«Chouf-nüt-Tag» wächst

Kein Verzicht auf den Verzicht

Der «Chouf-nüt-Tag» zieht immer weitere Kreise. Zum zehnten Mal war «Christnet» dabei. Die christlichen Konsumkritiker gingen in Bern und Genf auf die Strasse und luden zu einer Liturgie. Der Wunsch ist, 2013 in weiteren Städten präsent zu sein.
«Chouf-nüt-Tag» in Genf
Innehalten im (Konsum-)Alltag

Der Tag, den die Wirtschaft nicht zu favorisieren weiss, ist dezentral organisiert, sagt «Christnet»-Koordinator Samuel Ninck-Lehmann. «Jede Organisation, die will, kann mitmachen.» Vor einigen Jahren wurde der Tag in Kanada entwickelt, inzwischen wird er in rund 60 Ländern durchgeführt. Zum zehnten Mal ging auch «Christnet» Ende November auf die Strasse, in Bern und Genf. «Wir verteilten kostenlose Sandwichs und einen Zettel, auf dem ‚(K)einkaufszettel‘ stand, mit Dingen, die nichts kosten; die Oma besuchen, etwas mit Freunden unternehmen und so weiter.»

Inzwischen werde auch eine Liturgie durchgeführt, ein reformierter Pfarrer orientierte anhand des «Prediger»-Buches aus der Bibel über die Last des Reichtums. Als Kontrapunkt zur Konsumwelt. «Uns ist der Link zwischen Konsum und Glaube wichtig», bilanziert Ninck-Lehmann. Das Interesse wächst, mit Grünen und Kommunisten setze sich «Christnet» für Wirtschaftsschrumpfung ein, das Konsumverhalten werde kritisch hinterfragt und ein einfacherer Lebensstil befürwortet.

Nächstes Jahr in Zürich?

Der Tag werde bekannter und auch in den Medien häufiger erwähnt. So zum Beispiel in der «Berner Zeitung», in einem Hintergrund-Bericht zum Thema Verzicht. Ninck-Lehmann wünscht sich, dass er künftig noch in weiteren Städten durchgeführt wird, zum Beispiel in Basel, Olten und Zürich; am besten begleitet von einer Liturgie.

Bei der letzten Ausgabe fand die Feier unter dem Titel «Das Beste im Leben ist gratis» statt. Verschiedene Teilnehmer entdecken, dass der christliche Glaube etwas zum Konsumverhalten zu sagen hat.

«Immer mehr Herzen bewegt»

Thomas Wieland, der den letzten «Christnet»-Auftritt in Bern organisierte, erklärt: «Als reicher Schweizer durch den Konsum von vielen Gütern Komplize der Ausbeutung vieler Mitmenschen und der Umwelt zu sein, ist eine höchst traurige Tatsache, die immer mehr Herzen zu bewegen scheint. Wie der Tag im 2013 aussehen soll, ist noch offen und wird noch mit den Mitorganisatoren besprochen. Von mir aus kann die Form der Feier in der Heiliggeistkirche beibehalten werden. Persönlich finde ich, dass der ‚Chouf-nüt-Tag‘ mich auch anregt, wieder selbst zu beginnen, etwas Materielles zu produzieren.»

Als Teilnehmerin dabei war unter anderem Claudia Bodenmann. Für sie bedeutete der «Chouf-nüt-Tag», im (Konsum-)Alltag auch einmal inne zu halten. Das helfe, einen Blick auf das Wesentliche zu richten. «Gemeinsam mit anderen Menschen, welchen ihr Konsumverhalten nicht einfach egal ist, zu feiern und mich an andere Lebensaufgaben zu erinnern. Ich möchte mich nicht von Werbung und Konsum steuern lassen. Da gibt es Menschen auf dieser Erde, die auf unsere Hilfe, Unterstützung, Gebet, Einstehen für Gerechtigkeit und Solidarität angewiesen sind.»

«Es wirkt ansteckend»

Claudia Bodenmann sagt, sie sei überzeugt, dass es noch mehr Menschen gebe, denen soziale Gerechtigkeit nicht egal ist. «Das beginnt eben auch beim Thema Konsum. Ein Lebensstil, welcher unter anderem auf bewussten Einkauf und auch mal Verzicht setzt, regt zum Nachdenken an. Dies wirkt im besten Fall auch ansteckend.»

Der «Chouf-Nüt-Tag» habe sie motiviert, am Thema dran zu bleiben. «Ebenso ist es ermutigend, zu wissen, dass noch weitere Personen sich einsetzen. Gemeinsam können wir etwas bewirken und Gott ist mit dabei.»

Der Chouf-Nüt-Tag wird immer am letzten Samstag im November durchgeführt, der Nächste folgt am 30. November 2013.

Datum: 09.01.2013
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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