In einer Studie wurden 2134 Mitarbeiter in 33 Unternehmen befragt. Was wollte man genau herausfinden? Die Fragestellung zielte darauf ab, ob die gelebten Werte in einem Unternehmen einen wissenschaftlich haltbaren Zusammenhang zum Unternehmenserfolg haben und wie gross dieser Einfluss ist. Dazu Prof. Dr. Andreas Herrmann, Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement der Universität St. Gallen: "Die wissenschaftliche Erforschung des Zusammenhangs von Unternehmenswerten und dem Unternehmenserfolg hat in den letzten Jahren vor allem im US-amerikanischen Raum ein verstärktes Interesse erfahren. Trotz dieses Forschungsbooms fehlen noch immer theoretische Modelle, die erklären, wie der Zusammenhang zwischen Werten und Erfolg vermittelt wird. Die Deep-White-Studie trägt dieser wissenschaftlich höchst relevanten Fragestellung Rechnung." Mit den ersten Teilergebnissen der Studie "Wertekultur als Erfolgsfaktor in evangelischen Krankenhäusern", die vom Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes e.V. (DEKV) in Stuttgart kürzlich vorgestellt wurde, zeigen sich die Klinikchefs sehr zufrieden. Tenor des Fazits: Sozialeinrichtungen, Kliniken oder Unternehmen, die in christlicher Trägerschaft sind, sind erfolgreicher als andere Anbieter im Gesundheitswesen. "Dass Ethik und Werte zentrale Elemente unserer Einrichtungen sind, steht ausser Frage. Dass dies zu besserer Qualität führt und ein Mehr an Leistung und Wirtschaftlichkeit bedeutet, hat nun die Studie gezeigt", freut sich Otto Buchholz, Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes. Beispielsweise sei die Identifikation der Mitarbeiter mit ihrer Arbeit in untersuchten christlich geführten Häusern sehr hoch. Nach Meinung der Schweizer Wissenschaftler liegt das nicht zuletzt daran, dass die Organisationen evangelischer Krankenhäuser vergleichsweise offene Hierarchien vorweisen. Ebenso seien weitere Werte, die in vielen Unternehmen bremsend auf den Erfolg wirken, in evangelischen Krankenhäusern deutlich geringer ausgeprägt: so zum Beispiel würden Arbeitsergebnisse der Mitarbeiter nicht zu streng mit Zielvorgaben abgeglichen, bei Entscheidungen würden nicht nur sachliche Argumente, sondern auch Emotionen eine Rolle spielen. "Wir unterscheiden uns nicht von privaten oder öffentlichen Trägern in der medizinischen Leistung und Pflege, in dem Vorantreiben von integrierten Versorgungsmodellen, modernen Ausbildungsplätzen, attraktiven Arbeitsplätzen – aber wir haben ein Mehr, ein qualitatives Plus durch unsere Mitarbeiter", betont denn auch DEKV-Chef Buchholz. Christlich geführte Krankenhäuser haben im Vergleich zu anderen Häusern auch mit Nachteilen zu kämpfen. Der Gemeinsinn sei in diakonischen Häusern stärker ausgeprägt als die Förderung der individuellen Leistung, ergab zum Beispiel die Befragung der Mitarbeiter. Die Entfaltung der Kreativität des Einzelnen im Sinne der unternehmerischen Mitwirkung sei daher weniger gefordert als in echten Wirtschaftsunternehmen. So würden einerseits Kreativität und Wandlungsbereitschaft weniger gelebt und andererseits das Wissen der Mitarbeiter nicht in dem Masse genutzt wie vergleichsweise in Wirtschaftunternehmen. Weiter sei zu vermuten, dass die "Anerkennungen von Leistung" – monetär wie nicht-monetär – deutlich geringer seien als in Wirtschaftsunternehmen. In diesem Bereich sehen denn sowohl die Autoren der Studie als auch die Klinikchefs Handlungsbedarf. Unter dem Motto "Lernen von den Besten" soll entsprechend in den nächsten Monaten ein Austausch zwischen den Mitarbeitern der evangelischen Häuser stattfinden. Die Mitarbeiter der 21 DEKV-Kliniken hatten sich bei der Befragung in einem Online-Fragebogen über ihre Wertevorstellungen geäussert. Bei der Bewertung wurde die bereits oben erwähnte Grundlagenstudie herangezogen. "Wichtig für uns ist, auch die Führungskräfte nicht aus ihrer ethischen Verantwortung zu entlassen", so Buchholz. Ethisches Handeln sei nicht nur das Anliegen der Basis, zum Beispiel der Krankenschwester und des Krankenhausseelsorgers. Vom mittleren Management aufwärts gebe es Führungspersönlichkeiten, die das Bild der Diakonie nach innen und aussen nicht nur praktizierten, sondern auch lebten. Jedes dritte deutsche Krankenhaus wird übrigens in konfessioneller Trägerschaft geführt. Etwa 300 000 Beschäftigte versorgen im Jahr über sechs Millionen Patienten. "In wirtschaftlich schwachen Regionen ist der kirchliche Träger häufig der grösste Arbeitgeber", so Buchholz. Die evangelischen Träger seien sich dieser sozialen Verantwortung bewusst. Quellen: MCM, Deep White, Ärztezeitung, LivenetWerte als Erfolgsgaranten
Identifikation mit der Arbeit ist hoch
Individuelle Leistung wird nicht so stark gefördert
„Diakonie leben“
Datum: 11.12.2005