2024 über 2'200 antichristliche Hassverbrechen in Europa
Dem OIDAC-Bericht zufolge wurden die meisten antichristlichen Hassverbrechen in Frankreich, Grossbritannien, Deutschland, Spanien und Österreich verzeichnet.
Im Laufe des Jahres 2024 kam es zu mehreren schweren Vorfällen:
- Im Januar 2024 wurde ein Mann bei einem IS-bezogenen Angriff während der Sonntagsmesse in einer katholischen Kirche in Istanbul erschossen.
- Im September 2024 wurde eine historische Kirche in Saint-Omer, Frankreich durch Brandstiftung fast vollständig zerstört.
- Im November 2024 wurde ein 76-jähriger Mönch bei einem Angriff auf ein spanisches Kloster getötet und weitere Personen verletzt.
OIDAC Europe dokumentierte im Jahr 2024 unabhängig 516 antichristliche Hassverbrechen; wenn Diebstähle und Einbrüche in religiösen Stätten mitgerechnet werden, steigt die Zahl auf 1'503 Vorfälle. Alarmierend ist, dass 94 Brandanschläge registriert wurden – fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Ein Drittel (33) davon ereignete sich in Deutschland, wo die Bischofskonferenz kürzlich warnte, dass «alle Tabus gebrochen» seien, was die Zerstörung von Kirchen angeht.
Auch Bericht von OSZE
Die Veröffentlichung des Berichts der OSZE/ODIHR über Hassverbrechen vom Oktober 2025 stellt die neuen Erkenntnisse von OIDAC Europe in einen grösseren Zusammenhang. Im Jahr 2024 meldeten europäische Regierungen und zivilgesellschaftliche Organisationen mehr als 3'000 antisemitische, 1'000 antichristliche und 950 antimuslimische Hassverbrechen an das ODIHR, obwohl mehrere Staaten ihre Daten nicht übermittelt haben.
Motive: Radikale Ideologien
Die Ermittlung des Motivs für antichristliche Hassdelikte ist schwierig, da viele Täter nicht gefasst werden, heisst es in dem Bericht. Von den 93 dokumentierten Fällen, in denen das Motiv ermittelt werden konnte, waren die treibenden Faktoren radikalislamistische Ideologie (35), radikale linke Ideologie (19), radikale rechte Ideologie (7) und andere politische Motive (11). Ausserdem gab es 15 Fälle, in denen satanische Symbole oder Bezüge eine Rolle spielten.
Rechtliche und soziale Behinderungen
Über Hassverbrechen hinaus identifizierte OIDAC Europe zahlreiche Fälle von rechtlichen und sozialen Einschränkungen, von denen Christen in ganz Europa in den Jahren 2024 und 2025 betroffen waren. Mehrere Personen wurden aufgrund von «Pufferzonengesetzen» wegen stiller Gebete in der Nähe von Abtreibungskliniken strafrechtlich verfolgt. In einem Fall wurde der britische Armee-Veteran Adam Smith-Connor von einem britischen Gericht verurteilt, weil er mit leicht gesenktem Kopf in stiller Andacht stand, während er sich innerhalb von 100 Metern Entfernung von einer Klinik befand.
Im Oktober 2025 verhandelte der Oberste Gerichtshof Finnlands den Fall der Abgeordneten Päivi Räsänen, die wegen angeblicher «Hassrede» strafrechtlich verfolgt wurde, nachdem sie 2019 einen Bibelvers zitiert hatte, um die Haltung ihrer Kirche zu Pride-Veranstaltungen in Frage zu stellen.
Zu den von OIDAC Europe dokumentierten rechtlichen Fällen gehören auch:
- Ein Schweizer Gericht verweigert einer katholischen Mädchenschule öffentliche Mittel mit der Begründung, dass die Schule als katholische Schule, die nur Mädchen vorbehalten ist, «Diskriminierung» praktizieren würde.
- Ein spanisches Gericht, das gegen eine ausschliesslich männliche religiöse Bruderschaft entschied, weil diese keine Frauen aufnahm.
- Ein weiterer spanischer Fall, in dem ein Gericht einem Vater untersagte, seinem Sohn aus der Bibel vorzulesen, und der säkularen Mutter die alleinige Autorität über die religiöse Erziehung zusprach.
- Ein französisches Gericht, das Sanktionen gegen einen Lehrer bestätigte, weil dieser in einem Unterricht zum lokalen Kulturerbe einen Text von St. Bernadette verwendet hatte, was als Verstoss gegen die Neutralitätsgesetze angesehen wurde.
In einer repräsentativen Untersuchung im April 2025 hatte fast die Hälfte der jungen Menschen unter 29 Jahren angegeben, dass «feindliche Einstellungen gegen Christen in Deutschland weit verbreitet seien».
«Diese Entwicklungen zeigen die Dringlichkeit, die Religionsfreiheit in Europa zu stärken – einschliesslich des Rechts, religiöse oder weltanschauliche Überzeugungen offen zu äussern, ohne Angst vor Repression oder Zensur», erklärte die Direktorin von OIDAC Europe, Anja Tang.
Koordinator gefordert
Die Europaabgeordneten Bert-Jan Ruissen und Miriam Lexmann, Co-Vorsitzende der Intergruppe für Religionsfreiheit, Weltanschauung und Gewissen, fordern die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten auf, dringend Massnahmen zum Schutz von Christen zu ergreifen. Sie fordern die Ernennung eines europäischen Koordinators, der sich mit Angriffen und Diskriminierung gegen Christen befasst, ähnlich wie die bereits bestehenden Koordinatoren, die sich mit Antisemitismus und antimuslimischem Hass befassen.
Sie fordern ausserdem, dass die EU-Mitgliedstaaten Daten zu solchen Vorfällen sammeln und melden und dass EU-Mittel für Präventionsmassnahmen bereitgestellt werden. «Angriffe auf Christen und Diskriminierung von Christen in Europa finden wenig Beachtung, aber die Zahlen sind alarmierend», sagten sie.
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Datum: 21.11.2025
Autor:
Reinhold Scharnowski
Quelle:
Livenet / OIDAC Bericht 2025 / Christian Today