Indonesischer Polizeichef gegen islamistische Beamte
In den letzten Jahren waren nach Anschlägen auf Kirchen und Gemeindezentren durch Muslim-Terroristen auch Beamte festgenommen worden. In der lokalen Verwaltungstradition sind die «Staatsdiener» fest verankert. Sie beherrschen in der Praxis heute die «Indonesische Republik».
Erfolg für den christlichen Polizeipräsidenten
Die Hürde gegen die Islamisierung des Beamtentums ist dem neuen Polizeipräsidenten General Listyo Sigit Prabowo zu verdanken. Er stammt aus einer Familie von ursprünglich niederländisch-reformierten Christen. Er selbst hat in der Bethel-Full-Bible-Church eine pfingstlich-charismatische Erneuerung erlebt.
In den wenigen Monaten seit seiner Ernennung zum Chef der Nationalen Indonesischen Polizei «Kapolri» musste er feststellen, dass viele und auch höhere Polizeibeamte zwar auf Indonesiens pluralistische Staatsdoktrin «Pancasila» vereidigt wurden, aber extrem islamistische Anschauungen vertreten.
Die Fünf-Prinzipien-Doktrin
Die bei der Unabhängigkeit von den Holländern nach dem Zweiten Weltkrieg konzipierte Fünf-Prinzipien-Doktrin verlangt Muslimen, Christen, Konfuzianern, Hindus und Buddhisten gegenseitige Achtung ab. Indonesiens rund 220 Millionen Muslime hatten damit lange kein Problem, da sie nicht dem aggressiven Religionsrecht Scharia folgten, das sonst überall für die islamische Welt Geltung hat. Auf die indonesischen Inseln war der Islam eben nicht durch militärische Ausbreitung, sondern ausnahmsweise dank Verkündigung von Händler-Missionaren gekommen.
So entstand in Indonesien auch das Adat-Recht, ein eigenes System religiöser Vorschriften, gemischt aus islamischen Satzungen und gewohnheitsrechtlichen einheimischen Traditionen.
In dem Land mit der weltweit grössten muslimischen Bevölkerung hat aber in den vergangenen Jahren der radikale politische Islam an Einfluss gewonnen. Seine Anhänger wollen gewaltsam die Scharia einführen und alle Andersgläubigen vernichten. So die Jemaah Islamiyah und Jamaah Ansharut Daulah (JAD) oder die Hizbut-Tahrir Indonesia. Sie haben nicht nur die Polizei, sondern auch den Beamtenapparat infiltriert.
Die führende Rolle der Beamten
Die Beamtenkaste, die Priyayi, hat in Indonesien immer schon eine führende Rolle gespielt. In den vorkolonialen Sultanaten war sie eine Art Amtsadel, der dann unter den Holländern in den Dienst von «Niederländisch-Indien» wechselte. Sie fühlte dabei keine Gewissensbisse, da sie nicht zu den wenigen strikten Muslimen in den Städten gehörte, die «Santri» genannt wurden. Das grosse Heer der Beamten bekannte sich in der Adat-Tradition zum «Abangan»-Islam. Dieser war nicht nur im Brauchtum, sondern auch in den Glaubensanschauungen stark vom Hinduismus beeinflusst.
Der «Gesinnungstest»
Heute wollen vor allem die jungen, frisch eintretenden öffentlichen Bediensteten keine Abangan mehr sein. Manche wenden sich Jesus in einer der indonesischen Freikirchen zu. Pfingstgemeinden oder auf Sumatra die Mennoniten üben da einen besondere Anziehung aus.
Die meisten neigen jedoch zu einem «wahren Islam», wie ihn die arabischen Salafisten vertreten und bis nach Indonesien exportiert haben. Mit dem neuen «Gesinnungstest» soll daher gerade dem Polizisten- und Beamtennachwuchs auf den Zahn gefühlt werden. Nicht nur die Kirchen, auch Menschenrechts-Bewegungen begrüssen den Schritt.
So in Jakarta das angesehene «Setara-Institut für Demokratie und Frieden», das 2005 als Reaktion auf das Vordringen des islamischen Fundamentalismus gegründet wurde. Es hat sich seitdem zu einem wegweisenden Anwalt der Religionsfreiheit in Indonesien entwickelt. Setara fördert auch die bürgerliche Freiheit und den politischen Wandel. Es begrüsst den Schritt, sicherzustellen, dass künftige Beamte die religiöse Vielfalt respektieren. Setara fordert aber darüber hinaus: «Dieser Test soll nicht nur für Neubewerber gelten, sondern auch für jene, die bereits für Regierungsbehörden arbeiten.»
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Datum: 25.06.2021
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet