«Hallo Gott, ich bin (d)ein Kind»
Viele Kinder christlicher Eltern besuchen Kindergottesdienste, Eltern-Kind-Kreise, Jungschar, Sonntagsschule oder ähnliche Gruppen, in denen spielerisch und kindgerecht biblische Geschichten, Glaubensinhalte und christliche Werte vermittelt werden. Während manche Kinder alles aufsaugen wie ein Schwamm, bleibt bei anderen vielleicht nur das am Ende gebastelte Kunstwerk hängen. Auch für zu Hause gilt: Es gibt nicht das eine Erfolgsrezept, um Kindern Glaubensinhalte zu vermitteln. Das ist neben dem Alter der Kinder auch von ihrer Persönlichkeit und ihren Vorlieben sowie der individuellen Familiensituation abhängig. Während manche lieber in ihren Kinderbibeln schmökern, hören andere christliche Hörspiele oder singen Lobpreislieder für Kids. Manche Kinder verkleiden sich und spielen Bibelgeschichten nach oder nutzen dazu Spielfiguren. Andere freuen sich über biblische Stickerhefte und Malbücher.
Durch Musik Gott entdecken
Damit Kinder wirklich entdecken und verstehen, dass Gott eine persönliche Beziehung mit ihnen haben möchte, braucht es mehr, als biblische Inhalte und christliche Werte zu vermitteln. Eine Möglichkeit, Kinder spielerisch an den Glauben heranzuführen und ihre Beziehung zu Gott zu vertiefen, kann Musik sein. In vielen Familien beginnt die Begeisterung für christliche Lieder ungezwungen: Kinder entdecken Lobpreislieder, die sie mit ihren Eltern oder Geschwistern hören, und entwickeln dabei oft eine tiefe Verbindung zu den Texten und Melodien. Unsere Kinder lieben die «Erwachsenenlieder für Gott», wie sie selbst sagen. Besonders auf Autofahrten oder beim Frühstück wird danach gefragt. In Lobpreisliedern speziell für Kinder entdeckt man als Erwachsener manchmal neue Perspektiven auf altbekannte Geschichten – und bekommt garantiert den einen oder anderen Ohrwurm.
Gemeinsame Lobpreiszeiten in der Familie können eine wertvolle Gelegenheit sein, den Glauben aktiv zu leben. Dabei geht es nicht nur ums Zuhören, sondern um ein gemeinschaftliches Erleben: singen, tanzen und musizieren. Besonders kleinere Kinder haben Freude daran, einfache Instrumente wie Rasseln, Trommeln oder Kindergitarren auszuprobieren. Ältere Kinder können sich an Choreografien oder sogar am Schreiben eigener Liedtexte versuchen. Diese kreativen Zugänge bieten jedem Kind eine Möglichkeit, Gott auf persönliche Weise zu begegnen. Auch im Alltag lässt sich Musik wunderbar einsetzen, um den Glauben zu leben und zu vertiefen. Ein Gute-Nacht-Lied, das von Gottes Liebe handelt, kann den Tag segensreich abschliessen. Ein gesungenes Tischgebet ist für manche Kinder ansprechender und einprägsamer als ein gesprochenes Gebet. Um die Auswahl spannend zu gestalten, können Kinder abwechselnd ihr Lieblingslied aussuchen. Bei uns sorgt ein selbstgebastelter Tierwürfel dafür, dass beim Singen immer wieder neue Ideen entstehen. Und wenn unser Sohn ein Lied aussucht, brummt meistens ein Fahrzeug zu Gottes Ehre. Musik schafft nicht nur schöne Erinnerungen, sondern auch eine besondere Verbindung zwischen Kindern, Eltern und Gott. Sie ist eine Einladung, den Glauben mit Freude und Kreativität zu leben – und gerade dadurch für Kinder lebendig und greifbar zu machen.
Geschichten und Lieder über Gott sind wunderbare Werkzeuge, um über den Glauben ins Gespräch zu kommen. Sie bieten nicht nur spannende Inhalte, sondern regen auch zum Nachdenken und Fragenstellen an. Unsere grosse Tochter fragt nach einer Geschichte oder einem Lied oft nach: «Wer ist diese Person? Was hat sie getan und warum?» Solche Fragen öffnen Türen für tiefergehende Gespräche, in denen Kinder Gott und seinen Plan für die Welt und auch ihr eigenes Leben besser verstehen können. Kinder haben eine besondere Art, die Welt zu sehen – oft direkt, voller Neugier und ohne Vorurteile. Diese Sichtweise kann auch uns Erwachsenen helfen, den Glauben neu zu entdecken. Wenn wir uns auf die Fragen und Gedanken unserer Kinder einlassen, entsteht ein Dialog, der beide Seiten bereichert. Kinder beginnen zu begreifen, dass der Glaube nicht nur eine Sammlung von Regeln oder Geschichten ist, sondern eine lebendige Beziehung zu einem Gott, der sie liebt. Die Fragen und Perspektiven unserer Kinder fordern uns Eltern heraus, über Gott und seine Wege neu nachzudenken.
Das Gespräch mit Gott suchen
Anstatt nur über Gott zu reden, können wir Kinder schon früh ermutigen, direkt mit Gott zu sprechen, also zu beten. Denn die Beziehung zu Gott lebt von Dialog und Kommunikation. Das Gebet ist die unmittelbarste Form, mit Gott in Verbindung zu treten, und bietet Kindern die Möglichkeit, Vertrauen und Nähe zu ihm aufzubauen.
Feste Gebetszeiten sind ein idealer Einstieg, um Gebet als natürlichen Bestandteil des Tages zu etablieren. Morgens nach dem Aufstehen, vor dem Essen oder abends vor dem Schlafengehen – diese wiederkehrenden Rituale geben dem Alltag Struktur und bieten Gelegenheiten, sich auch gemeinsam als Familie auf Gott auszurichten. Bevor bei uns morgens alle das Haus verlassen, beten wir kurz gemeinsam um Schutz und Segen füreinander und geben uns den Wunsch «Sei behütet» mit auf den Weg. Ein liebgewonnenes Ritual bei uns ist auch das Gebet während des Weges zum Kindergarten. Oft übernimmt meine Tochter das Gebet, und wenn sie mit einem lauten «Amen» abschliesst, hören es alle in der Strasse. Diese offenen und herzlichen Momente zeigen, wie selbstverständlich und lebendig das Gebet für Kinder werden kann.
Vorformulierte und freie Gebete haben unterschiedliche Vorteile. Vorformulierte Gebete bieten Sicherheit und Struktur und sind besonders für jüngere Kinder mit wenig Erfahrung im Beten geeignet. Freie Gebete ermöglichen den Kindern, ihre eigenen Gedanken, Gefühle und Anliegen vor Gott zu bringen. Vor dem Schlafengehen fragen wir unsere Kinder beispielsweise, wofür sie danken oder bitten möchten. Die Antworten sind oft überraschend tiefgründig oder berührend einfach: «Danke, dass Oma mich heute besucht hat», «Danke, dass wir heute frühstücken konnten» oder «Bitte mach, dass meine Freundin morgen nicht traurig ist». Wenn meine Tochter manchmal nicht weiss, was sie sagen soll, ermutige ich sie, mit Jesus wie mit einem Freund zu reden und ihm zu erzählen, was sie heute glücklich oder traurig gemacht hat. Ich sage ihr, dass sie sich keine tollen Worte überlegen muss, sondern Jesus sich immer freut, wenn sie mit ihm redet – egal wie. Das Gebet ist mehr als ein Ritual – es ist ein Schlüssel zu einer lebendigen Beziehung zu Gott. Kinder lernen durch das Gebet, dass Gott immer für sie da ist, mit all ihren Freuden und Sorgen.
Wenn Kinder sehen, dass ihre Eltern beten, folgen sie diesem Beispiel. Ein prägnantes Erlebnis in unserer Familie war, als eines unserer Kinder von sich aus für einen kranken Freund betete. Dieses Gebet kam so spontan und voller Überzeugung, dass wir als Eltern tief bewegt waren. Wenn wir unsere Kinder dabei unterstützen, Gebetsrituale in ihren Alltag zu integrieren, schaffen wir eine Grundlage für ein lebenslanges, vertrauensvolles Gespräch mit Gott.
Authentisch und ausdauernd
Kindern eine eigene Beziehung zu Gott zu ermöglichen, kann sowohl beiläufig im Alltag geschehen als auch durch gezielte Impulse wie christliche Geschichten oder gemeinsames Spielen und Singen. Jede Familie darf ihren eigenen Weg finden, der zu ihrer Lebensweise passt. Das Wichtigste dabei: Authentizität. Eltern sind das stärkste Vorbild, wenn es um eine lebendige und persönliche Gottesbeziehung geht. Kinder beobachten, was sie sehen, und ahmen es nach – sei es das tägliche Gebet, gelebte Nächstenliebe oder die Begeisterung für Lobpreis. Diese Vorbilder prägen langfristig und bieten Orientierung. Gleichzeitig sollten Kinder die Freiheit haben, ihren eigenen Zugang zu Gott zu finden und eine persönliche und authentische Beziehung zu Gott aufzubauen. Und nicht zuletzt: dranbleiben! Auch wenn es manchmal chaotisch wird – durch Unruhe beim Beten, Albernheiten beim Lobpreis oder unerwartete Unterbrechungen beim Bibellesen –, lohnt sich die Mühe. Diese Momente sind Teil des Prozesses und zeugen davon, dass Glaube lebendig und alltagsnah ist. Spätestens, wenn das Kind laut «Halleluja» im Einkaufszentrum ruft oder auf dem öffentlichen Spielplatz im Sandkasten «Mein Gott ist so gross, so stark und so mächtig…» singt, zeigt sich, dass der Samen des Glaubens aufgegangen ist – und das ist ein Grund zur Freude!
Dreimal fünf Minuten für Gott
Die 5-5-5-Routine ist eine einfach umzusetzende Methode, die Kindern hilft, eine persönliche und altersgerechte Beziehung zu Gott aufzubauen. Sie besteht aus je fünf Minuten Lobpreis, Gebet und Bibellesen. Die Stärke der Methode liegt in ihrer Struktur, Regelmässigkeit und Flexibilität. Kinder können je nach Alter und Entwicklungsstand einbezogen werden, ohne überfordert zu werden. Die Routine verbindet emotionale, kommunikative und intellektuelle Aspekte des Glaubens und bietet Kindern einen Rahmen, um Gott eigenständig zu entdecken. Die kurzen Zeitspannen machen es auch für vielbeschäftigte Familien leicht, diese Routine in den Alltag zu integrieren. Regelmässige Wiederholungen festigen den Glauben als natürlichen Bestandteil des Lebens und vermitteln Kindern, dass Gott immer für sie da ist.
Ähnliche Impulse gibt es im Magazin FAMILY. Infos zum günstigen Jahresabogutschein des Magazins findest du hier.
Zum Thema:
Dossier: Familie
Talk Kuno und Dorine Neumann: Die Familie: das Filetstück der Jüngerschaft
Fachmagazin und Symposium: Freikirchen setzen sich für gelingende Erziehung ein
Datum: 11.09.2025
Autor:
Lisa-Maria Mehrkens
Quelle:
Magazin Family 04/2025, SCM Bundes-Verlag