Kirche im Prisma wird für die SP zu bedrohlich
«SP Rapperswil-Jona will Freikirche ins Gebet nehmen», titelte die «Südostschweiz» Anfang Februar. Gleichentags meldete die «Zürichsee-Zeitung», die Kirche im Prisma betreibe nicht nur eine Kinderkrippe, sondern biete auch Deutschkurse für Asylanten an. Zudem sei «ihr Engagement in der Jugendarbeit sehr stark». Die SP wolle nun wissen, ob der Stadtrat die sozialen Leistungen dieser Freikirche unterstütze und anerkenne. Und sie wünsche, dass punkto missionarischer Tätigkeit von der Stadt Vorgaben gemacht werden. Wenige Tage später doppelte die gleiche Zeitung nach: «Stadthof Süd wird zum Politikum». Demnach kritisiert die SP in einer Eingabe an das «Stadtforum», eine Art runder Tisch der örtlichen Politprominenz, den Umgang der Stadt mit dem Thema Freikirchen als «zu unkritisch».
Saal mit 1000 Plätzen
Ein spezieller Dorn im Auge ist den Linken das Grossprojekt «Stadthof Süd» der Stiftung Fokus. Hier ist ein Saal mit 1000 Plätzen geplant, der auch der Kirche im Prisma zur Verfügung stünde. Die SP befürchtet, dass der Saal zum Missionieren genutzt würde. Berichtet die «Südostschweiz»: «Die Befürchtungen untermauert die SP in ihrer Eingabe mit den Verbindungen von Christian Meier, Vorstandsmitglied der Kirche im Prisma. Er ist auch in der Geschäftsprüfungskommission der Stadt, leitet die beiden Kinos in der Stadt und ist Geschäftsführer der Stiftung Fokus Rapperswil-Jona.» Und Meiers Stiftung will ein Begegnungszentrum mit Ladengeschäften, Alterswohnungen, Restaurant und Saal errichten. Hier möchte sich die Kirche im Prisma einmieten, weil ihre Räumlichkeiten zu platzen drohen.
Gemäss «Zürichsee-Zeitung» werden die Bedenken der SP von andern Parteien wenig geteilt. SVP-Präsident Raphael Weber verweist auf die Religionsfreiheit: «Solange keine Gesetze oder Verordnungen verletzt werden, gibt es keinen Grund, solche Projekte nicht zu erlauben.» Trotzdem hält es der SVP-Politiker für richtig, wenn sich Quartiervereine und Politik «gemeinsam zum Thema auseinandersetzen».
Des Frommen zuviel
«Prisma»-Leiter René Christen, 55, kann die Bedenken nachvollziehen. Das starke Wachstum der zum Bund FEG gehörenden Kirche im Prisma muss zu reden geben. An Wochenenden strömen bis 800 Personen in ihre Gottesdienste. Nun zeichnet es sich ab, dass die Gottesdienste ab Ostern auch ins benachbarte Kino Leuzinger übertragen werden, wo 280 Plätze zur Verfügung stehen. Das alles ist offensichtlich des Guten beziehungsweise Frommen zuviel für die SP und ihre Gesinnungsfreunde. Durchgesickert ist auch, dass in der Stiftung Fokus durchwegs überzeugte Christen sitzen.
Breites soziales Engagement
Doch im «Prisma» wird nicht nur gepredigt. Bemerkenswert ist auch das breite soziale Engagement. Dazu wurden selbständige Stiftungen gegründet. Die Stiftung «Kinder, Eltern, Familie» führt die Kindertagesstätte «Prismalino» mit 20 vollbesetzten Plätzen und widmet sich auch der Elternbildung. «Die Stiftung Lebensberatungscenter (LBC) ist ein klassisches Seelsorgecenter und lockt ebenfalls viele externe Besucher an. In der Deutschschule für Asylanten werden gegen 30 Personen unterrichtet. Zwei Dutzend Personen erscheinen am Montag im «Asylpoint». Hier werden den Asylanten Beratung und Gemeinschaft angeboten. Schliesslich lockt die Spielgruppe auf die Woche verteilt 60 Kinder an. 90 Prozent kommen aus Familien, die keine Verbindung zur Kirche im Prisma haben. Dieses stark gefragte soziale Angebot scheint für linke Kreise bedrohlich zu wirken. «Wir machen das, von dem andere meistens nur reden», wendet René Christen ein. «Und wir machen es sehr kostengünstig und überall sehr professionell.» Aber doch mit missionarischem Hintergedanken, wie die Kritiker monieren? «In dieser Beziehung sind wir ganz vorsichtig», erklärt der «Prisma»-Leiter. «Bei uns gibt es keine frontale Evangelisation. Wir wollen den Menschen einfach aus Nächstenliebe dienen. Viele fragen dann ganz automatisch: ?Warum macht ihr das???»
Hugo Stamms Wohlwollen
Das führt dazu, dass sich auch Berufskritiker zurückhaltend äussern. In der «Südostschweiz» sagt Sektenexperte Hugo Stamm: «Meine grundsätzlichen Vorbehalte gegen Freikirchen bleiben bestehen. Aber die Kirche im Prisma gehört zu den gemässigten, die sich mit ihren Projekten auch für die Allgemeinheit einsetzen, ohne den Missionsgedanken an erster Stelle zu haben.» Und in der «Zürichsee-Zeitung» meint Stamm: «Unter dem Strich haben die Angebote des Prisma eine positive Wirkung für die Gesellschaft.»
Die Leitung der «Prisma»-Kirche betrachtet die jüngsten öffentlichen Diskussionen als «viel positive Werbung». René Christen betont: «Wir gehen gestärkt aus diesen Diskussionen hervor. Doch wir wollen noch transparenter informieren.» Es versteht sich, dass auch der SP-Präsident zu einer persönlichen Begegnung eingeladen wurde. Aus Überzeugung aber sagt Christen: «Uns geht es um das Wohl der Stadt. Wir wollen in Rapperswil Nächstenliebe leben.»
Datum: 18.02.2011
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: idea Schweiz