Eveline Widmer-Schlumpf

Grosszügig durch die Weihnachtszeit

Es gibt in der Schweiz wahrscheinlich nur wenige Menschen, die sich nicht auf Weihnachten freuen. Würde man nachfragen, auf was sich denn die Bevölkerung genau freut, würden wir wohl sehr unterschiedliche Antworten erhalten.
Evelyne WidmerSchlumpf

Sicherlich würde ein Teil der Befragten erklären, es sei das Gedenken an die Geburt von Jesus Christus, auf das sie sich am meisten freuen. Ein Grossteil der Menschen freut sich aber vermutlich einfach auf einige Tage des Innehaltens, auf ein paar der immer seltener gewordenen Momente, die man mit der Familie und guten Freunden verbringen kann.

Muss es uns aus christlicher Warte betrachtet beunruhigen, wenn sich dieses wichtige Fest im Kirchenjahr für viele Menschen auf eine kurze Zeit der besinnlichen Ruhe und der Entspannung reduziert? Ich meine: Nein. Denn auch das gehört zu Weihnachten. Und es ist gerade dieser Aspekt, der gläubige mit den eher passiven Christen zu verbinden vermag. Doch nicht nur sie, sondern auch Andersgläubige werden durch die zum Teil althergebrachten Weihnachtsbräuche und die festliche Stimmung, zu der auch das weihnächtliche Liedgut einen Teil beiträgt, in den Bann gezogen. Betrachtet man diese Brückenfunktion des Weihnachtsfestes, so darf das all jene mit Genugtuung erfüllen, die sich, wie die Schweizerische Evangelische Allianz, dafür einsetzen, das Miteinander zu fördern.

Kehrseite des besinnlichen Weihnachtsfests ist der Geschenkerummel, der in der Adventszeit für viele Leute zu einem zusätzlichen Stressfaktor wird. Wenn die vorliegende Zeitung dem Thema «Grosszügigkeit» gewidmet ist, wird damit sicher nicht dem grossen Kommerz das Wort geredet. Grosszügigkeit im christlichen Sinn bedeutet etwas ganz anderes, nämlich – beispielsweise – etwas für Mitmenschen zu tun, denen es weniger gut geht. Das kann eine materielle Geste sein, aber ebenso ein Gespräch auf einem winterlichen Spaziergang oder einfach ein deutliches Zeichen an unser Gegenüber, dass wir für ihn oder sie da sind. Ein offenes Herz zu haben für andere – wenn uns das gelingt, sind wir wieder ganz nahe am ursprünglichen Weihnachtsgedanken.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern Grosszügigkeit im Herzen sowie ein ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest.

Dieser Text wurde uns freundlicherweise von der «viertelstunde für den Glauben» zur Verfügung gestellt.

Datum: 24.12.2012
Autor: Eveline Widmer-Schlumpf
Quelle: viertelstunde für den Glauben

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