Vom Kühlschrank-Millionär zum Christen
Als Hubert Liebherr 1981 einen schweren Autounfall hatte, blieb er genauso unverletzt wie die Personen im anderen Auto, mit dem er frontal zusammengestossen war. «Es floss kein Tropfen Blut», stellt er bis heute staunend fest. Schon damals überlegte er, ob diese Bewahrung für ihn Folgen haben sollte und besuchte häufiger eine kleine Kapelle in der Nähe des Unfallortes in Oberschwaben. Dort stiess er dann auf eine Informationsbroschüre für Pilgerreisen nach Fatima – und dies sprach ihn an. 1987 machte sich der Millionenerbe standesgemäss auf den Weg nach Portugal: Er lud noch einen Freund ein und sie flogen in seinem Privatflugzeug zur bekannten Pilgerstätte.
Liebherr war katholisch aufgewachsen, aber hier begegnete er einer Frömmigkeit, die er so nicht kannte. Als viele Einheimische mit ihren weissen Tüchern einer Marienstatue zuwinkten, die in einer feierlichen Prozession vorbeigetragen wurde, erfüllte ihn die tiefe Sehnsucht: «So würde ich auch gerne glauben können!» Später reiste er auf dieselbe Art noch nach Medjugorje, einen weiteren Wallfahrtsort in Bosnien-Herzegowina. In der Schwäbischen Zeitung erzählt er von einer Erfahrung, die er dort beim Beichten machte: «Ich habe Rotz und Wasser geheult.» Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er von Gott geliebt war und dieser ihm trotz aller Fehler und Schächen vergeben hatte. Hier fasste er erstmalig den Entschluss: «Ja, Herr, ich werde dir nachfolgen.»
Der Start der Geschichte
Hubert Liebherr kam 1950 als jüngster Sohn des Unternehmers Hans Liebherr zur Welt. Dessen Geschichte ist die schwäbische und bodenständige Variante des amerikanischen Traums «vom Tellerwäscher zum Millionär». Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg hatte sein Vater das elterliche Baugeschäft übernommen und nach dem Krieg weitergeführt. Er wollte das schwere Baugeschäft erleichtern und entwickelte unter anderem einen Kran, der sich in kurzer Zeit auf- und abbauen liess, später folgte ein hydraulisch betriebener Bagger und noch manche anderen Neuerungen. Die Firma in der Gegend von Biberach an der Riss wuchs schnell und nahm auch Unternehmensfelder wie einen Hausgerätehersteller dazu.
Hubert Liebherr ging als Kind zwar zur Kirche, doch «für mich war vieles interessanter, als am Sonntag in die Kirche zu gehen», stellt er klar. Er machte sein Abitur, studierte und ging dann vier Jahre lang nach Nordafrika, um dort ein Werk zur Baumaschinenherstellung aufzubauen. Seine Karriere im väterlichen Betrieb war vorgezeichnet – er kümmerte sich besonders um Fahrzeug-, Bohrinsel-, Hafen- und Containerkräne, Werkzeugmaschinen und Flugzeugausrüstung. Zusammen mit seinen vier Geschwistern engagierte er sich im längst zum Grosskonzern herangewachsenen Unternehmen Liebherr. 1983 heiratete er.
Ausstieg und Neuanfang
Nach seiner Hinwendung zu Gott stellte sich für Liebherr die Frage, wie er seinen Glauben leben sollte. Als er in einer Kirche in der Nähe der eigenen Heimat über seine Wallfahrtserfahrungen sprach, meinte sein Vater zu ihm: «Damit machst du dich vor den ungläubigen Mitarbeitern lächerlich; du selber kannst deinen Glauben haben, aber nicht so öffentlich.» Und er forderte ihn auf: «Lass es!»
Während Hubert Liebherr sich noch überlegte, welchen Kompromiss er eingehen könnte, um Arbeit und Glaube in seinem Leben zu verbinden, sprach Gott ihn in einem Gottesdienst auf besondere Weise an. Als es in einem vorgelesenen Text hiess: «Verlasse alles, was du bist und hast und folge mir nach!», wusste er: «Das meint mich.» Er suchte im Anschluss das Gespräch mit dem Vater und erklärte ihm, dass er sich ganz für den Glauben engagieren wollte. Der war zuerst nicht einverstanden, doch irgendwann stimmte er zu: «Gut, du bist alt genug, du musst selber wissen, was du willst. Wenn das dein Weg ist, dann geh ihn.»
Hubert Liebherr hatte wie seine Geschwister seinen Anteil an der Firma damals bereits erhalten, doch er gab ihn wieder zurück. Der Vater akzeptierte das, verfügte allerdings noch, dass er ein Grundeinkommen erhält, von dem er leben kann. Seitdem engagiert sich Liebherr für Glaubensdinge, hält Vorträge, gründete den Verein «Medjugorje Deutschland» und ist auch gerade wieder unterwegs, um Menschen sein Lebenszeugnis zu erzählen – allerdings nicht mehr im Privatjet. Auf der Seite dieses Vereins erklärt er: «Baumaschinen braucht man, das ist gar keine Frage. Aber das, was ich heute tun darf, hat irgendwie eine viel weitere Dimension.»
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Datum: 22.11.2025
Autor:
Hauke Burgarth
Quelle:
Jesus.ch