Eine Kirche prägt die Stadt

Das Wunder von Amsterdam-Nord

Das fruchtbare Miteinander in Amsterdam-Nord prägt das Leben der ganzen Nachbarschaft
Vor Jahren begann in Amsterdam-Nord eine Gebetsinitiative von einigen wenigen Kirchen. Heute gilt sie als die wirksamste Non-Profit-Organisation des Stadtteils. Was als unscheinbares Miteinander startete, hat das Leben Zehntausender verändert.

Die Geschichte von Amsterdam-Nord liest sich fast wie ein modernes Gleichnis. Es begann ganz klein: Einige Pastoren beschlossen, gemeinsam zu beten und Beziehungen zu pflegen. Daraus hat sich eine Bewegung entwickelt, die das Leben eines ganzen Stadtteils prägt. Vor fünf Jahren haben die Pastoren eine gemeinsame missionarische Vision gestartet und begannen dann, gemeinsam Diakonie-Projekte für die Nachbarschaft in Amsterdam-Nord umzusetzen. Anfangs waren es 10, 20, später mehr als 30 Kirchgemeinden. Dies ganz nach dem Motto: «We don't do everything together, but together we do everything!» («Wir machen nicht alles zusammen, aber zusammen machen wir alles!») Hintergrund: Die Stadt Amsterdam hatte festgestellt, dass es in allen Stadtvierteln von Amsterdam-Nord Probleme mit Jugendkriminalität gibt und einige Anwohner sich unsicher fühlen.

Kirche wirkt – sichtbar und hörbar

2022 liess das Leitungsteam eine unabhängige Wirkungsanalyse «Messung der kollektiven sozialen Auswirkungen von Kirchen und christlichen Organisationen in Amsterdam Nord» durch Nayba erstellen. Nayba (vom englischen «Neighbour»=Nachbar) ist eine globale Stiftung, die Tausenden von lokalen Kirchen weltweit dabei hilft, die Bedürfnisse ihrer Gemeinden zu erkennen und zu erfüllen. Sie bietet Kirchen praktische Hilfe und Ressourcen, damit sie ihre Nachbarn besser lieben und ihre Nachbarschaften verändern können. Im Norden von Amsterdam beteiligen sich 30 Kirchen mit einem verblüffenden Ergebnis: Obwohl weniger als ein Prozent der Bevölkerung Christinnen oder Christen sind, erreichen die Angebote heute sieben Prozent der Menschen in Amsterdam-Nord. Der Leiter Verwaltung des Stadtteils Amsterdam Noord, Brahim Adid, war so beeindruckt, dass er die Kirchen zur Mitarbeit an der sozialen Agenda einlud – und sie als grösste Non-Profit-Organisation des Viertels bezeichnete.

Diese neu gewonnene Sichtbarkeit hat auch geistliche Folgen: «Gerade unter Jugendlichen der Gen Z ist eine unerwartete Offenheit für den Glauben entstanden. Viele haben in den letzten Jahren den Weg zu Jesus gefunden. Kirche, die in Europa oft totgesagt wurde, ist plötzlich wieder hörbar, sichtbar, wirksam», hat Michael Girgis als Vertreter der Schweizer Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) bei einem persönlichen Besuch festgestellt. 

Das Geheimnis: ein neues Miteinander

Was hat diesen Wandel möglich gemacht? Michael Girgis: «Nicht Geld, nicht Programme, sondern vertrauensvolle Beziehungen, anhaltendes Gebet und gemeinsames Handeln. Genau das, worum Jesus in Johannes 17 betete: dass seine Jünger eins seien, damit die Welt glaubt.» Das Prinzip dahinter gleicht einem Ökosystem: Jeder Teil hat seine Rolle, aber erst im Zusammenspiel entsteht Leben. In Amsterdam hat dieses Miteinander einen konkreten Unterschied im Alltag der Menschen gemacht. Veränderung geschieht nicht durch isolierte Einzelaktionen, sondern durch Netzwerke, in denen Vielfalt bleibt und doch ein gemeinsamer Herzschlag spürbar ist.

Auch in der Schweiz ist dieser Ansatz hochaktuell: Unter dem Namen «Gospel Ecosystems» formiert sich ein Team von Leitenden aus Kirchen, Werken und Netzwerken, das genau dieses Prinzip aufgreift: gemeinsam Verantwortung für Stadt und Region übernehmen, Bestehendes vernetzen, Neues entwickeln. Das Ziel: ein sichtbares, fruchtbares Miteinander, das die Gegenwart Gottes in der Gesellschaft erfahrbar macht.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Dienstagsmail Nr. 894.

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Datum: 23.10.2025
Autor: Markus Baumgartner
Quelle: Dienstagsmail Nr. 894

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