9 Stutz pro Tag – was nach der Fastenzeit bleibt
Ohne Schokolade oder Fleisch zu leben, ist nicht so schwer. Aber richtig schwierig war, soziale Kontakte wahrzunehmen. So konnten wir nicht zu Freunden gehen, weil wir kein Geld für das Billet hatten. So können auch Asylsuchenden unsere Gottesdienste nur besuchen, wenn sie zu Fuss kommen können.
Weiter haben wir gelernt, wie sehr die Kürzungen der Tagesgelder für Asylsuchende mit der Botschaft verbunden ist: «Wir wollen euch nicht.» Unser Ziel ist die Inklusion aller. Die kaltherzige Ablehnung von Menschen ist für uns Methodisten unerträglich. Während der Fastenzeit 2018 hat sich das soziale Klima verschärft. Es sind weitere Einschnitte geplant. Dieser Geiz und die daraus folgende menschlich-soziale Kälte schmerzen sehr: Das auszuhalten, ist am schwierigsten.
Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus Ihren Erfahrungen?
Man kann denjenigen besser verstehen, in dessen Schuhen man 40 Tage gegangen ist. Wir haben in dieser Zeit viel von Asylsuchenden und auch von Schweizern in finanziellen Nöten gelernt. Daneben haben wir ordentlich Staub aufgewirbelt in den Medien. Es ist an der Zeit, auf sozialen Geiz hinzuweisen. Die Schlussfolgerung: Methodisten können aufstehen und in der Gesellschaft etwas bewegen. Allerdings müssten sie es gemeinsam tun.
Fasten ist eine geistliche Übung. Was hat Ihre Aktion mit (methodistischer) Spiritualität zu tun?
Wir brauchen Fastenzeiten, um zu lernen. Trotz aller Einschränkungen hatten wir immer mal wieder Besuch. Es ist eine wichtige Übung, keine Angst zu haben und zu vertrauen, dass genug für alle da ist. Tatsächlich hat es immer gereicht. In Fremden oder in (finanziell) bedrängten Menschen begegnet uns Gott. Weil wir durch unsere Fastenaktion näher an Asylsuchende herangerückt sind, ist uns auch die Barmherzigkeit von Gott für uns wichtig geworden. Liebe zu Gott und Nächstenliebe lassen sich nicht trennen; Lobpreis und echte Anteilnahme sind zwei Seiten derselben Medaille.
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Datum: 08.04.2018
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet