Ausbruch aus dem Teufelskreis

Damit das Zusammenleben von vielen Millionen Menschen gelingen kann in einem Staat, braucht es ein paar gemeinsame Regeln, an die sich möglichst alle halten, das Gesetz. Die gewählten Vertreter einigen sich darauf und beschließen, dass es nun zu gelten habe - für alle!

Das heißt aber nicht, dass dann alle Gefängnisse im Land abgeschafft werden können, denn immer gibt es welche, die versuchen zum eigenen Vorteil Schlupflöcher im Gesetz zu nutzen, erwischt werden, und nach dem bestehenden Gesetz verurteilt werden können. Was kann man tun, damit es nicht überhand nimmt? Die Schlupflöcher schließen.

Und so werden die Gesetzestexte lang und immer länger, und je mehr Ergänzungen und Präzisierungen geschaffen werden müssen, desto mehr Schlupflöcher werden scheinbar erst sichtbar. Auch das Judentum zur Zeit Jesu war schon in diesem Teufelkreis gefangen.

Aus Angst irgendeines der Gebote Gottes nicht gebührend zu beachten, wurden alle Möglichkeiten bedacht, detailiert erläutert und den Geboten Gottes praktisch gleichgestellt. Ein System, dass in der Frömmigkeit eines Volkes nicht funktionieren kann, denn schon die Gelehrten waren sich sicher nicht immer einig über jedes Pünktchen und jeden Strich, der diskutiert wurde.

Geht es uns Christen heute besser? Bloss, weil wir behaupten können, wir hätten keine Tradition wie die des Judentums um uns herum?... Sicher nicht. Denn wo die Juden ihre schriftlich tradierten Auslegungen zur Thora hatten und haben, da gibt es genauso eine Fülle von ethisch-moralischen Regeln in der Christenheit, die sich zwar im Laufe von Jahrzehnten und Jahrhunderten verändern - zweifellos, aber sie sind trotzdem da. Thema Alkohol, Zigaretten, Mode, Geld, Rockmusik, Sexualität, Schmuck,... Jede Zeit hat da ihren Katalog mit Gesetzen.

Doch Gott hält den Bund mit uns aufrecht, er hat die Blüten, die sein Bund mit uns treiben würde, gewiss schon geahnt und gesehen. Er hat ihn trotzdem geschlossen, und am Kreuz mit dem Blut seines Sohnes erfüllt. Der Apostel Paulus beschreibt uns, wie wir aus dem selbstgebastelten Teufelskreis austreten können. "Gott hat uns tüchtig gemacht zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes." (2. Korinther 3,6)

Nicht der Buchstabe des Gesetzes an sich ist es also, den es gilt zu erfüllen, sondern in erster Linie will der Geist des Gesetzes verstanden und beachtet werden. Ein Gutes hat es also doch, wenn die Gelehrten sich schlaue Gedanken über Bedeutung und Tragweite von Geboten machen. Denn nur wer den Buchstaben kennt, kann auch die Worte verstehen.

Datum: 07.05.2003
Autor: Kai Rinsland
Quelle: ERF Deutschland

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