Berner Refomierte: Christus als “Corporate Identity”

Kirche von Guggisberg. Foto: Roland Zumbühl

Das Parlament der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, die Kirchensynode, hat am Dienstag im Gwatt bei Thun eine Aussprache, eine so genannte Gesprächssynode, über das Kirchenverständnis durchgeführt. Dabei wurde deutlich, dass es angesichts der Vielzahl kirchlicher Strömungen nicht genügt, miteinander bloss offen und gemeinsam auf der Suche zu sein. Die Kirche braucht auch ein erkennbares Profil.

Am Vormittag wurden Konfliktsituationen, die einen realen Hintergrund haben, in Gruppen durchgespielt. Zum Finden von Lösungsansätzen hatte eine damit beauftragte Gruppe am Tag selbst zuwenig Zeit, wie die Tageszeitung ,Der Bund' berichtete. Der Sprecher der Gruppe wollte es positiv sehen: "Konflikte sind gute Chancen für die Kirche". So wurde in gut reformierter Manier die Wichtigkeit des Dialogs herausgestrichen. Wenn das Geld nicht für alles reicht oder sich Personen aneinander reiben, heisst es, aufeinander zuzugehen und miteinander im Gespräch zu bleiben.

,Offene Such- und Weggemeinschaft' - oder deutliches Profil?

Die Leitung der Berner reformierten Landeskirche, der Synodalrat, hat vor Jahren das Verbindende beim spannungsvollen Nebeneinander der kirchlichen Strömungen mit der Formel ,Offene Such- und Weggemeinschaft' umschrieben. Der Alt-Synodalrat Alfred Rentsch hat darum im Jahrzehntbericht 1991 - 2000 diesen Slogan auf das Tiltelblatt gesetzt.

Der Jegenstorfer Pfarrer Alfred Aeppli von der Kommission für die Gesprächssynoden sagte, die Landeskirche müsse in Zukunft klarer sagen können, wer sie ist und wohin sie will. Ein eigener Standpunkt mit Christus als "corporate identity" sei nötig, um in Zukunft in einer multikulturellen Gesellschaft als profilierter Gesprächspartner wahrgenommen zu werden.

Die Synodalen notierten auf Zetteln Anliegen für ein künftiges Leitbild, darunter ,hin zu bedürfnisorientiertem Angebot' oder ,Lebensfreude vermitteln', aber auch ,Schranken setzen'. Aeppli fasste zusammen, die Kirche müsse sich "lebensnah und zeitgemäss" präsentieren.

Die grösste Landeskirche schrumpft und muss sparen

Die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn (so der offizielle Name, weil ihr auch reformierte Kirchgemeinden aus den zwei Nachbarkantonen angehören) haben im letzten Jahrzehnt 58'000 Kirchenmitglieder verloren. Die grösste reformierte Landeskirche der Schweiz hatte Ende 1990 auf Berner Gebiet 689'000 Mitglieder, im oberen Kantonsteil Solothurns 46'000 und im Kanton Jura 8'330 Mitglieder gezählt. Die Kantonsregierung hat den Berner Reformierten im letzten Jahr einen Abbau von 26 Pfarrstellen verordnet.

Datum: 28.03.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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