Hohelied
– Der Bräutigam; seine Frau nennt ihn »Geliebter« (1,7 – 8,12)
Die schunemitische Frau – Die neue Braut des Königs Salomo (1,1 – 8,13)
Die Töchter Jerusalems – nicht näher bezeichnete Jungfrauen, die Sulamit ermutigen (1,4; 2,14; 3,5.10.11; 5,1.8; 6,1.12; 8,4)
Hintergrund und Umfeld
Im Mittelpunkt dieses lebensnahen, dramatischen Liebesliedes stehen zwei Menschen. König Salomo nimmt die Rolle des »Geliebten« ein. Die Identität der schunemitischen Jungfrau (7,1) bleibt schleierhaft. Vielleicht verweist der Name auf ihre in Galiläa gelegene Heimatstadt Schunem. Einige haben vermutet, dass sie die Tochter des Pharaos war (1Kö 3,1), obgleich das Lied keinen Beweis für diese Annahme liefert. Andere bevorzugen Abischag, die Schunemiterin, die für König David sorgte (1Kö 1,1-4.15), doch auch diese Annahme wird durch keine eindeutigen Beweise unterstützt. Wir gehen also davon aus, dass es sich um Salomos erste Frau, die unbekannte Jungfrau aus Schunem, handelt (9,9). Der Bericht über diese unsterbliche Beziehung geht in keiner Weise auf Salomos spätere Sünde, als er sich 699 weitere Frauen und 300 Nebenfrauen nahm (1Kö 11,3), ein.
In Nebenrollen erscheinen in dieser Liebesgeschichte mehrere unterschiedliche Gruppen. Erstens fällt die nicht seltene Erwähnung der »Töchter Jerusalems« auf (1,5), zweitens treten in 3,6-11 Salomos Freunde auf und drittens die Brüder der Sulamit (8,8.9). Sie alle vermitteln uns eine Sicht von aussen bezüglich der Ereignisse rund um das Liebespaar.
Der Rahmen verbindet sowohl Land- als auch Stadtszenen. Einige Abschnitte spielen im Bergland nördlich von Jerusalem, wo Sulamit lebte (7,2) und wo Salomo einen Ruf als Weinbauer und Schafzüchter genoss (Pred 2,4-7). Es kann gut sein, dass die beiden sich dort kennen gelernt haben. Die Stadtszenen in Jerusalem beinhalten die Hochzeit sowie die Zeit danach in Salomos Residenz (3,6–7,14).
Schlüssellehren im Buch Hohelied
Gottes Liebe, die sich in der zwischenmenschlichen Liebe widerspiegelt (6,2.3; 1Mo 29,20; 3Mo 19,18; 2Chr 36,15; Mt 14,14; Lk 15,20-24; Phil 1,8)
Gottes Gnade kommt in der Ehe zum Tragen (Rt 1,9; Hes 16,6-8; Mt 1,20; Hebr 13,4; 1Pt 3,7)
Gottes Wesen im Buch Hohelied
Gott ist treu – 8,5
Gott ist liebend – 8,6
Gott ist rein – 3,5; 4,1-16
Christus im Buch Hohelied
Die Worte Salomos beschreiben das intime Eheleben. Doch im Hohelied wird auch beschrieben, wie sich Gott seine Beziehung zu Israel, seinem auserwählten Volk, vorstellt. Der Bericht geht sogar soweit, dass er eigentlich die von Gott gewünschte Beziehung zwischen ihm und dem einzelnen Gläubigen widerspiegelt. Salomo versucht der Liebe, die der Bräutigam für seine Geliebte empfindet, Ausdruck zu verleihen. Dieses Geheimnis wird letztendlich nur anhand des intimen Verhältnisses zwischen Christus und der Gemeinde vollends offenbar (Eph 5,23).
Schlüsselworte im Buch Hohelied
Geliebter: Hebräisch dod – 1,14; 2,8; 4,16; 5,1.6.10; 6,1; 8,14 – in der hebr. Liebesdichtung bezeichnet meistens einen männlichen Geliebten. Es handelt sich hierbei um einen Kosenamen, der meistens auch mit »Geliebter« übersetzt wird (Jes 5,1). Der Verfasser des Hohelieds verwendet diesen Begriff 32 Mal. Der Name David stammt auch von dem Wort dod, und vermittelt denselben Gedanken »der Geliebte«. Bei normaler Erzählung wird dod mit »Onkel« oder einem anderen Namen für einen nahen männlichen Verwandten übersetzt (1Sam 14,50).
Myrrhe: Hebräisch mor – 1,13; 3,6; 4,6.14; 5,1.5.13 – beschreibt einen bitteren Geschmack. Es stammt von dem Verb marar, das »bitter sein« bedeutet. Myrrhe wird aus dem Saft oder Harz des arabischen Opobalsamum-Baums gewonnen. Es wurde anschliessend mit Öl vermischt, um Parfüm (1,13; 5,1), Weihrauch (3,6) oder Salben (Est 2,12) herzustellen. Naomi nannte sich Mara. Dieser Name sollte die bitteren Erfahrungen ihres Lebens veranschaulichen (Rt 1,20). Auch dem Christus-Kind wurde durch die weisen Männer ein Geschenk von Myrrhe überreicht (Mt 2,11). Myrrhe diente im NT auch als Gewürz zur Einbalsamierung und wurde bei der Bestattung Jesu benutzt (Joh 19,39).
Gliederung
Die Brautwerbung (1,2 – 3,5)
- Die Erinnerungen der Liebenden (1,2 – 2,7)
- Ausdruck ihrer gegenseitigen Liebe (2,8 – 3,5)
Die Hochzeit (3,6 – 5,1)
- Der königliche Bräutigam (3,6-11)
- Die Hochzeit und die erste gemeinsame Nacht (4,1 – 5,1a)
- Gottes Zustimmung (5,1b)
Die Ehe (5,2 – 8,14)
- Die erste grosse Unstimmigkeit (5,2 – 6,3)
- Die Wiedervereinigung (6,4 – 8,4)
- Wachstum in der Gnade (8,5-14)
Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …
Die Verehrung von Göttern und Göttinnen erreicht in Griechenland ihren Höhepunkt. Zu den Hauptgottheiten zählen Zeus, Hera, Poseidon, Apollo, Ares, Demeter, Athena, Hermes und Artemis.
Häufig auftauchende Fragen
1. Wie soll man die im Hohelied geschilderte Liebesbeziehung verstehen? Bezieht sie sich auf die Liebe auf zwei Menschen, auf Gott und Israel oder auf Christus und die Gemeinde?
Über die Jahrhunderte wurde dem Lied durch aufgezwungene Auslegungen, v.a. die »allegorische« Auslegungsmethode, Gewalt angetan. Wenn wir den menschlichen und historischen Hintergrund dieser Erzählung ignorieren, erzeugen wir dadurch mehr Durcheinander und Unruhe, als das wir einen echten Einblick in die Natur der Dinge im Kontext der Schrift vermitteln. Die oft von Liebenden benutzte idealistische und allegorische Ausdrucksweise kann einem dazu verleiten, sich die Freiheit herauszunehmen, die ganze Erfahrung als Allegorie abzustempeln, was gewiss den heftigen Einspruch der Liebenden ernten würde. Die Idee, den Inhalt dieser Geschichte zu »verallegorisieren«, stammt aus philosophisch angehauchter Ecke und nicht aus einer gesunden Theologie. Der Inhalt des Buches selbst gibt eine solche Interpretationsvariante nicht her.
Die »typologische« Variante (ähnlich wie die allegorische) gesteht zwar die historische Realität ein, kommt aber zu dem Schluss, dass das Lied im Grunde genommen die Liebe des Bräutigams (Christus) für seine Braut (die Gemeinde) abbildet.
Eine befriedigendere Herangehensweise an das Lied der Lieder besteht darin, es für bare Münze zu nehmen und es in normaler historischer Hinsicht auszulegen, wobei der häufige Gebrauch poetischer Bildersprache als eine Methode zur Beschreibung der Realität zu verstehen ist. Dieses Verständnis beinhaltet, dass Salomo 1) seine eigene Brautwerbung, 2) die frühen Tage seiner ersten Ehe und 3) das Heranreifen des königlichen Paares in guten und in schlechten Tagen wiedergibt.
Gott hat es gegeben, um seine Absicht über die Romantik und Schönheit der Ehe zu zeigen, die wertvollste aller menschlichen Beziehungen und die »Gnade des Lebens« (1Pt 3,7).
Kurzstudium zum Buch Hohelied/einige Fragen
- In welcher Weise wird die Intensität offenherziger und romantischer Liebe im Hohelied geschildert?
- Wie kommt im Hohelied Hingabe zum Ausdruck und wie wird dazu ermutigt?
- Welche Faktoren tragen dazu bei, dass die Beschreibung der Sexualität, wie wir sie im Hohelied finden, einen gesunden und guten Zugang, im Gegensatz zur heutigen Praxis in unserem Kulturkreis, zu Sex vermittelt?
- Im Hohelied sehen wir welche Freude damit verbunden ist, wenn man seiner Begeisterung über den Partner Ausdruck verleiht. Was lernst du daraus?
- Welchen Platz nimmt das Hohelied im Vergleich zur restlichen Schrift ein? Welchen Zweck erfüllt es?
Datum: 09.06.2007
Autor: John MacArthur
Quelle: Basisinformationen zur Bibel