Zu Geld kommen

Dieser Mensch will unbedingt ein Vermögen schaffen. Das bietet ihm die Aussicht auf Erfüllung. Er kann nie genug bekommen.Er vergisst das römische Sprichwort, das besagt, dass Geld wie Meerwasser ist; je mehr man trinkt, desto durstiger wird man. Er vergisst, dass Habgier so wirkt, als würde man an ein elektrisches Kabel fassen; es ist schwer, wieder davon loszukommen.Er vergisst, dass das Neue Testament nichts Gutes über das Sammeln von Reichtümern sagt. Es sagt, dass es schwer ist für einen Reichen, ins Reich Gottes einzugehen. Es sagt, dass die Geldliebe die Wurzel alles Bösen ist. Es sagt, dass Habsucht Götzendienst ist. Es warnt uns davor, Schätze in dieser Welt zu sammeln.In der griechischen Mythologie ist zu lesen, wie ein junges Mädchen von der Verlockung des Geldes abgelenkt wurde. Atlanta gelobte, einen Mann nur dann heiraten zu wollen, wenn er sie in einem Wettlauf besiegen würde. Jeder, der verlieren würde, sollte sterben. Bevor das Rennen begann, bekam Hippomenes drei goldene Äpfel von Aphrodite. Während des Rennens liess er sie nach und nach fallen. Atlanta, die anhielt, um sie aufzuheben, fiel somit zurück und verlor das Rennen.Ein Kind Gottes ist immer in der Gefahr, von goldenen Äpfeln abgelenkt zu werden. Es vergisst sehr schnell, dass die geistlichen Reichtümer eigentlich die wahren Schätze sind. Das wird in der Geschichte des reichsten Mannes im Tal von Harold Wildish gut dargestellt.Ein reicher Mann lebte in einem riesigen und schönen Haus hoch oben auf einem Berg. Von seinem Fenster aus konnte er über ein grünes Tal hinausblicken, das in viele Farmen aufgeteilt war, und oft sagte er: »Das alles gehört mir.« Er hatte alles, was man sich mit Geld kaufen kann, aber er war allein. Er beugte nie seine Knie zum Gebet, las nie in der Bibel und ging nie zur Kirche.Sein wichtigster Mann war arm, er lebte mit Frau und Kindern in einer kleinen Hütte. Ihr Zuhause war jedoch ein Ort der Freude und des Friedens. Jeder kannte John als einen gottesfürchtigen Mann. Man hörte ihn oft, wenn er in der Kapelle betete.Eines Morgens, zur Frühstückszeit, klingelte es an der Tür des reichen Mannes. Er fragte sich, wer dies wohl schon so früh sein könnte; öffnete die Tür und sah John, der ganz schüchtern davor stand.»Stimmt irgend etwas mit den Pferden nicht, John?« »Nein, das nicht, aber kann ich Sie bitte einen Moment sprechen?«»Natürlich, komm rein!«Und dann standen sich diese beiden so gegensätzlichen Menschen gegenüber.»Ich hatte so ein Gefühl, als müsste ich jetzt mit Ihnen reden«, fing John an, »denn ich hatte letzte Nacht einen schrecklichen Traum, und ich dachte, ich sollte Ihnen davon berichten.«»Natürlich, erzähl mir Deinen Traum.«»Nun, ich träumte, Gott würde zu mir sprechen und mir sagen, der reichste Mann im Tal würde heute um Mitternacht sterben. Ich hoffe, Sie sind mir jetzt nicht böse, aber ich spürte, dass ich Ihnen das sagen musste.«»Ach John, es geht mir sehr gut. Mach Dir keine Sorgen. Und ausserdem glaube ich sowieso nicht an Träume.«John wandte sich ab, um sich wieder an seine Arbeit zu begeben. Fast entschuldigend sagte er noch einmal: »Ich dachte, ich müsste es Ihnen sagen.«Der reiche Mann ging zurück und schaute über sein Tal. »Verrückter alter Narr. So ein Quatsch. Mir geht es sehr gut.«Gegen 10 Uhr liess er sich zum Arzt in die Stadt fahren. Nach einer gründlichen Untersuchung sagte ihm der Arzt: »Sie sind in bester Verfassung. Ich gebe Ihnen noch weitere 20 Jahre.«»Das dachte ich mir ja auch«, sagte der reiche Mann.»Wie wäre es, Herr Doktor, wenn Sie heute abend zum Essen kommen würden? Danach könnten wir noch gemütlich am Feuer zusammensitzen. ... Kommen Sie doch gegen 19 Uhr.«Den ganzen Tag versuchte er sich mit seinen Geschäften oder auch mit besonders schönen Dingen zu beschäftigen. Doch er konnte einfach die Worte nicht vergessen: »Der reichste Mann im Tal wird uni Mitternacht sterben.«Er war erleichtert, als der Arzt kam. Sie assen ein prächtiges Mahl, genossen grosszügig den Wein und sassen schliesslich noch gemütlich am Feuer und unterhielten sich.Gegen 11 Uhr wollte der Arzt gehen, aber der reiche Mann drängte ihn, noch bis Mitternacht zu bleiben.Dann schloss er die Tür auf und stand dabei auf dem Teppich, wo John diese ominösen Worte gesagt hatte: »Der reichste Mann im Tal wird heute nacht sterben.«»Verrückter alter Narr, mir geht es gut«, sagte er sich noch einmal und ging ins Bett.Um 0:30 Uhr klingelte es. Er zog sich schnell einen Morgenrock über und wollte die Tür öffnen. Er dachte, der Arzt hätte sicher noch etwas vergessen.Doch dann sah er ein junges, weinendes Mädchen mit völlig zerzaustem Haar.»Was ist los, wer bist Du?«Die Worte kamen nur schluchzend heraus. »Mutter schickt mich zu Ihnen. Vater ist um Mitternacht gestorben. Sie sagte, Sie sollten es wissen.«»Was, John? 0, das tut mir ja so leid! Sag ihr, ich würde sofort morgen früh zu ihr kommen.«Das weinende Mädchen drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit. Langsam schloss er die Tür und stand wieder auf dem Teppich. In seinem Herzen stiess er einen Schrei aus: »0 Gott, wie dumm bin ich gewesen. Es war der gottesfürchtige John, reich an Glauben, Liebe und Frieden, der Dein Rufen hören sollte. Er war der reichste Mann im Tal.«Es ist komisch, dass Menschen, die nur für ihr Geld leben, nicht ein Dollar-Zeichen auf ihrem Grabstein haben wollen. Sie entscheiden sich eher für ein Kreuz oder einen David-Stern, so dass man sich ihrer »Frömmigkeit« und nicht ihrer Habsucht erinnert. So wie eine Münze, die man vor die Augen hält, die Sonne verdecken kann, so kann Geld, wenn man es vor die Seele hält, die Gedanken an Gott auslöschen. Für Geld zu leben ist eine Sackgasse. Bei Beerdigungen gibt es keine Panzerwagen. Sie können Ihr Geld nicht mitnehmen.Der, welcher für Geld lebt, verehrt den falschen Gott und hat nicht das wahre Leben in seinem Herzen.Fortsetzung: Wieviel ist genug?

Datum: 03.10.2007
Autor: William Mac Donald
Quelle: Man lebt nur einmal

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