Anglikaner und Christkatholiken: „Mittelpunktkirchen“ seit 75 Jahren verbunden

Anglikanische Kirche St. Ursula in Bern
David Hamid


Die Christkatholische Kirche der Schweiz und die Anglikanischen Kirchgemeinden in der Schweiz haben am Samstag in Bern gemeinsam die Kirchengemeinschaft gefeiert, die zwischen den beiden Kirchen seit 75 Jahren besteht.

In der Schweiz ist diese Gemeinschaft gemäss einer Mitteilung der christkatholischen Kirche in den letzten Jahren in Bewegung gekommen. Die beiden Kirchen haben am gegenseitigen Leben teilgenommen. Pfarrerkonferenzen wurden gemeinsam abgehalten, Gottesdienste gemeinsam gefeiert. Vertreter der jeweiligen Kirchen nahmen an den Synoden der anderen Kirche teil.

Dies betonte auch David Hamid, Suffraganbischof der anglikanischen Diözese in Europa, in seiner Predigt während des Festgottesdienstes in der christkatholischen Peter und Paul Kirche in Bern. Er stellte fest, dass das Bonner Abkommen von 1931 in der Schweiz nicht nur toter Text geblieben sei, sondern dass er "Teil des Herzblutes beider Kirchen" geworden sei. Weiter sagte er, dass das Bonner Agreement viel mehr sei als eine theologische Übereinkunft. Es sei ein Instrument, das der Einheit diene, die Gottes Plan für die ganze Schöpfung sei. In diesem Sinn seien die beiden Kirchen Teil des Teams Christi, berufen, um gemeinsam am Königreich Gottes zu bauen.

Pilgerweg durch die Altstadt

Während des Pilgerweges, der die altkatholisch-anglikanische Festgemeinde am Nachmittag von der Rathausgasse über das Münster und das historische Museum zur anglikanischen St. Ursula-Kirche führten, wurde die Beziehung zwischen den beiden Kirchen von verschiedenen Rednern betrachtet. Harald Rein (christkatholisch) ging auf die Vorgeschichte des Bonner Abkommens ein. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts pflegte die Schweizer Kirche intensive Kontakte mit den anglikanischen Kirchen in England und den USA. Diese gerieten aber in den 90er Jahren nach dem Abflauen der anglokatholischen Bewegung in der anglikanischen Kirche, der Gründung der Utrechter Union und der Aufnahme altkathsolischer Kirchen aus den USA in eine Krise. Die Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung nach dem zweiten Weltkrieg belebte die Beziehungen dann wieder. Den beiden Kirchen kam in dieser Bewegung eine besondere Brückenfunktion zu.

Wie ein tanzendes Paar

Die Münsterpfarrerin Maja Zimmermann ging in ihrer Ansprache von einem persönlichen Blickwinkel auf die beiden Kirchen zu. Sie beleuchtete aus ihrer Arbeit als reformierte Pfarrerin in Bern die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der christkatholischen und der anglikanischen Kirche und erzählte von der täglichen Zusammenarbeit.

Die Anglikanerin Adèle Kelham nahm das Bonner Abkommen unter die Lupe. Sie verglich die Beziehung zwischen Anglikanern und Altkatholiken mit einem tanzenden Paar. Die beiden Partner müssten Respekt und ein gutes Gespür füreinander entwickeln und haben, wenn der Tanz harmonisch sein soll. In diesem Sinn setze das Bonner Abkommen die Regeln für diesen Tanz fest.

„Mittelpunktkirchen“

Der Vizepräsident des Reformierten Weltbundes, der Schweizer Gottfried Locher, sprach über die Krise in der Ökumene und die Bedeutung, die den Mittelpunktskirchen, zu denen er die anglikanischen und die altkatholischen Kirchen zählte, in der internationalen Ökumene zukommt. Diese könnten der zunehmenden Polarisierung durch ihr Vorbildmodell eine andere Richtung geben.

Der von fast 200 Menschen besuchte Anlass fand seinen Abschluss mit einem traditionellen "Evensong" in der anglikanischen Kirche St. Ursula in Bern. Hier wandte sich der Generalsekretär der KEK, Collin Williams, noch einmal an die Gemeinde und rief sie dazu auf, mit Ihrer Gemeinschaft den anderen Kirchen als Beispiel voran zu gehen und ein Zeichen für eine umfassendere Kirche in der Welt zu setzen.

Homepage der Christkatholiken

Datum: 05.09.2006
Quelle: Kipa

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