Laut Alliance Sud ist die Gentechnologie ungeeignet, die Ernährungsprobleme in Entwicklungsländern zu lösen. „Sie fördert die Verdrängung der Kleinbauern und macht sie von grossen Agrokonzernen abhängig.“ Ein Moratorium in der Schweiz ist gemäss den Hilfswerken ein wichtiges Signal der Unterstützung für jene, die sich im Welt-Süden gegen die Gentechnologie wehren. Die entwicklungspolitische Arbeitsgemeinschaft von Swissaid, Fastenopfer, Brot für alle, Helvetas, Caritas und Heks legte am Freitag in Bern ihre Argumente dar, die auf ein klares Ja zur Initiative hinauslaufen. Die Behauptung der Gentechnologie-BefürworterInnen, diese trage zur Bekämpfung des Hungers bei, sei falsch: „Hunger ist nicht eine Frage der Menge, sondern der Verteilung von Land und von Einkommen“, sagte Michèle Laubscher von Alliance Sud. Die kleinbäuerlichen Partnerorganisationen der Hilfswerke in den armen Ländern lehnen die Gentechnologie ab, weil sie die sozialen Probleme verschärft. Die Gentechnologie ist auf grosse Produzenten und Agrarfirmen ausgerichtet und beschleunigt die Verdrängung der kleinen Bauern. In Argentinien habe der Anbau von gentechnisch veränderter Soja zum Verschwinden von über 150'000 Kleinbetrieben beigetragen. Zudem sei das gentechnisch veränderte Saatgut wegen den Patentgebühren teurer als das herkömmliche und werde von nur sechs Grossfirmen kontrolliert. „Das treibt die kleinen Bauern und Bäuerinnen in die Verschuldung und macht sie von den Agrokonzernen abhängig“. Heute sei die Gentechnologie nur in einzelnen Schwellenländern wie Brasilien und Argentinien (Soja-Produktion) sowie China (Baumwolle) verbreitet, aber nur wenig in eigentlichen Entwicklungsländern, erklärten die Hilfswerk-Vertreterinnen weiter. Viele Kleinbauernorganisationen und Regierungen in Afrika, Lateinamerika und Asien wehrten sich gegen eine Zulassung von gentechnisch verändertem Saatgut, wie dies vor allem die USA und die grossen Saatgutfirmen verlangten. „Für diese Länder und Bauern ist es ein wichtiges Unterstützungssignal, wenn die Schweiz ein Moratorium einführen würde“, betonte Michèle Laubscher von Alliance Sud. „Dies um so mehr, als Syngenta, eines der weltweit grössten Saatgut-Unternehmen, in der Schweiz beheimatet ist.“ Syngenta fahre insbesondere in Westafrika eine aggressive Strategie für die Zulassung von gentechnisch verändertem Saatgut. Die Bauernorganisation Deccan Development Society (DDS) hat im indischen Bundesstaat Andra Pradesh während drei Jahren den Anbau von traditioneller und gentechnisch veränderter (Bt-) Baumwolle verglichen. Resultat: Die Kleinbauern mussten bei der Bt-Baumwolle ebenso viele Pestizide einsetzen wie bei den konventionellen Sorten, brauchten aber mehr Wasser und Dünger. Zudem war das Bt-Saatgut drei- bis viermal teurer. „Bauern, die Bt-Baumwolle anpflanzten, verdienten bis zu 60 Prozent weniger als jene, die beim traditionellen Saatgut blieben“, erklärte P.V. Satheesh. Die Studie trug massgeblich dazu bei, dass die Regierung die Zulassungsbewilligung für Bt-Baumwolle nicht verlängerte. Brigitte Oehen vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) rief dazu auf, in der Entwicklungszusammenarbeit statt auf Gentechnologie auf Biolandbau zu setzen. Nur so könnten, ausgehend vom traditionellen Wissen, die Anbaumethoden verbessert werden, „ohne die wirtschaftliche Situation zu verschlechtern, ohne neue Abhängigkeiten zu schaffen und ohne die natürlichen Ressourcen zu beeinträchtigen“.Dem Hunger hilft Gentechnologie nicht ab
Kleinbauern werden abhängig von Konzernen
Kampf um Saatgut-Zulassung
Syngenta in Westafrika
GVO-Saatgut teurer – ohne Pestizide gehts auch da nicht
Auf Entwicklungszusammenarbeit und Biolandbau setzen
Datum: 07.11.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch