Wo ist das Paradies?

So stellte sich der Maler Jan Bruegel das irdische Paradis vor.

Früher erzählten die Leute noch vom Paradies. Woher kommt dieser Begriff? Was ist das Paradies und wo soll dieser Ort sein?

Das Wort Paradies stammt vermutlich aus dem Persischen und bedeutet soviel wie „runde Einzäunung oder Umwallung“ oder „Park“. Es wurde seinerzeit für die Prachtgärten persischer Könige benutzt. Ähnlich wurde es auch in der Bibel gebraucht. In den ersten Kapiteln wird ein schöner Ort als irdisches Paradies beschrieben. Gott hatte es als Aufenthaltsort für die Menschen geschaffen. Nachdem der Mensch aus dem Paradies vertrieben wurde, konnte er diesen Ort nicht mehr betreten. Dann hören wir von diesem Paradies nichts mehr. Das ursprüngliche, irdische Paradies in Eden gibt es nicht mehr.

„Heute wirst du im Paradies sein“

Die Szene ist dramatisch. Für die beiden Verbrecher zur Rechten und zur Linken Jesu war auch das Ende gekommen. Es gab nicht mehr den geringsten Hoffnungsschimmer für sie. In seiner Verzweiflung wendet sich einer der Verbrecher in Reue über seine Schuld an den Mann in der Mitte – das war das Einzige, was er noch tun konnte. Er sagte: „Gedenke meiner, Herr, wenn du in dein Reich kommst!“

Die Antwort von Jesus an einen der Verbrecher zeigt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Er verspricht dem Mann: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein“. Die Antwort erscheint deshalb so bemerkenswert, weil Jesus in seinen Worten eigentlich nicht auf die Bitte des Verbrechers eingeht. Der Verbrecher denkt an das zukünftige Königreich, Jesus spricht aber vom Paradies. Er spricht nicht von der Zukunft, sondern von einem „Heute“.

Es kam vor, dass der Jesus manchmal scheinbar nicht auf die Ihm gestellten Fragen direkt einging. Sieht man aber genauer hin, stellt man fest, dass seine Antworten weit mehr offenbaren, als die Fragen überhaupt bezweckten. Mit dieser Antwort von Jesus wird klar, dass Jesus nicht dieses frühere irdische Paradies meinte.

Paradies in jüdischer Tradition

Die jüdische Tradition kannte das Paradies in drei verschiedenen Formen:
• Das ursprüngliche, irdische Paradies, das für alle weiteren Paradiesvorstellungen bestimmend war.
• Das Paradies der Seelen, das den entschlafenen Seelen der Gerechten während des Zwischenzustands als Aufenthaltsort dient. Man glaubte an ein himmlisches Paradies der Seelen.
• Das endzeitliche Paradies auf der Erde, dessen Zentrum Israel und Jerusalem unter dem Messias sein wird, und das den Seligen nach der Auferstehung und dem Endgericht übergeben werden wird.

Da Gott das irdische Paradies verschlossen und der Erde entzogen hatte, war man zu der Überzeugung gelangt, dass es jetzt im Himmel sei und zugleich wieder als das paradiesische Friedensreich in Erscheinung treten würde. Das irdische Paradies wird zum Vorbild des jenseitigen und zukünftigen Paradieses.

„Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Mit diesen Worten sanktioniert Jesus die Kernaussage dieses Glaubens der Juden, die einen gewissen Grad an Wahrheit enthielt. Es ist offensichtlich, dass Jesus an die damalige Vorstellung anknüpft, bei der das Paradies der Ort ist, wo die abgeschiedenen Seelen der Gerechten sind. Das geht zwangsläufig aus der beschriebenen Situation hervor: Christus sagt sinngemäss: „Du brauchst nicht zu warten, bis ich in Königsherrschaft erscheine, nein, du kannst mir schon heute in das Paradies folgen.“

Wo ist das Paradis?

Das Wort „Paradies“ kommt im Neuen Tesament in der Bibel noch zweimal vor. Der Apostel Paulus berichtet vom Paradies und der aussergewöhnlichen Erfahrung seiner Entrückung dorthin: „Ich kenne einen Menschen in Christus (damit meint er sich), vor vierzehn Jahren – ob im Leib, weiss ich nicht, oder ausserhalb des Leibes, weiss ich nicht; Gott weiss es – einen Menschen, der entrückt wurde bis in den dritten Himmel. Für Paulus war es unmöglich, in menschlichen Worten von dieser überwältigenden Erfahrung zu erzählen. Das, was er dort sah und hörte, übertraf das menschliche Vorstellungsvermögen, wie man seinen Worten entnehmen kann.

Paulus nennt das Paradies den „dritten Himmel“. Diese Bezeichnung kommt nur in diesem Zusammenhang vor und zeigt deutlich, dass es ein himmlisches Paradies ist. Der Begriff „dritter Himmel“ als Synonym für Paradies lässt sich wie folgt erklären: Der erste Himmel ist die Atmosphäre, in der wir leben, der zweite Himmel der Weltraum der Sterne und der dritte Himmel das Paradies, wo Gott wohnt.

Der Begriff „Paradies“ darf man aber nicht nur auf den Aufenthaltsort der gestorbenen Gläubigen beschränken. Das Paradies ist nicht nur für diesen Zweck und für eine begrenzte Zeit „eingerichtet“ worden. Es war sicherlich nicht die Absicht Gottes, Paulus mit dem Zustand der entschlafenen Gläubigen im Paradies bekannt zu machen. Nein, es ging Ihm darum, ihm himmlische Herrlichkeiten zu zeigen, und zwar als Ermunterung für seinen weiteren Dienst.

Paulus erwähnt zweimal, dass er nicht wusste, ob er nun im Leib oder ausserhalb des Leibes in das Paradies entrückt worden war. Für ihn gibt es also auch die Möglichkeit, dass er ausserhalb seines Leibes kurz im Paradies war. Daraus kann man ableiten, dass genau das gleiche geschieht, wenn ein Gläubiger stirbt. Sein Körper vergeht und zerfällt, während die Geist-Seele in das Paradies geht. Das ist ein klarer Hinweis, dass es eine bewusste Existenz ausserhalb des Leibes geben kann.

Das himmlische Paradies

Im letzten Kapitel der Bibel, in der Offenbarung wird das Paradies zum dritten Mal erwähnt. „Dem, der überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der in dem Paradiese Gottes ist.“ Hier wird ebenfalls das himmlische Paradies erwähnt. Die Beschreibung knüpft an die Beschreibung des Gartens in Eden an. Denn auch hier wird vom Baum des Lebens gesprochen. Dieser stand damals in der Mitte des Gartens, so wie Christus seit seiner Himmelfahrt der Mittelpunkt des himmlischen Paradieses ist. Der Begriff Paradies beschränkt sich auch hier nicht auf einen zeitlich begrenzten Zwischenzustand und Aufenthaltsort der abgeschiedenen Seelen.

Aus dieser Betrachtung kann man folgern, dass das himmlische Paradies der Ort ist, wo Gott, der Vater wohnt. Jesus ging zum Vater, als er am Kreuz seinen Geist in seine Hände übergab. Dorthin gehen auch die Menschen nach dem Tod, welche an Jesus glauben.

Weitere Fragen und Antworten zum Thema:
www.jesus.ch/index.php/D/article/605-Tod_&_Jenseits/

Ausführlicher auf diese Fragen geht der Autor Hans-Jörg Ronsdorf in seinem Buch „Und die Toten leben doch“ein.
ISBN 3-89397-227-7
Best.Nr: 255227
Paperback 192 Seiten
Bestelllink: http://shop.livenet.ch/index.html?nr=255227&f=0

Autor: Hans-Jörg Ronsdorf, überarbeitet von Bruno Graber

Datum: 27.01.2006
Quelle: Fossilien: Stumme Zeugen der Vergangenheit

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