Der Film «Exodus»

Gott oder nicht Gott, das ist hier die Frage

Am 25. Dezember kam «Exodus – Götter und Könige» in unsere Kinos. In etlichen arabischen Staaten wurde der Film verboten, weil Gott darin dargestellt wird. Im gemässigten Marokko darf er jetzt nach Zensur gezeigt werden. Hierzulande kommt vielen Zuschauern aber nicht zu viel Gott im Film vor, sondern eher zu wenig.
Moses (Christian Bale, li.) und Ramses (Joel Edgerton) dürfen in Marokko nun doch im Kino miteinander kämpfen
Christian Bale als Mose im Film «Exodus: Gods and Kings»
Redaktor Hauke Burgarth


Der Regisseur Ridley Scott ist eine Legende. Diesen Ruf begründete er allerdings hauptsächlich mit seinen frühen Filmen: «Alien», «Blade Runner», «Thelma & Louise». Mit «Exodus – Götter und Könige» nimmt er sich so wie viele seiner Kollegen zurzeit eines biblischen Stoffes an, der bereits oft verfilmt wurde.

Zu viel Gott im Film

Ähnlich wie «Noah» und andere Filme, die sich an biblische Handlungen anlehnen, darf auch «Exodus» weder in Ägypten noch den Vereinigten Arabischen Emiraten gezeigt werden. «Historische Ungenauigkeit» ist der Vorwurf, der dem Film dabei gemacht wird. Überraschenderweise hatte diesmal auch Marokko den Film verboten. Im sonst recht liberalen Staat störte man sich daran, dass Gott im Film als Person dargestellt wird.

Inzwischen jedoch haben 20th Century Fox und Ridley Scott zugestimmt, dass die anstössigen Szenen herausgeschnitten werden dürfen. Damit kann der Film jetzt auch in Marokko gezeigt werden. Das Nachrichtenmagazin pro berichtet, dass Marokkaner diese Zensur der Meinungsfreiheit kritisiert hätten. Das Kinematographie-Zentrum des arabischen Königreichs verteidigte seine Zensur wegen der Gottesdarstellung als «eine Sache des Respektes gegenüber dem Glauben der Menschen».

Zu wenig Gott im Film

Unabhängig von manchen Christen, die eine grössere Nähe der Filmhandlung zur Geschichte vermissen, wie sie in der Bibel beschrieben ist, gibt es auch säkulare Kritik, die in eine ähnliche Richtung geht. So betitelt Oliver Kaever in der «Zeit» seine Filmrezension mit «Keine Spiritualität, nirgends». Er kritisiert an «Exodus», dass optischer und akustischer Bombast jede differenzierte Handlung erschlage. Und die Lieblingskameraeinstellung von Scott – die extreme Totale – erzeuge eine kulissenhafte Atmosphäre. «Kein inneres Drama kommt hier in Gang. Es gibt keine menschlichen Konflikte, nur dramaturgische Behauptungen. Alles, jede einzelne Szene, ist auf pure Äusserlichkeit, auf Überwältigung hin inszeniert.» Gott, Monotheismus, zehn Gebote? All das wirkt für Kaever nur lustlos und angeklebt.

Zu viel oder zu wenig?

«Exodus – Götter und Könige» wird wahrscheinlich nicht als Meilenstein in die Kinogeschichte eingehen. Und bei einem Film über biblische Inhalte, der auch noch jüdische, christliche und islamische Empfindlichkeiten berührt, sind Kontroversen vorprogrammiert. Fast muss man sagen: Hätte sich niemand über diesen Film beschwert, dann würde es sich bestimmt nicht lohnen, ihn anzusehen. So muss sich nun jeder selbst davon überzeugen, ob ihm zu viel oder zu wenig von Gott im Film vorkommt. Ich habe den Film noch nicht gesehen, aber ich habe meine Kinokarte bereits gekauft…

Datum: 11.01.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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