"Eine ganz spezielle Weihnacht"

Cevi

Am 25. Dezember fand in Basel zum 110. Mal die Kundenweihnacht, genannt "Kundi" statt. Mit gesammelten Spenden und mit Unterstützung der Christoph Merian Stiftung und der BaZ organisiert der CEVI die Weihnacht für Sozialhilfebezüger, Familien und Einsame aus Basel.

Die Atmosphäre ist herzlich und auf vielen Gesichtern spiegeln sich freundschaftliche Wärme, obwohl das Nebenan und Gegenüber meist fremd ist. Einige diskutieren, andere werfen hin und wieder eine Bemerkung in die Runde, wieder andere geniessen leise das Zusammensein mit Feiernden. Wie das Essen serviert wird, fällt der Lärmpegel beträchtlich ab und die Schinkli mit gemischtem Salat werden genüsslich verspeist. Einige verlangen zwei oder gar drei Portionen, wie ein 76 Jähriger mit langem Bart: "Ich komme seit 1982 jedes Jahr an die Kundi, weil die Atmosphäre so schön ist, und das Essen so gut schmeckt."

Eine gepflegte Dame um die 70. am anderen Ende des gefüllten Saals - kein Platz ist mehr frei - freut sich über die Bedienung: "Die Helfer sind ausserordentlich freundlich und aufmerksam. Ich komme seit über 20 Jahren hierher. Was soll ich alleine zu Hause herrumsitzen?"

Roman, 25, ehemaliges Mitglied des CEVI Basel, hilft jedes Jahr an der Kundi, weil er sie etwas Sinnvolles findet. „Menschen zu beschenken ist für mich eine wichtige Sache. Das ist für mich Weihnachten"

Zwei ältere Damen im Rollstuhl, die ganz am Rand eines langen Tisches speisen, werden von ihren Tischnachbarn aufmerksam betreut. Das Fleisch wird zerkleinert und alkoholfreies Bier nachgeschenkt. Jeder Gast scheint sich um seinen Nachbarn zu kümmern, während die fleissigen Kundihelfer eifrig um die Tische flitzen.

Hans Eberhard, Organisator der Kundi Basel, dazu: "Wir haben jedes Jahr mehr Helfer, dieses Jahr mussten wir 8 abweisen, weil wir mit 60 schon an der oberen Grenze sind. Schön ist aber, dass die Helfer dann immer wieder Zeit finden für ein Gespräch mit den Gästen oder eben "Kunden", wie sie vor 110 Jahren genannt wurden." Das Publikum ist gemischt und jedes Jahr anders. Junge Frauen und Männer sitzen zwischen älteren, einsamen Menschen, Familien mit kleinen Kindern zwischen Randständigen. Hans Eberhard wirft stets ein Auge auf die Helfer, gibt den vielen Journalisten von Print und Fernsehen willig Auskunft, sagt die Band an, die die Gäste unterhalten wird. Er ist ein alter Hase in diesem Geschäft, doch sein Beinleiden macht ihm zu schaffen. Nun sucht er einen Nachfolger für die Organisation der Kundi: "Es wäre schön, wenn die Kundi weiterhin bestehen würde. Aber solange ich noch mit eigener Kraft auf die Bühne komme, mache ich weiter."

Mittlerweile tanzen die Kinder zur Musik der Country-Band und zwei kleine Mädchen singen aus vollem Leib mit. Die Zeit ist bereits fortgeschritten, als Hans Eberhard die Guggen ankündigt. Jeder Gast erhält an der Kundi noch ein Geschenk in Form einer Tüte mit Honig, Wollsocken und Salami – ein Geschenk, das unter den Besuchern sehr beliebt ist.

Die Kinder tanzen weiter, auch wenn die Musik schon längst aufgehört hat und die Guggen am Ausgang bereitstehen. Ein jeder nimmt eine Gugge mit, doch ist wohl das grösste Geschenk an diesem Abend die Herzlichkeit von Hans Eberhard und seinen Leuten, mit der jeder empfangen und wieder verabschiedet wurde.

Datum: 26.12.2005
Autor: Iris Muhl
Quelle: Livenet.ch

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