Ich weiss aus Erfahrung, wie gut ich mich nach jeder sportlichen Betätigung fühle. Ich kenne auch das unangenehme Schweregefühl, wenn ich zu viel gegessen habe. Und dennoch tue ich oft genau das Gegenteil. Ich ärgere mich dann über mich selbst und mache mich schlecht dafür. Im zweiten Brief an die Korinther (4,7) schreibt der Apostel Paulus: „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefässen.“ Wir wissen nicht nur um den Schatz der frohen Botschaft Jesu. Er ist uns geschenkt, in unsere Herzen gegeben: Gott liebt uns, so wie wir sind. Von ihm sind wir angenommen mit unsern Stärken und Schwächen. Seine Liebe müssen wir nicht zuerst verdienen. Sie ist immer schon da, als Geschenk, als „Schatz in irdenen Gefässen“. Und doch kommen immer wieder Zweifel auf. Manchmal, wenn wir uns selbst nicht ausstehen können, wenn wir uns unmöglich finden, dann fällt es uns besonders schwer zu glauben, dass wir auch so angenommen und geliebt sind. Gerade in solchen Momenten aber ist die Rede vom Schatz im irdenen Gefäss tröstlich. Es tut dann gut zu wissen, dass wir keine vollkommenen „Gefässe“ sein müssen für den Schatz der frohen Botschaft. Denn wir sind immer nur irdene Gefässe, zerbrechlich und fehlerhaft. Das schützt uns vor den Entwertungen der eigenen Person und des eigenen Glaubens. Auch wenn wir immer wieder versagen, wir können gewiss sein, dass wir den Schatz der Liebe Gottes dann erst recht nicht verlieren. Auch wenn wir durch das Auf und Ab des Lebens Risse und Sprünge aufweisen, seine Liebe wird dadurch nicht weniger. Auch wenn wir uns schwach und hilflos fühlen, die Kraft seiner Liebe ist in unser ganzes Herz ausgegossen. Darauf können wir vertrauen. Daraus können wir Mut und Kraft schöpfen für jeden Tag, gerade auch dann, wenn unsere eigene Kraft nicht ausreicht.
Datum: 05.06.2004
Autor: Roman Angst
Quelle: Bahnhofkirche Zürich