Taliban ringen Südkorea Missions-Stopp ab
Am Mittwochmorgen waren die ersten Geiseln, drei Frauen, Vertretern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben worden. Eine zweite folgte gegen Mittag, vier Frauen und ein Mann. Am Donnerstag folgten dann noch die sieben letzten Entführten. «Auf den ersten Blick sehen sie körperlich gesund aus, aber es ist schwer zu sagen», sagte der IKRK-Delegierte Craig Muller. Die 19 Geiseln sind an verschiedenen Orten im Süden Afghanistans festgehalten worden; zwei der insgesamt 23 Ostasiaten hatten die Entführer getötet, zwei früher freigelassen.
Südkorea hatte entgegen internationalen Grundsätzen direkt mit den Taliban verhandelt. Eine am Mittwoch erzielte Übereinkunft liess die Freilassung auch der restlichen Geiseln erwarten. Im Gegenzug bekräftigte Südkorea, seine 200 Soldaten wie angekündigt bis Ende des Jahres abzuziehen. Ausserdem werde der Einsatz christlicher Missionare aus Südkorea in Afghanistan unterbunden. Die Missionare, die sich noch im Land aufhalten, würden von Seoul bis Freitag nach Hause beordert, erklärten die Taliban.
Teilerfolg der Kidnapper
Der afghanische Handelsminister Amin Farhang bezeichnete eine Freilassung der Geiseln unter diesen Umständen als problematisch. In einem Interview des Bayerischen Rundfunks äusserte er die Befürchtung, dass der Ausgang des Geiseldramas zu einem Präzedenzfall werden könnte. Die Taliban würden nun auch weiterhin versuchen, über Entführungen ihre Ziele durchzusetzen. Ihre Hauptforderung, die Freilassung inhaftierter Kämpfer, wurde von Kabul nicht erfüllt.
Weiter in Geiselhaft ist ein 62-jähriger deutscher Bauingenieur, der zusammen mit einem Kollegen am 18. Juli in der Provinz Wardak verschleppt wurde. Dieser erlitt in der Gefangenschaft einen Schwächeanfall und wurde erschossen.
Kommentar
Zu viel Liebe für Notleidende?
von Peter Schmid
Die südkoreanischen Christen wollten Zeichen der Liebe und Mitmenschlichkeit setzen in einem Land, dessen Menschen unglaubliche Härten erlebt haben. Sie schlugen Warnungen ihrer Regierung in den Wind und reisten auch in den Teil Afghanistans, in dem die Taliban weitgehend ungehindert operieren. Mit der Sympathie für die verhafteten Missionare der Nächstenliebe ging und geht auch in Südkorea Kritik an ihrer Unbekümmertheit einher.
Dass die Regierung unter massivem Druck Unterhändler entsandte, deren direkte Verhandlungen mit den Entführern die Stellung der afghanischen Regierung schwächen, ist das Eine. Noch schwerer wiegt das Verbot, das die extremistischen Muslime der Regierung in Seoul abgerungen haben: Das Land, aus dem in den letzten 20 Jahren wie aus keinem anderen in Asien christliche Missionare in den Kontinent ausgesandt wurden, unterbindet solche Einsätze am Hindukusch. Das kann nicht im Sinn der unerschrockenen Beter und eifrigen Christen sein. Jesus riet seinen Jüngern, bei ihrem evangelistischen Einsatz ohne Täuschung zu operieren, aber auch klug wie die Schlangen vorzugehen.
Artikel zum Thema: Gebet für die Geiseln: “Einen Tag im Himmel, den nächsten in der Hölle”
Datum: 31.08.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch