und dies trotz hoher Arbeitslosigkeit und einer verdüsterten Gesamtstimmung des Landes, das mit seinem robusten Optimismus das 20. Jahrhundert prägte.

Obama erhält mehr Zeit; die Amerikaner haben ihren ersten schwarzen Präsidenten, der die Hälfte seiner ersten Präsidentschaft für die Gesundheitsreform einsetzte und Osama bin Laden zur Strecke brachte, im Amt bestätigt.

Datum: 07.11.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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