«Dann sehe ich nur noch rot!»
Menschen, die sich jähzornig verhalten schreien, werfen mit Gegenständen, schlagen gegen etwas oder vergreifen sich sogar an Menschen, nicht selten leiden Kinder darunter. Ort des Jähzorns ist meist das Zuhause, wo man unbeobachtet ist und in der Regel keine Sanktionen fürchten muss. Es kann aber auch im Auto passieren, wenn man über andere Autofahrer schimpft oder sogar durch seine Fahrweise, den anderen bestrafen will. Andere machen ihrem Zorn nur dann Luft, wenn sie ganz alleine sind.
Jeder Vierte ist betroffen
Viele Menschen sprechen nur ungern über Jähzorn. Das Thema verursacht bei den meisten Schuldgefühlen und Scham. Fachleute nehmen an, dass jeder Vierte von Jähzorn betroffen ist; sei es, dass er selbst jähzornig ist oder mit Menschen zusammen lebt, die sich jähzornig verhalten, so der deutsche Arzt und Psychotherapeut Jakob Derbolowski.
Die Wut, die so plötzlich, so jäh, hoch kommt, nennt man deshalb auch Jähzorn. Auch für den christlichen Lehrer Paulus war er ein Thema. Den Christen in Ephesus schrieb er: «Mit Bitterkeit, Jähzorn und Wut sollt ihr nichts mehr zu tun haben. Schreit einander nicht an, redet nicht schlecht über andere, und vermeidet jede Feindseligkeit. Seid vielmehr freundlich und barmherzig, und vergebt einander, so wie Gott euch durch Jesus Christus vergeben hat.» (Die Bibel, Epheserbrief, Kapitel 4, Verse 31-32)
Was tun?
Hier sollten Sie unterscheiden, wie Sie kurzfristig und langfristig mit dem Thema umgehen. Zunächst einmal sollten Sie sich die Situationen genauer anschauen, in denen Sie jähzornig reagierten. Es kann sein, dass Sie Mühe haben, sich genau daran zu erinnern und es Ihnen schwer fällt, den Tropfen auszumachen, der bei Ihnen das Fass zum Überlaufen brachte. Es ist aber wichtig sich diese Ihr und das Verhalten des anderen genau anzuschauen. Trennen Sie zudem möglichst genau, was passiert ist und was Sie gefühlt haben.
Und ganz wichtig: Entschuldigen Sie sich für Ihren Ausbruch. Auch wenn Sie vielleicht erleben müssen, dass Sie das immer wieder tun müssen. – Das kann sehr hilflos machen und die Bitte um Verzeihung auf die Dauer entwerten.
Übertriebenes Harmoniebedürfnis
Auslöser und wirklicher Grund des Jähzorns haben oft gar nichts miteinander zu tun. So erstaunlich das klingen mag: Für Jakob Derbolowski ist eine häufige Ursache für Jähzorn ein «falsch verstandenes Harmoniestreben». Doch selbst ein Streit könne, wenn er im Ganzen genommen aus Liebe passiere, eine «Form von Harmonie sein», so Derbolowski.
Derbolowski rät deshalb sich von überzogenen Harmoniewünschen zu verabschieden: «Es allen recht machen wollen, löst Aggressionen aus, die sich dann plötzlich entladen. Der Jähzornige muss lernen «nein» zu sagen, seine eigene Partei zu vertreten, sich selbst anzunehmen, auch mit seinen kantigen Seiten. Oft haben jähzornige Menschen mehr Geduld für andere Menschen als für sich selbst.»
Buch zum Thema:
Zorn – wie gehe ich damit um?
Datum: 16.11.2011
Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch