Steve Kröger: vom Gipfelstürmer zum Sinnfinder
Wenn Steve Kröger (48) eine Bühne betritt, dann spürt man: Das ist seine Welt. Der gebürtige Hamburger sieht nicht nur sportlich und dynamisch aus, sondern spricht auch unterhaltsam und herausfordernd. Seine Agentur bezeichnet ihn als «Motivator und Begleiter beim nächsten Gipfel in deinem Leben» und wirbt damit: «Wie ein ‘Personal Trainer für Sinnfragen’ hilft er dir herauszufinden, welche Idee, welches Anliegen und welches Thema dein Herzensziel ist und wie du es realisieren kannst.» Seine Erfolgsgeschichte begann damit, dass er sich auf den Weg machte, die «Seven Summits» zu besteigen, die jeweils höchsten Berge der sieben Kontinente. Doch kurz vor dem höchsten Berg, dem Mount Everest, stellte sich ihm Gott in den Weg und veränderte alles.
Auf Erfolg getrimmt
Erwartungen spielten im Elternhaus von Steve eine grosse Rolle. Leistung war dort in allen Bereichen wichtig, ob das die möglichst guten Schulnoten betraf oder das Toreschiessen im Fussball. Einerseits entwickelte er hier eine Willenskraft, die ihm seine späteren Erfolge ermöglichte, andererseits war er permanent von der Angst getrieben, nicht zu genügen, denn auf jede Leistung folgte ein Kommentar, der ihm zeigte, dass er auch noch besser hätte sein können. Steves Mutter liess ihn katholisch taufen, doch Gott und der katholische Glaube blieben ihm fremd. Als er volljährig war und frisch seinen Führerschein hatte, endete eine seiner ersten Autotouren beim Bürgeramt, wo er aus der Kirche austrat. Ein paar Jahre lang arbeitete er als Fitnesstrainer und vor allem Personal Coach für Manager und Unternehmer. Er begegnete Menschen mit Geld und Einfluss, die trotzdem unzufrieden mit ihrem Leben waren, und er fragte sich, was er selbst erreichen wollte. Dabei erinnerte er sich an ein Gespräch mit seinem Vater, als er fünf Jahre alt war. Damals hatte er gesagt: «Was ich werden will, weiss ich nicht, aber ich sehe mich auf Bergen voller Schnee und ausserdem spreche ich zu vielen Menschen.» Bergsteigen und darüber berichten? Sich selbst und andere zu Höchstleistungen motivieren? Das klang nach einem Plan und so beschloss Steve, der nie ein Paar Wanderschuhe besessen hatte und auch noch nicht in den Alpen war, dass er Berge besteigen wollte – und zwar nicht irgendwelche, sondern die «Seven Summits».
Gipfelsturm
Der Traum begann mit einer Fernsehdokumentation über den Mount Everest und verfing schnell bei Steve, also plante er und trainierte für den Gipfelsturm. Zwischen 2007 und 2014 reduzierte er seinen Besitz auf einen 35-Liter-Rucksack, bereiste die Bergregionen, in die er wollte, hielt Vorträge und akquirierte Geld, denn das Besteigen des Elbrus (5’642 m) im europäischen Kaukasus, des Kilimandscharo (5.895 m) in Afrika bis hin zum asiatischen Mount Everest (8.849 m) kosteten ihn eine Viertelmillion Euro. Sieben Jahre lang existierte er quasi nur für das Ziel, diese Berge zu besteigen. Immer wieder fokussierte er sich darauf und hatte im Hinterkopf die Hoffnung: «Wenn ich alle Gipfel erreicht habe, bin ich glücklich. Dann ist das Ergebnis ein Gefühl innerer Erfüllung.» Es ist anders gekommen. Eine nachhaltige Veränderung «habe ich auf diesen Gipfeln nicht gefunden». Die Faszination am Anfang wurde zu einem Abarbeiten.
Das heisst nicht, dass in diesen Jahren nichts in Bewegung kam. Steve Kröger sammelte Führungskräfte und bestieg mit ihnen den Kilimandscharo, um mit ihnen das Überwinden von mentalen Barrieren am praktischen Beispiel zu üben und zu reflektieren. 2014 war er schliesslich auf dem Weg zu seinem letzten Gipfel, dem Mount Everest. Als er sich mit seiner Gruppe vom Basislager auf den Weg machen wollte, hörte er eine Stimme, die ihm sagte: «Dreh um. Es ist zu gefährlich.» Steve wusste nicht, wer da redete, aber er hörte auf die Stimme und kehrte schweren Herzens um. Zwei Tage später erfuhr er, dass durch eine Lawine auf seiner geplanten Strecke 16 Bergsteiger ums Leben gekommen waren. Damals hielt er sein Überleben für Glück oder Intuition. Heute sagt er: «Das war Gott!»
Seilschaft mit Gott
Zurück in Deutschland wurde Steve Kröger ein gefragter Speaker und Autor. Doch der Erfolg konnte ihn nicht über seine zunehmende innere Leere hinwegtäuschen. Er war ausgebrannt. Könnte das Gott gewesen sein, der ihn damals am Everest angesprochen hatte? Könnte es sein, dass er etwas mit ihm zu tun haben wollte? Steve betete in seinem Büro in Hamburg: «Lieber Gott, wenn du eine Idee für mein Leben hast, dann bin ich jetzt bereit, sie zu hören.» Und er vertraute sich und seine Zukunft diesem Gott an. Er fand seine geistliche Heimat in einer evangelischen Freikirche und weiss sich seit damals geliebt und getragen – auch ohne Leistung bringen zu müssen.
Immer noch ist Steve als Coach und Redner unterwegs. Er motiviert Menschen dazu, ihre inneren Stimmen ernst zu nehmen, hilft ihnen zu besserer Leistung im Beruf, vor allem aber weist er immer wieder auf das hin, was er «Seilschaft mit Gott» nennt. So nennt er sein zentrales Programm, in dem er darauf hinweist, dass unsere grösste Challenge nicht in der Aussenwelt wartet, sondern in uns selbst. Er zeigt, wo wir wirkliche Ruhe und Erfüllung finden können und weist immer wieder auf die Wichtigkeit einer Lebensvision hin. Vieles davon ist auch ohne Gott denkbar und machbar. Doch Steve selbst möchte den Seilpartner, den er gefunden hat, nicht eintauschen, einen, der ihn festhält und nie loslässt.
Ein typischer Vortrag von Steve Kröger ist hier zu sehen, ein ausführliches Interview bei «alpha und omega» hier.
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Steve Kroeger
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Autor:
Hauke Burgarth
Quelle:
Livenet