Machtwechsel im Reich der Mitte

Wird China in Zukunft Freiheit exportieren?

Das Sesselrücken an der chinesischen Regierungsspitze hat für die Christen in China nur geringen Einfluss. Ihr Umgang mit den ethnischen und religiösen Minderheiten könnte jedoch auch andere Länder mit weniger Freiheit beeinflussen.
Zentrum der chinesischen Politik: Peking

China hat seinen neuen Führer ernannt: Xi Jinping ist neuer Partei- und Militärchef und wird im März 2013 Präsident. Die Politik gegenüber der Kirche werde sich kaum ändern, analysiert Chinas Open-Doors-Direktor Xiao Yun (Name geändert).

«Solange wir mit der Regierung kommunizieren, lässt sie uns in Ruhe», blickt ein Leiter einer nicht registrierten Kirche optimistisch nach vorne und gibt damit die Meinung vieler Amtskollegen wieder. Man schätzt die Anzahl Christen in China auf rund 80 Millionen, wovon rund 30 Millionen zu den staatlich anerkannten Kirchen gehören.

Chinas Kirche wächst

Von Jahr zu Jahr merke man nur wenig Veränderungen, bilanziert Xiao Yun. Auf das Jahrzehnt gesehen, sei aber viel passiert, namentlich beim Stärken der Wirtschaft und dem Kampf gegen die Korruption. «Ich erwarte, dass die chinesische Kirche wächst, sowohl im Tiefgang als auch in der Anzahl ihrer Besucher. Wir werden von der Regierung genau beobachtet, aber die schwere Unterdrückung gehört der Vergangenheit an.» 

Dennoch gebe es immer noch Christen, die wegen ihres Glaubens im Gefängnis sitzen. «Etliche der 400 Minderheiten – offiziell sind sie in 56 Völker eingeteilt – werden von der Gesellschaft und manchmal von der Regierung noch immer unterdrückt.»

Die Mehrheit der Christen jedoch erlebe wachsende Freiheit. Eine grössere Bedrohung als die Verfolgung sei heute der Materialismus.

Positives «Copy & Paste»

Der Wechsel der Führung sei dennoch bedeutend. Mehr als ihre Vorgänger wird die Regierung Xi Jinping die weltweite Kirche beeinflussen. In den letzten Jahrzehnten wurde das Reich der Mitte zu einem wichtigen Akteur in der politischen Arena und schuf manchmal auch fragwürdige Allianzen mit Regimes wie etwa jenem von Omar al-Bashir im Sudan.

Stabilität und Wirtschaftswachstum sind Chinas Grundwerte. Die Art und Weise, wie sich das Land gegenüber seinen Minderheiten verändert hat, könnte zumindest teilweise wegweisend für andere Länder werden, in denen Menschenrechte verletzt und Christen verfolgt werden, wie etwa Sudan, Myanmar und Nordkorea. Dort werden chinesische Beamte viel eher gehört werden als ihre Kollegen aus dem Westen.

Überleben des Stärkeren

Die Kulturrevolution habe vieles zerstört, bedauert Xiao Yun. Früher habe man sich umeinander gekümmert, nun finde man sich in einer Gesellschaft wieder, in welcher der stärkere überlebt. «Geld ist der neue Mao geworden. Es diktiert jeden Aspekt des Lebens. Die Bibel lehrt andere Prinzipien: einander lieben, sein unmoralisches Leben aufgeben und sich um Bedürftige kümmern. Es ist die Aufgabe der Kirche, diese Werte dem chinesischen Volk zu vermitteln.» Das helfe auch der chinesischen Gesellschaft und der Führung.

Open Doors begleitet die chinesische Kirche seit Jahrzehnten. Heute konzentriert sich die Arbeit auf strategische Leiterschulung in den nicht-registrierten Kirchen und die Unterstützung der verfolgten Kirche unter den ethnischen Minderheiten im Westen.

Datum: 22.11.2012
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Open Doors CH

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