Wie Gottes Geist unser Leben zum Klingen bringt
Sie nehmen das Buch mit nach Hause und machen sich ans Werk. Sie tun haargenau das, was darin geschrieben steht. Das Buch sagt: «Bein schwingen», also schwingen Sie das Bein. Das Buch sagt: «ganze Drehung», also drehen Sie sich. Sie schneiden sogar Papiersohlen aus und verteilen Sie auf dem Wohnzimmerparkett, um genau zu wissen, wo Sie Ihre Füsse hinzusetzen haben.
Schliesslich haben Sie den Eindruck, es klappt, und bitten Ihre Frau herein, um zuzuschauen. Mit aufgeschlagenem Buch befolgen Sie die Anweisungen Schritt für Schritt. Dabei lesen Sie sogar laut vor, damit Ihre Frau sieht, dass Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben. «Ein Schritt mit dem rechten Fuss», also schreiten Sie. «Langsam nach links drehen», also vollziehen Sie eine Drehung.
Sie lesen und tanzen und lesen und tanzen, bis der Tanz fertig ist. Erschöpft lassen Sie sich aufs Sofa plumpsen, schauen erwartungsvoll zu Ihrer Frau hinüber und verkünden: «Perfekt ausgeführt, oder?»
«Ja, ausgeführt hast du’s», seufzt sie, «nur von Tanzen keine Spur.»
«Wie bitte?»
«Das Wichtigste hast du vergessen. Wo bleibt die Musik?»
Musik? – Daran hatten Sie gar nicht gedacht. Sie haben an das Buch gedacht. Sie haben die Regeln gelernt. Sie haben sich die Schrittfolge zurechtgelegt. Aber die Musik haben Sie vergessen.
«Mach’s noch einmal», sagt sie und legt eine CD auf. «Und vergiss diesmal die Schritte; folge einfach der Musik.» Sie streckt den Arm aus, die Musik setzt ein. Und ehe Sie sich versehen, tanzen Sie – mit den Schritten, die ihnen langsam in Fleisch und Blut übergegangen sind!
Wir Menschen neigen dazu, uns nur an das Buch – im Bezug auf den Glauben also an die Bibel – zu halten und die Musik zu vergessen. Wir beherrschen die Lehrsätze, skizzieren den Inhalt der einzelnen Kapitel, lernen die Gebote auswendig, debattieren über die Regeln und schreiten steif über den Tanzboden des Lebens ohne Musik in unseren Herzen. Wir messen jeden Schritt, zirkeln jede Drehung aus und plumpsen nachts erschöpft ins Bett, weil wir wieder einen Tanz nach dem Buch getanzt haben. Tanzen ohne Musik ist Knochenarbeit.
Der Liedermacher der Dreieinigkeit
Jesus wusste das. Aus diesem Grund machte er die Jünger am Abend vor seinem Tod mit dem «Liedermacher der Dreieinigkeit» bekannt, dem Heiligen Geist: «Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht» (Die Bibel, Johannes, Kapitel 16, Vers 7+8).
Wenn ich Sie bitten würde, Gott zu beschreiben, würden Sie mir eine Antwort geben. Würde ich Sie bitten, mir zu sagen, wer Jesus ist, würden Sie wahrscheinlich auch eine triftige Antwort geben. Aber wenn ich nach der Rolle des Heiligen Geistes in Ihrem Leben fragen würde? Da gäbe es häufiger nachdenklich zusammengekniffene Augen. Da gäbe es ein verlegenes Räuspern. Und es würde schnell deutlich werden, dass der Heilige Geist diejenige Person der Dreieinigkeit ist, die wir am wenigsten verstehen.
Der wohl häufigste Fehler besteht darin, den Heiligen Geist nicht als Person, sondern als Kraft ohne Identität zu betrachten. Aber das ist nicht wahr. Der Heilige Geist ist eine Person. Jesus bezeichnet ihn als den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn «sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein» (Die Bibel, Johannes, Kapitel 14, Vers 17).
Der Heilige Geist ist kein «Es» – er ist eine Person. Er besitzt Wissen. Er hat einen Willen. Er hat einen Verstand. Er hat Gefühle. Man kann ihn belügen. Man kann ihn schmähen, Man kann ihn betrüben. Der Heilige Geist ist keine unpersönliche Kraft. Er ist nicht Popeyes Spinat oder die Welle des Surfers. Er ist Gott in Ihnen, um Ihnen zu helfen. Johannes nennt ihn den Beistand.
Stellen Sie sich einen Vater vor, der seinem Sohn hilft, Rad fahren zu lernen, und Sie haben eine Vorstellung vom Heiligen Geist. Der Vater bleibt an der Seite des Sohnes. Er schiebt das Fahrrad und stabilisiert es, wenn der Junge zu schwanken beginnt. Das tut auch der Heilige Geist für uns; er stabilisiert unsere Schritte und gibt uns Kraft, voranzukommen. Anders als ein Vater lässt er uns jedoch nie allein. Er bleibt bis ans Ende der Zeiten bei uns.
Die Musik in uns
Was tut der Heilige Geist? Er tröstet die Erretteten. «Wenn ich aber gehe, will ich ihn (den Tröster) zu euch senden» (Die Bibel, Johannes, Kapitel 16, Vers 7). Er überführt die Verlorenen. «Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht» (Die Bibel, Johannes, Kapitel 16, Vers 8).
Sagt Johannes hier, dass wir das Buch nicht brauchen, um tanzen zu können? Natürlich nicht. Der Heilige Geist hat ja mitgeholfen, es zu schreiben. Gefühl ohne Wissen ist genauso gefährlich wie Wissen ohne Gefühl. Gott strebt nach einer Ausgewogenheit. «Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten» (Die Bibel, Johannes, Kapitel 4, Vers 24).
Entscheidend ist zu wissen, dass die Musik in Ihnen ist. «Wenn aber Christus in euch wirkt ... schenkt sein Geist euch das Leben» (Die Bibel, Römer, Kapitel 8, Vers 10). Sie brauchen keine Formel, um sie zu hören. Ich habe keinen Vier-Stufen-Plan, um Ihnen dabei zu helfen, das zu lernen. Was ich aber habe, ist seine Zusage, dass der Beistand kommen wird, um zu trösten, zu überführen und zu lehren.
Denken Sie also darüber nach: Sind Sie je getröstet worden? Hat Gott Ihnen je Frieden geschenkt, als die Welt Ihnen Schmerzen zufügte? Dann haben Sie die Musik gehört. Sind Sie je überführt worden? Haben Sie je einen inneren Stich des Bedauerns über Ihr Handeln verspürt? Dann sind Sie vom Heiligen Geist berührt worden. Oder haben Sie je eine neue Wahrheit verstanden? Oder ein altes Prinzip ganz neu wahrgenommen? Ein Licht geht Ihnen auf. Ihre Augen weiten sich erstaunt. «Ach so, jetzt verstehe ich.» Schon mal erlebt? Wenn ja, war das der Heilige Geist, der Ihnen eine neue Wahrheit vermittelt hat.
Zum Thema:
Inspiriert leben
Datum: 14.06.2011
Autor: Max Lucado
Quelle: Neues Leben