Podium in Aarau

In komplexem Umfeld Brücken bauen

Mit der Zuwanderung entstünden neue Aufgaben, sagte Regierungsrat Urs Hofmann an einem vom IGW organisierten Podium in Hunzenschwil. Nationalrat Ueli Giezendanner sprach vom Spagat zwischen sozialer Verantwortung und wirtschaftlichem Druck. Wie können Kirchen und Werke vermitteln und handeln?
Illustres Podium (von links): Urs Hofmann, Hans-Peter Lang, Johannes Reimer, Moderator Philipp Schön, Ueli Giezendanner
Brückenbauer und Vermittler: Fritz Peyer (links) und Johannes Reimer

Das Institut für Gemeindebau und Weltmission (IGW International) und die Fachschule für Sozialmanagement luden am 17. November 2012 zu einem hochkarätigen Podiumsgespräch. Zum Thema «Gemeinsam handeln: Politik, Wirtschaft und Kirche» kreuzten der Theologe Johannes Reimer, der Unternehmer und Nationalrat Ueli Giezendanner, der aargauische «Sozialminister» Urs Hofmann und Hans-Peter Lang, Gründer der Stiftung «Wendepunkt», die Klingen.

Komplexes Umfeld

«Gemäss Statistik sind Kinder mit drei Jahren am gewalttätigsten. Wir kommen zu spät, wenn wir Kinder erst mit fünf oder sechs integrieren.» Regierungsrat Urs Hofmann malte in Hunzenschwil AG ein umfassendes Bild der aktuellen gesellschaftlichen Situation. «Migranten heiraten neu zugezogene Partner aus ihrer Heimat und nehmen gleich die Grossmutter zum Kinderhüten mit, weil beide Eltern erwerbstätig sind. So erstaunt es nicht, dass die Kinder kein Wort Deutsch können.» Der Staat müsse deshalb dafür sorgen, «dass diese Kinder nicht bereits früh den Anschluss verpassen.» Der Staat sei in der Arbeitsmarkt-, Integrations-, Alterssicherungs-, Gesundheits- und Familienpolitik vielfach herausgefordert. Hofmann: «Die KMU sollen die besten Möglichkeiten haben, an Fachwissen heranzukommen. Nur so sind sie der internationalen Konkurrenz immer eine Nasenlänge voraus.» Der Süden zeige, «wie schnell eine Gesellschaft destabilisiert wird, wenn die Leute das Gefühl haben, sie würden fallengelassen.» Anders der Aargau: Die sozialen Ausgaben haben sich von 1995 bis 2010 von 290 auf 580 Mio. verdoppelt.

Täglicher Spagat

Ueli Giezendanner gab einerseits den wortgewaltigen Chef: «Ich bin ein harter, aber fairer Unternehmer», sprach aber auch offen über die Schattenseiten des Unternehmertums. Der drohende Konkurs kurz nach der Heirat etwa machte betroffen. «Ich habe immer nur Lastwagen gehabt, aber nie Geld», schaute der drei­fache Vater zurück.

Es sei nicht leicht, in einem Transportunternehmen mit Niederlassungen im Ausland sozial zu sein, meinte Giezendanner. «Es ist ein Spagat. Doch wir dürfen nicht nur an die Lohnkosten denken», mahnte er. Die Firma halte bewusst am schweizerischen Sitz fest. Und Giezendanner bleibt ein Patron, der morgens um fünf im Büro sitzt - «damit die Leute mit dem Chef reden können». Und der gesellschaftspolitische Auftrag? «Wenn Sie die Bibel lesen, wissen Sie, dass wir gefordert sind», meint Giezendanner. Und will sich weiterhin «für das beste Land der Welt» engagieren.

Gesellschaftsrelevant wirken

Politik, Ökonomie, Medien und NGOs: Das sind nach Johannes Reimer, Theologieprofessor und IGW-Referent, die vier wesentlichen Gestaltungskräfte. «Gemeinde Jesu als Salz und Licht ist da, um in diesem komplexen Raum Orientierung zu geben und Werte zu vermitteln.» Tragende Werte hätten dabei eine zentrale Rolle: «Ohne Werte wird die Politik zur Panthokratie, die Wirtschaft zu einem Raubritterkapitalismus, die Medien zu Rufmördern. Ohne Werte schaffen NGOs eine Parallelgesellschaft und einen Demokratismus statt echte Demokratie.» Kirchen und Gemeinden haben ihren Platz nach Reimer «mittendrin»: «Wir sitzen im Tor der Stadt.»

Hans-Peter Lang lebt mit dem «Wendepunkt» vor, wie Integration gelingen kann. Seine Definition des Tagungsthemas: «Wieder einstehen für unsere Grundwerte und diese selbstbewusst hinaustragen. Wenn wir schweigen, werden die andern stark. Wenn wir reden, werden die andern aufmerksam. Freiheit muss gelebt werden, auch die christliche. Dann wird unser Land wieder blühen. Vergessen wir nicht: Aus der Schweiz gingen zwei Reformatoren hervor. Die Schweiz ist nicht nur ein Bankenplatz!»

Diesen Artikel hat uns freundlicherweise «ideaSpektrum Schweiz» zur Verfügung gestellt.

Datum: 23.11.2012
Autor: Thomas Feuz
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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