«Das ist nicht Natur, sondern Geist»

«Hinter alternativen Behandlungsangeboten stehen oft finstere geistige Mächte.» Das sagt Esoterik-Spezialist Hanspeter Nüesch. Darum wehrt sich der Leiter von Campus für Christus gegen die Aufnahme der Komplementärmedizin in der Bundesverfassung, über welche die Schweiz am 17. Mai abstimmt.
Geistheilmethoden
Hanspeter Nüesch

idea Spektrum: Warum sollte man leidenden Menschen keine Behandlung ermöglichen, die über die reine Schulmedizin hinausgeht?
Hanspeter Nüesch:
Gegen ein umfassendes Behandlungsangebot, das auch die Situation des Patienten einbezieht, ist nichts einzuwenden. Allerdings gilt es zu unterscheiden zwischen weltanschaulich neutralen Methoden und Heilverfahren, hinter denen ein spezifisches religiöses Weltbild steht.

Wo ist das der Fall?
Die Initianten wollen, dass unter gewissen Auflagen folgende fünf Heilverfahren in die obligatorische Grundversicherung aufgenommen werden: Anthroposophische Medizin, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie und Traditionelle Chinesische Medizin. Während die Phytotherapie, also die Pflanzenheilkunde, vom christlichen Glauben her unbedenklich ist, handelt es sich bei der anthroposophischen Medizin, der Homöopathie und der Traditionellen Chinesischen Medizin um Heilmethoden, hinter denen ein gewisses esoterisch-geistiges Weltbild steht, das mit dem christlichen Glauben unvereinbar ist. Korrekterweise müssten sie als Geistheilmethoden bezeichnet werden.

Was ist problematisch an «Geistheilmethoden»?
Tatsächlich dürfen nicht alle alternativen Heilmethoden der Esoterik zugerechnet werden. Wie hätte sonst «Christen im Dienst an Kranken» (CDK), ein Arbeitszweig von Campus für Christus, unter der Leitung des Pflegefachmanns Rolf Nussbaumer eine «Schule für Christlich ganzheitliche Heilverfahren» aufbauen sollen? Es lohnt sich, seine Bücher «Phytotherapeutika» und «Alternativmedizin» zu lesen. Nun sind aber drei der Heilmethoden klar religiös-esoterischen Ursprungs. Langjährige seelsorgerliche Erfahrung zeigt, dass die Beanspruchung der Homöopathie und der anthroposophischen Medizin immer wieder unliebsame geistige Nebenwirkungen mit sich bringt, die sich bei der Homöopathie in einer geistigen Schläfrigkeit ausdrücken kann.

Ich habe oft erlebt, dass Menschen, die früher homöopathische Mittel beanspruchten und diese dann unter Gebet absetzten, eine neue innere Freiheit und geistige Frische empfanden. Auch das hinter der anthroposophischen und der chinesischen Medizin stehende Weltbild ist dem christlichen Glauben diametral entgegengesetzt. Dahinter steht, wie bei der Homöopathie, nicht Natur, sondern Geist, und zwar unchristlicher Geist. Dahinter stehen magische Vorstellungen. Die Bibel bezeichnet es als «Zauberei» und verbietet diesen Aberglauben scharf.

Man kann auch einfach das Mittel nehmen, ohne gleich an «Zauberei» zu denken.
Natürlich ist jedem anheimgestellt, ob er diesen magischen Zauber beanspruchen will. Bei aller Sympathie für ganzheitliche Heilmethoden finde ich es aber stossend, dass durch die Aufnahme der Komplementärmedizin in die Bundesverfassung Methoden und Therapien, die einem eindeutig nichtchristlichen Weltbild entspringen, auch noch staatlich sanktioniert und gefördert werden sollen. Wie ist das vereinbar mit der Präambel der Bundesverfassung «Im Namen Gottes, des Allmächtigen»?

Warum ist der weltanschauliche Hintergrund der Komplementärmedizin öffentlich kein Thema?
Erstens einmal haben viele genug von der teuren Apparatemedizin und der «Chemie» und sind auf der Suche nach sanfteren, ganzheitlicher wirkenden Heilmethoden, was grundsätzlich zu begrüssen ist. Dann ist es nicht einfach, das Weltbild eines Rudolf Steiner, des Begründers der Anthroposophie, oder eines Samuel Hahnemann, des Begründers der Homöopathie, zu verstehen. Auch möchte man nicht als intolerant gelten, indem man andere Weltanschauungen verurteilt, vor allem wenn es noch um sogenannt ganzheitliche Heilverfahren geht. Ganzheitlichkeit ist sicher auf manchen Lebensbereichen ein anstrebbares Ziel. Zudem sagen sich viele: «Wenn es nur nützt!», ohne aber die geistigen Nebenwirkungen des Aberglaubens zu betrachten.

Mit welchen Folgen?
In Doppelblindstudien hat sich gezeigt, dass mit homöopathischen Mitteln keine Wirkungen erzielt werden. Allerdings ist generell ein Placeboeffekt zu beobachten, wenn man von etwas stark überzeugt ist. Bei esoterisch inspirierten Heilmethoden kommt der Aberglaube an geistige Mächte dazu. Als Christ bin ich überzeugt, dass jegliche Hilfe von widergöttlichen Mächten auf Kosten der geistlichen Gesundheit geht. Die langjährige Erfahrung bestätigt es leider.

Zur Person
Hanspeter Nüesch, Leiter von Campus für Christus Schweiz, hat sich intensiv mit der Komplementärmedizin beschäftigt. Als christlicher Studentenberater in Zürich musste er sich mit anderen Religionen und besonders mit der hinduistischen und buddhistischen Weltanschauung befassen. Später weitete sich sein Interesse auf den breiten Bereich der Esoterik aus. Er begegnete vielen Personen, die esoterischem Gedankengut anhingen und esoterisch geprägte Heilmethoden praktizierten. Er hat zwei vielbeachtete Magazine zum Thema Esoterik herausgegeben.

Datum: 05.05.2009
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: Neues Leben

Werbung
Livenet Service
Werbung