Nachruf

Johanna Nüesch (1917 - 2012)

Am 6. Oktober starb Johanna Nüesch im 94. Lebensjahr. Die bekennende Christin gehörte zur ersten Generation von politisch aktiven Frauen in führender Position. Von 1972 bis 1984 war sie Mitglied im Grossen Rat des Kantons St. Gallen. In den Jahren 1980 und 1981 präsidierte sie das Kantonsparlament als allererste Frau überhaupt. 
Johanna Nüesch

Die gelernte Bibliothekarin war mit dem Stickereifabrikanten Hans Nüesch verheiratet. Gemeinsam hatten sie vier Kinder: Ruth, Marianne, Hanspeter und Christine. Aufgewachsen im Kanton Bern, lebte sie im St. Galler Rheintal (Heerbrugg, Balgach).

Ihr Sohn Hanspeter Nüesch ist Leiter von Campus für Christus Schweiz: «Die Mutter wurde uns gerade im fortgeschrittenen Alter ein Vorbild, wie sie jeden Tag dankbar aus Gottes Hand nahm.» Ihre Veränderung in den späteren Jahren sei «eines der grössten Wunder Gottes», die er habe miterleben dürfen. Sie hätten zuvor lange Jahre «eine schwierige Beziehung» geführt. Dass er als einziger Sohn nicht ins Stickereigeschäft eingestiegen war, hatte die Eltern enttäuscht. Es befremdete die Mutter, dass ihr Sohn trotz Hochschulabschlusses keinen eigenen Lohn verdiente. «Doch Gottes Gnade und Vergebung siegten», erzählt ein dankbarer Hanspeter Nüesch. «Wir konnten einander in den verschiedenen Lebensentwürfen und Dienstschwerpunkten annehmen und unterstützen. Seitdem verband uns eine tiefe Liebe und gegenseitige Achtung.»

2003 veröffentlichte der Brunnen-Verlag Johanna Nüeschs Buch «Mitten durch die Welt. Ein Ruf zu christlicher Zivilcourage». Der Inhalt ist heute so aktuell wie damals: « (...) Der anonyme Staat wird auch mit einem noch so differenziert ausgebauten Sozialsystem nie Zuneigung und Herzlichkeit hervorbringen können. Über Mitmenschlichkeit und Liebe kann man nicht per Gesetz oder Reglement verfügen. Als Christen wissen wir, wo die Kraftquelle für einen liebevollen und solidarischen Umgang miteinander liegt. (...) Mögen wir all unseren Einsatz für eine solidarischere, gerechtere Welt im Bewusstsein der Abhängigkeit von Gottes Gnade und in einer Haltung des Gebets erbringen.»

Datum: 19.10.2012
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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