Von Jim Mathis
Es gibt unterschiedliche Arten und Qualitäten der Verbindlichkeit. Meine Lieblingsanalogie dazu ist die vom Frühstücksspeck mit Ei. Zur Herstellung dieses Gerichtes kann man sagen, dass das Huhn beteiligt war, das Schwein hatte sich jedoch komplett eingesetzt.
Manche Menschen können sich scheinbar nie für etwas verpflichten, andere dagegen sehr schnell, können aber genauso schnell wieder draußen sein. Manche legen sich nach langem Zögern erst fest, aber wenn die Entscheidung getroffen ist, sind sie mit vollem Elan dabei. Ich fühle mich zu dieser letzten Gruppe gehörig.
Vor einigen Jahren gehörten meine Frau und ich zu einem Bibelkreis, der wöchentlich stattfand. Wir trafen uns etwa 7 Jahre lang immer donnerstagabends. Wir fehlten nur ein- oder zweimal während der ganzen Zeit, und das urlaubsbedingt. Wir waren sechs Paare in dieser Gruppe, aber nur selten waren alle 12 Personen komplett anwesend. Das war für mich immer ein Rätsel – warum sich die Menschen nicht festlegten.
Im Laufe der Zeit kam ich zu dem Schluss, dass sich die Menschen unterschiedlich verpflichtet fühlen – manche mehr den Menschen, andere der Veranstaltung. Für uns war das Bibelstudium ein bisschen wichtig; die Beziehung zu den anderen Teilnehmern des Bibelkreises umso mehr. Wir hatten uns auf die Menschen eingelassen, nicht auf die Veranstaltung selber. Hätte es sich nur um den geistlichen Inhalt gehandelt, wären wir oft gerne zuhause geblieben. Aber wir hatten das Gefühl, unsere Freunde im Stich zu lassen, obwohl die meisten durch ihr häufiges Wegbleiben konsequent bewiesen, dass wir ihnen nicht so wichtig waren.
Dasselbe Prinzip gilt auch im geschäftlichen Umfeld. Meine Frau und ich bemühen uns manchmal redlich, uns für eine Veranstaltung, ein Produkt oder eine Dienstleistung zu erwärmen, aber in den meisten Fällen sind es die beteiligten Menschen, die uns binden. Deshalb kommt es oft zu Unstimmigkeiten, wenn Abläufe oder Programme wichtiger als die beteiligten Menschen angesehen werden. Aus diesem Grund machen wir gerne Geschäfte mit Menschen, die wir mögen. Die besten Firmen verstehen das – sie stellen nach persönlichen Eigenschaften ein, die sie als wünschenswert erachten, und dann kommt das fachliche Training, nicht umgekehrt.
Manche Menschen sind jedoch mehr den Veranstaltungen als den Personen zugewandt. Hier ein kleiner Test: Nehmen Sie an, Sie haben mit einem Freund einen Kinoabend geplant, aber er muss absagen. Gehen Sie dann trotzdem ins Kino, entweder mit einer anderen Person oder alleine, oder stellen Sie den Plan um, so dass Ihr Freund dann Zeit hat? Die Situationen sind immer wieder anders, aber jeder von uns tendiert dazu, entweder die Veranstaltung/den Plan wichtiger zu nehmen oder die Personen, die dazu gehören.
Vor einigen Jahren gehörte ich zum Vorstand einer gemeinnützigen Gesellschaft, und wir machten es uns zum bewussten Ziel, Menschen- und nicht Eventorientiert zu sein. Ich weiß nicht genau, ob wir sehr viel mehr geschafft haben, aber wir waren viel glücklicher und genossen die Beziehungen, die daraus zunehmend entstanden.
Besonders in Krisenzeiten müssen Sie verstehen, wie verbunden sich Ihre Leute fühlen. Wie schon in der Bibel steht: „Viele so genannte Freunde schaden dir nur, aber ein wirklicher Freund steht mehr zu dir als ein Bruder.“ (Sprüche 18, 24).
Datum: 18.04.2011