Die Wissenschaft versteht immer weniger vom All

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Satellit 2

Washington - Das Universum gibt der Wissenschaft immer mehr Rätsel auf und bringt Forscher zur Bescheidenheit. Eine umfassende Lehre, eine Kosmologie, die das All erklärt, gibt es nicht - und die Kosmologen geben das neuerdings auch zu. ‚Mut zur Lücke' ist ein Artikel des Wissenschaftspublizisten Prof. Ambros Speiser in der Neuen Zürcher Zeitung überschrieben. Er spricht von einem ‚neuen Weltbild'.

Das Universum, wie es die Kosmologen heute sehen, "besteht zu 4 Prozent aus gewöhnlicher Materie und zu 23 Prozent aus dunkler Materie, deren Natur bis heute unbekannt ist. Die restlichen 73 Prozent gehen auf das Konto einer noch mysteriöseren dunklen Energie. Sie ist der Grund dafür, dass das Universum nach einer Phase der gebremsten Expansion nun wieder schneller wächst."

Dies jedenfalls legen Ergebnisse der Satellitenmission MAP (Microwave Anisotropy Probe) nahe, die letzten Dienstag von der Nasa bekanntgegeben wurden. Laut Speiser laufen diese Erkenntnisse "der lange Zeit gültigen Vorstellung eines von Materie dominierten Universums zuwider".

Der MAP-Satellit, seit eineinhalb Jahren im Weltraum, bestätigte das neue Modell mit der Messung des kosmischen Mikrowellenhintergrunds. "Die winzigen Unregelmässigkeiten, die dem Strahlungsfeld eingeschrieben sind, lassen wichtige Rückschlüsse auf die Geometrie des Universums, seinen Materiegehalt und andere kosmologische Parameter zu."

Nach den MAP-Messungen müssten die ersten Sterne "bereits 180 Millionen Jahre nach dem Urknall zu leuchten begonnen haben - viel früher, als man bisher angenommen hatte". Doch die grösste Überraschung ist die Bestätigung eines neuen Modells des Kosmos. Danach drückt ist es nicht die Materie, die ihm "den Stempel aufdrückt, sondern eine unbekannte Form von Energie."

Laut Speiser steuert "diese ‚dunkle' Energie rund 70 Prozent zur gesamten Energiedichte des Universums bei. Der Rest geht auf das Konto der Materie. Dieses Zahlenverhältnis verbirgt allerdings, in welchem Masse die Materie an Bedeutung verloren hat. So wie es heute nämlich aussieht, trägt die aus gewöhnlichen Atomen zusammengesetzte Materie weniger als ein Fünftel zu den verbleibenden 30 Prozent bei. Der dominierende Anteil der Materie ist unsichtbar und wie die dunkle Energie von unbekannter Natur. Damit sind Sterne, Galaxien und Galaxienhaufen, die einst die Hauptakteure des Geschehens waren, zum Spielball mysteriöser Einflüsse geworden."

Kurz: "Wir leben in einem Universum, das zu mehr als 90 Prozent von unbekannten Einflüssen dirigiert wird."

Quelle: Livenet/NZZ

Datum: 18.02.2003
Autor: Peter Schmid

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