«Gott hat einen Namen»
Beat Staub ist Pastor der FEG Muri-Gümligen, kennt John Mark Comer seit Jahren und praktiziert die geistlichen «Übungen» des Erfolgsautors privat und in der Gemeinde. «So wie ich Gott kenne, so lebe ich auch meinen Glauben», ist er überzeugt. «Gott hat nicht nur einen Titel, sondern Namen – darum lädt er uns ein, ihn persönlich kennenzulernen.» Das wird für Staub ganz praktisch: Er setzt sich beim Erwachen der Bibel aus, will in den ersten Minuten des Tages, noch im Bett, «von Gott angesprochen werden». Er sucht Zeiten des Gebets mit anderen. Er feiert als Familie den Samstag als Sabbat mit Gebet, Liedern und Ruhe – eben nicht den «Pastorenmontag», sondern den Tag, an dem seine Kinder frei haben. Diese einfachen Familienrituale haben z.B. dazu geführt, dass seine Kinder Dankbarkeit lernen und das auch selbst im Gebet ausdrücken.
Die Voraussetzung, die Comers geistlichen Impulsen zugrunde liegt, ist bekanntlich: «Wir werden Jesus ähnlich, wenn wir nahe bei ihm sind.» Staub: «Wenn wir nahe bei Gott sind, wird uns sein Wille etwas Natürliches. Wenn Gott aus der Ferne zu uns reden muss, ist es oft störend.» Den «Lebensstil» von Jesus lernen wir durch eine Reihe von geistlichen Disziplinen, von denen er eine in seiner Gemeinde jeweils für ein Jahr durcharbeitet und einübt.
Einfachheit, Grosszügigkeit…
Als Beispiel vertieft er im Gespräch das Thema «einfach leben», aus dem ganz natürlich «Grosszügigkeit» wächst. «Wir lernen Vertrauen, wenn wir mit unserem Besitz an eine Grenze kommen. Wir haben ja Versicherungen und Vorsorgepläne für alles – die Frage ist: Auf was und wen vertraue ich? Ein einfaches Leben trainiert dich darin.»
Einfachheit heisst nicht Knauserigkeit, sondern bringt im Gegenteil Grosszügigkeit hervor – ein Thema, das er ein Jahr lang mit der Gemeinde einüben will.
… und Ruhe des Sabbats
Ein markantes Kennzeichen von Menschen, die nahe bei Jesus leben, ist Ruhe. Wer sich auf Jesus selbst und sein Reich ausrichtet, hat dem Stress und der Hetze Ade gesagt. «Menschen, die den Sabbat halten, werden sieben Tage in der Woche anders.» Mit diesem Zitat bezeichnet der (kürzlich verstorbene) Alttestamentler Walter Brueggemann die Ruhe der Nachfolge als «Heilmittel gegen die vielen -ismen, die unsere Welt beherrschen». Der Sabbat bedeute: Ich vertraue drauf, dass ich ein Siebtel meines Lebens nichts Produktives machen muss und doch versorgt werde. Gott lehrt sein Volk durch die Sabbatruhe, die Leistungs-Mechanismen zu durchbrechen. Auch Flo Wüthrich weiss: «Wenn ich eine halbe Stunde Stille übe, lerne ich, dass Gott zuerst mich und dann durch mich die Welt verändert. Ich meine immer, ich könne doch noch recht viel machen – stille Zeiten sind eine Übung, dass er es eigentlich macht.»
Auch Freikirchen würden oft eher durch Leistungsdruck als durch Stille gekennzeichnet. «Was im Gottesdienst passiert, prägt das Glaubensleben. Und viele haben genug von dem 'Tempo, Tempo, Tempo'.» Beat Staub hat mit seiner Gemeinde gelernt, dass man nicht dem Aktivismus verfallen muss, sondern dass «Gott ständig Türen auftut, die wir gar nicht gesucht haben».
Vor allem Gott kennenlernen
Das neue Buch von John Mark Comer «Gott hat einen Namen» hält Staub darum für wichtig, weil es der Schlüssel ist für all die geistlichen Praktiken, die der Autor in seinen weiteren Büchern ausführt. «In dem aktuellen Buch lernen wir, wie Gott sich vorstellt: ein Gott der Grosszügigkeit, Liebe und Gerechtigkeit. Ein Gott, dem man voll vertrauen kann.» Es ist ganz logisch: «Wenn du Gott nicht kennst, hast du falsche Vorstellungen, und du machst falsche Sachen. So führt ein Chefgott immer zu frommem Leistungsdruck. Mit einem solchen Chef hat man keine Lust, viel Zeit zu verbringen. Aber den Gott, der er wirklich ist – den will man kennenlernen.» So bekommen die geistlichen Übungen und Praktiken der weiteren Comer-Bücher ihre richtige Motivation. Wobei John Mark Comer ja keine neuen Themen bringt, sondern die Impulse und Gedanken aus seinem Umfeld – etwa von Dallas Willard, Richard Foster, John Ortberg oder Peter Scazzero – aufnimmt und im Kurs «Practicing the Way» in einen lernbaren Lebensstil umsetzt.
Zum Talk:
Zum Buch:
«Gott hat einen Namen»
Zum Thema:
Dossier: Livenet-Talk
John Marc Comer: Gott hat einen Namen
Willow Creek Leitungskongress 2026: Live-Schalte mit John Mark Comer
Datum: 14.10.2025
Autor:
Reinhold Scharnowski
Quelle:
Livenet