,,Durch den Glauben ward die Hure Rahab nicht verloren mit den Ungläubigen, da sie die Kundschafter freundlich aufnahm." Hebr. 11, 31.
Der Glaube der Rahab war ein rettender Glaube. Alle die Personen, die im 11. Kapitel erwähnt sind, wurden ohne Zweifel durch den Glauben gerettet; aber von keinem wird speziell gesagt, dass er nicht verlorenging wegen des Glaubens; während es ausdrücklich von der Rahab heisst, sie sei mitten unter der allgemeinen Zerstörung von Jericho einzig und allein durch ihren Glauben gerettet worden. Und ohne Zweifel war ihre Rettung nicht nur zeitlicher Art, nicht nur eine Errettung ihres Leibes vom Schwert, sondern auch eine Erlösung ihrer Seele von der Hölle. O! welche Macht hat der Glaube, wenn er eine Seele errettet vom Abgrund! So mächtig ist der Strom der Sünde, dass nur der starke Arm Gottes einen Sünder von dem Schlund der schwarzen Verzweiflung, dem er entgegentreibt, zurückhalten kann. Das tut der Glaube. Er errettet den Sünder von dem Pfuhl der Sünde, er ergreift die Allmacht des Geistes Gottes, und rettet den Menschen von dem Strudel des Unterganges, dem seine Seele entgegeneilt. Welch eine grosse Sache ist es, eine Seele zu retten! Du kannst diese grosse Sache nur verstehen, wenn du anderen Menschen schon als Retter gedient hast. Jener hochherzige Mann, der einst bei einem Brand eines Hauses eine brennende Treppe erstieg und, beinahe erstickt vom Rauch, in ein Oberzimmer eindrang, ein kleines Kind aus dem Bett nahm und eine Frau aus dem Fenster riss, beide in seine Arme nahm und sie errettete unter Gefahr seines Lebens - er wird euch sagen können, welch grosse Sache es ist, einem Mitmenschen zur Rettung zu verhelfen. Aber was es heisst, eine Seele erretten - das kann nur unser Herr Jesus Christus sagen - denn Er ist der einzige Retter und Heiland, den es für die Sünder gibt. Und bedenke, du kannst erst dann ermessen, welch grosses Ding es um den Glauben ist, wenn du den unendlichen Wert der Rettung einer Seele bedenkst. "Nun, durch den Glauben wurde die Hure Rahab gerettet." Wer kann die Länge und Breite des Wortes Rettung ermessen? Es war eine grosse Tat, welche der Glaube vollzog, als er diese unreine Frau in Sicherheit brachte. Bist du dir selbst zur Last? Bist du eine von Rahab's Schwestern, der Sünde und Schuld nach? Armer Sünder! fasse Mut. Rahab wurde selig gemacht, und auch du kannst noch selig werden, wenn Gott dir Busse schenkt. Derselbe Glaube, welcher die Rahab errettete, kann auch dich retten. Musst du dir selbst sagen: ich weiss, ich habe an sich kein Recht, unter ehrlichen und keuschen Leuten zu sein. So sage ich trotzdem, du bist willkommen und hast ein heiliges Anrecht zu den Vorhöfen der Gnade; denn Sünder werden hierher eingeladen, und du fühlst dich als Sünder. Glaube du an Christus, und du wirst, wie Rahab, nicht umkommen mit den Ungläubigen, sondern sollst selig werden. Freilich wird mancher denken: "Aber wenn man so redet, und die Leute so einlädt, so wird ja das Evangelium zu einer Art Freistätte für lauter schlechte Leute, wo die schlechtesten Menschen hinfliehen und noch selig werden mögen." Diese Einwendung hat schon Celsus, ein bitterer Feind des Christentums, im dritten Jahrhundert gegen den Kirchenvater Origenes geäussert. Origenes hat ihm folgendes erwidert: "Es ist wahr, das Evangelium Christi ist eine Freistätte für Diebe, Räuber, Mörder und Huren. Aber wisse auch, es ist nicht bloss eine Freistätte, sondern auch zugleich ein Krankenhaus; denn es heilt ihre Sünden, befreit sie von ihren Krankheiten, und sie sind nachher anders, als sie vor der Annahme des Evangeliums gewesen sind." Ich fordere niemand auf, zu Christus zu kommen und dann in der Sünde zu beharren. Das wäre ebenso eine Sünde. Aber ich lade die Menschen ein, zu Christus zu kommen, damit Er sie von ihren Gewissenswunden, wie von ihren Sündenketten, und überhaupt von ihrem ganzen alten Menschen frei macht. Ich wiederhole es daher, die grössten Sünder sind dem Heiland willkommen, ebenso wie die edelsten Heiligen. Die Quelle, gefüllt mit seinem Blut, wurde eröffnet für die Unreinen; das Kleid Christi wurde gewoben für die Nackten; der Balsam auf Golgatha wurde bereitet für die Kranken; das Leben erschien in der Welt, die Toten aufzuwecken. Und o! möge Gott auch schuldbeladenen und zugrunde gehenden Seelen den Glauben Rahabs geben, so werden sie auch ihre Seligkeit erfahren, und sie werden mit ihr dort drüben stehen und in weissen Kleidern das endlose Halleluja singen zum Preise Gottes und des Lammes.
Datum: 23.02.2006
Autor: Charles H. Spurgeon
Quelle: Auf dein Wort