Archiv für christliche Popmusik eröffnet
Die Universität Leipzig beherbergt künftig ein Musikarchiv für christliche Popmusik. Das sogenannte Schallarchiv enthält rund 45’000 Musiktitel, verteilt auf LP, CD, MC, Tonbänder und auch Schellackplatten.
Damit ist es nach eigenen Angaben das grösste Archiv dieser Art weltweit. Die Sammlung wurde bereits 1992 durch die «Arbeitsgemeinschaft Musik» aufgebaut und später vom «Bundesverband Kulturarbeit in der evangelischen Jugend» (bka) übernommen.
Seit 2003 befand es sich in den Privaträumen des Bundestagsmitglieds Thomas Feist (CDU), dem damaligen Vorsitzenden des Verbandes. Feist war am Aufbau des Audioarchivs massgeblich beteiligt. «Ich bin mir sicher, dass durch die Übernahme des Schallarchivs in den Bestand des Liturgiewissenschaftlichen Instituts die interdisziplinäre Forschung zur christlichen Popularmusik neuen Schwung erhält», hofft Feist.
Gerade im Hinblick auf die Erforschung der «Liturgie des Alltags» oder die stete Erneuerung reformatorischer Ansätze sei das Archiv ein Gewinn. «Ich wünsche dem Institut, dass mit der Übernahme des Archivs neue Impulse gegeben werden.»
Blick erweitern
Der Leiter des Liturgiewissenschaftlichen Instituts, Alexander Deeg, hob hervor, «dass die Musikstadt Leipzig nicht nur für Bach, Mendelssohn und Wagner, sondern ab Oktober auch für die grösste Sammlung von Werken christlicher Popularmusik» stehe. Erstmals sei es möglich, der Entwicklung dieser Musikgattung von den Anfängen bis in die Gegenwart nachzugehen. Dies werde kirchengeschichtlich, religionssoziologisch sowie praktisch-theologisch geschehen.
«Das Liturgiewissenschaftliche Institut der VELKD weitet seinen Blick und nimmt die Vielfalt dessen wahr, was sich im Bereich der christlichen Musik in Gemeinden und ausserhalb von Gemeinden in den vergangenen Jahrzehnten getan hat», so Deeg.
Lieder aus allen Genres
«Das Besondere der Sammlung sind vor allem die Tonbandaufnahmen aus Jugendveranstaltungen in der DDR», berichtet der projektverantwortliche Stefan Körner. Die Sammlung umfasst Lieder aus allen Genres - von Punk und Metal über Rock, Pop, Gospel bis hin zu Techno und Dancefloor.
Etwa die Hälfte des Liedguts stamme aus dem Ausland, davon ein grösserer Teil aus Tschechien. Das älteste Lied der Sammlung ist «Danke» von Kirchenlieder-Komponist Martin Gotthard Schneider, das 1961 veröffentlicht und in mehr als 25 Sprachen übersetzt wurde.
Von besonderem Wert seien 150 Schellack-Platten mit historischen Aufnahmen. In den kommenden zwei Jahren soll der Bestand wissenschaftlich aufbereitet und digitalisiert werden. Ein Internet-Zugriff auf die Musikstücke soll indes nicht ermöglicht werden. Künftig soll die Ausstellung dienstags bis donnerstags der Allgemeinheit zur Verfügung stehen.
Datum: 04.10.2012
Quelle: Livenet / epd / pro / VELKD