In dem mit Spannung erwarteten Urteil beschied Richter John Jones, dass die als „Intelligentes Design“ propagierte Theorie über die Entstehung des Lebens durch ein höheres Wesen keinen Platz im Biologie-Unterricht habe. Ein Schulbezirk in Dover hatte diese alternative Theorie im vergangenen Jahr in den Lehrplan für 14-Jährige genommen. Danach sollten die Biologielehrer einen Text vorlesen, der die Evolutionslehre nach Charles Darwin (1809-82) als unbewiesene Theorie bezeichnet und den Schülern nahe legt, dass das Leben auf der Erde auch von einer höheren Macht geschaffen worden sein könnte. Acht Familien hatten die Schulbehörde verklagt, weil ihren Kindern vor der Vermittlung der Darwinschen Evolutionstheorie erklärt wurde, eine höhere Macht habe das Leben auf der Erde geschaffen. Die Eltern sahen darin einen Verstoss gegen die Trennung von Kirche und Staat. Richter Jones warf den Verfechtern der Design-Theorie vor, sie hätten die religiösen Hintergründe ihrer Kampagne verschleiert. Mitglieder des Schulrates hatten mehrfach öffentlich tief religiöse Überzeugungen geäussert. Sie waren im November, kurz nach Ende der Anhörung in dem Prozess, abgewählt worden oder zurückgetreten. US-Gerichte hatten bereits früher entschieden, dass »Kreationismus« – die wörtliche Auslegung der biblischen Schöpfungsgeschichte – im Schulunterricht nichts zu suchen habe. Das verstosse gegen die von der Verfassung garantierte Trennung von Staat und Kirche. So äusserte sich auch Richter Jones: "Wir kommen zu dem Schluss, dass es gegen die Verfassung verstösst, Intelligentes Design in einer Wissenschaftsschulstunde an einer öffentlichen Schule als Alternative zur Evolution zu unterrichten." In den landesweit geführten Streit hatte sich auch US-Präsident George W. Bush eingeschaltet und die Schulen aufgefordert, beide Konzepte zu vermitteln. Bush gilt als bekennender Unterstützer der Religiös-Konservativen. Von Bruno Graber Das Gerichsturteil löst in der Berichterstattung der Presse den Eindruck aus, dass alle, welche sich mit der Alternative „Intelligentes Design“ befassen, bornierte Deppen sind. Ich frage mich nur, weshalb die ach so objektiven Wissenschaftler jeder wissenschaftlichen Debatte über dieses Thema ausweichen (siehe "Streitgespräch über die Evolutionstheorie fällt aus" ). Fehlen etwa die stichaltigen Argumente? Wenn beispielsweise ein so ausgewiesener Genetiker wie Wolf-Ekkehard Lönnig vom Max-Planck-Institut (MPI) für Züchtungsforschung in Köln zensuriert wird, weil man die Auseinandersetzung fürchtet, dann können die Argumente der Evolutionisten so sattelfest nicht sein. Lönnig ist ein durch Fachpublikationen wissenschaftlich ausgewiesener Biologe, der sich auf seiner Homepage am Max-Planck-Institut kritisch zu aktuellen Problemen der darwinistisch inspirierten Evolutionstheorie geäussert und dabei als Anhänger der Theorie des „Intelligent Design“ geoutet hatte. Nach Interventionen vor allem des Kasseler Biologieprofessors Ulrich Kutschera und des Ameisenforschers und Soziobiologen Bert Hölldobler wurde Lönnigs MPI-Seite geschlossen und ist nur noch unter seinem Namen www.weloennig.de einsehbar. Hier wird doch eindeutig Forschungsfreiheit behindert. Die Art, wie er angegriffen wurde, ist mindestens so dogmatisch und undifferenziert, wie man das den christlichen Fundamentalisten in diesen Fragen unterstellt. Siehe auch: Naturwissenschaftler und Gott „Hintergründe verschleiert“
Kommentar
Freie Forschung?
Datum: 22.12.2005
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch