Sie haben die Rechnung ganz offenbar ohne den Wirt gemacht: Pro Vorführung des Musicals «2dimensional» finden 500 Personen Platz in der Langenthaler Markthalle. Vier Auftritte waren geplant. Doch wegen der grossen Nachfrage musste bereits eine Extravorstellung angesetzt werden. Die Aufführungen finden nun vom 26. bis 30. Oktober statt. Rund 100 Jugendliche haben dieses Musical auf die Beine gestellt. Sie sind zusammengeschlossen in der ACJ, der Arbeitsgemeinschaft für offene christliche Jugendarbeit Langenthal. In den vergangenen Jahren fiel er dadurch – angenehm – auf, dass seine Mitglieder beim Bauamt kräftig mitanpackten. Ganz ohne Zustupf säuberten sie den Bach oder fegten nach dem 1. August die Strassen. In der neusten Aktion geht es um eine Liebesgeschichte, die auf eine Erzählung aus dem Alten Testament zurückgeht. Es ist ein Wirtschaftsmusical», sagt Sonia Lanz. Die Mitorganisatorin spielt dort «Denise», eine der Hauptpersonen. Philip und Denise sind ein junges Pärchen, doch das Glück kriegt eins mit dem Vorschlaghammer auf die Nase. «Philip bekommt Probleme in der Firma. Er wird fristlos entlassen, weil er eine Mitarbeiterin sexuell belästigt haben soll.» Denise, die im gleichen Betrieb arbeitet, kommt dadurch in den Klinsch. Die Geschichte stellt ihre Beziehung auf eine harte Probe. Sonja Lanz: «Als Denise das erfährt, ist für sie klar: Der ist total unschuldig.» Problematisch wird es aber, als eine Zeugin auftritt. «Da kriegt sie Zweifel und vertraut ihm nicht mehr ganz. Es entsteht eine Beziehungskrise vom Feinsten.» Philip ist verzweifelt und hat Angst, Denise zu verlieren. Seinen Job ist er ja bereits los. Er weiss nicht, wie das Ganze zu Ende geht. Lanz: «Dazu kommt, dass er sagt, er sei unschuldig!» Das Musical heisst «2dimensional». «Weil wir einfach zwei Dimensionen hervorheben wollen, die unserer Ansicht nach sehr wichtig sind: Die erste Dimension sind die Beziehungen untereinander, also zwischen den Menschen. Die zweite Dimension ist die Beziehung zu Gott.» Vor anderthalb Jahren habe man gemerkt, «dass wir sehr viele junge begabte Menschen bei uns haben.» Die Jugendlichen entschieden sich, ein Musical aufzuführen. «Wir überlegten, ob wir ein bestehendes nehmen oder lieber selber eines schreiben sollten.» Die ACJler entschieden sich dafür, eine Geschichte aus der Bibel in die heutige Zeit zu versetzen. «Es ist die Esther-Geschichte in einer modernen Fassung.» Die ursprüngliche Fassung handelt vom persischen König Xerxes, der eine Frau suchte. Zuletzt heiratet er die schöne junge Jüdin Esther, die aber ihre Wurzeln verheimlicht. Später plant ein Spitzenbeamter von Xerxes einen Genozid am jüdischen Volk. In beispielloser Entschlossenheit rettet Esther ihr Volk, und der Intrigant wird selber ans Messer geliefert. Im Musical ist ein Herr Bigler der zuverlässige Geschäftsführer einer Firma, also der „König“. Herr Murdock, ebenfalls Mitglied der Geschäftsleitung, will selbst an die Spitze vordringen, und intrigiert. Er verspricht Philip einen beruflichen Aufstieg, wenn dieser stillschweigend eine diffuse Zahlung abwickelt. Philip weigert sich, und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Website: www.2dimensional.ch Hat er oder hat er nicht?
Zwei Dimensionen und Königin Esther
Esther – die Schönheit aus dem Orient
Stimmen aus dem Patronatskomitee:
Hans-Jürg Käser, Stadtpräsident von Langenthal
«Sonja Lanz war zweimal bei mir. Ich habe eine Hochachtung vor den jungen Leuten, die das konzipiert haben und auf die Bühne bringen. Das finde ich sensationell. Ich bin im Patronatskomitee, denn wenn junge Menschen so etwas auf die Beine stellen, dann muss ich das ideell unterstützen.» Heiner Studer, Nationalrat EVP
«Es sind viele junge Menschen dabei, nicht nur ein paar einzelne. Ich finde es wichtig, dass so viele Jugendliche ein christliches Projekt anpacken. Sie gehen von einer bestimmten menschlichen Situation aus und wollen Betroffenheit auslösen. Ich wurde periodisch über den Stand des Projekts informiert. Selber habe ich mich schon immer mit Kultur beschäftigt. Im Nationalrat bin ich in einer solchen Kommission, und in der Stadt Wettingen war ich 16 Jahre lang in der Kulturkommission. Am 26. Oktober bin ich dabei, zusammen mit dem Musiker Gordon Schultz, der mein Nachbar ist.» Martin Lerch, Regierungsstatthalter des Amts Aarwangen
«Es ist eine sinnvolle Aktivität von engagierten, jungen Leuten. Ich finde es positiv, wenn sich die jüngere Generation frühzeitig mit schönen und auch schwierigeren Aspekten des Lebens befasst – vor allem, wenn es in der Form eines Mundart-Musicals daherkommt. Ich finde, das ist in unserer Konsum- und Singlegesellschaft ein unterstützenswerter Beitrag. Auch aus diesem Grund bin ich im Patronatskomitee.» Heinz Dätwyler, EVP-Grossrat (Kanton Bern)
«Ich habe den Trailer gesehen. Ich finde es gut, dass junge Menschen eine solche Arbeit machen. Sie haben sich während Monaten ’reingehängt und das durchgezogen. Das überzeugt mich, und ich bin sicher, dass das auch Anerkennung finden wird. Ich lasse mich überraschen. Bei der Premiere werde ich mit meiner Frau dabeisein. Ich kenne verschiedene, die bei diesem Musical mitmachen.»
Datum: 20.10.2005
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch