Brot vor Biosprit

Die Sicherung der Ernährung hat Vorrang vor einer Verwendung biologischer Masse für die Energiegewinnung. Die Kammer für nachhaltige Entwicklung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat diese Grundüberzeugung in einem Papier erläutert, das am Montag vorgestellt wurde.


Technologische Effizienzstrategien müssen mit Verhaltensänderungen der Menschen zusammenkommen.

Der Klimawandel, die steigende weltweite Nachfrage nach Lebensmitteln in den Schwellen- und Entwicklungsländern und die wachsende Nutzung von Biomasse für die Energieerzeugung hätten sich inzwischen auch auf die globale Ernährungssicherung ausgewirkt, stellt die Studie fest.

Tiere und Autos in Konkurrenz mit hungrigen Mäulern

Insbesondere der massive weltweite Investitionsboom in Agrotreibstoffe wie Biodiesel und Bioethanol hätte zur Verringerung der Anbauflächen für Lebensmittel und zu einer Verstärkung der Flächennutzungskonkurrenz zwischen „food“ (Nahrungsmitteln), „feed“ (Futtermitteln) und „fuel“ (Treibstoffe) geführt. Die Verdoppeltung der Weltmarktpreise für Getreide treffe vor allem die ärmsten Länder.

„Ökonomie der Genügsamkeit“

Die Stellungnahme der EKD-Kammer legt dar, dass der Verbrauch natürlicher Ressourcen langfristig und in einem ausreichenden Masse nur gesenkt werden kann, wenn technologische Effizienzstrategien mit Verhaltensänderungen der Menschen zusammenkommen. Dazu bedürfe es eines Wandels der am Konsum orientierten Lebensstile der Industriestaaten. Diese Lebensstile seien an einer „Ökonomie der Genügsamkeit“ auszurichten und im alltäglichen Leben zu verankern.

Emissionsobergrenzen festlegen

Politischen Handlungsbedarf bei Agrotreibstoffen sieht die Stellungnahme vor allem bei der Förderung von Energieeinsparung und Energieeffizienz, der Festlegung verbindlicher Emissionsobergrenzen für Kraftfahrzeuge, der Ausrichtung des Biomasse-Anbaus an ökologische Kriterien und der Revidierung der Entscheidungen für Beimischungsquoten.

Das Schlusskapitel führt deshalb die wichtigsten Anforderungen an die Produktion und den Einsatz von Bioenergie aus kirchlicher Sicht aus und fasst als Ergebnis zusammen: Eine Steigerung der Energieeffizienz, ein genügsamer Lebensstil und eine konsequente Energie- und Klimapolitik seien die wichtigsten Schritte zu einer sozial- und naturverträglichen Nutzung von Biomasse.

Link zum Thema:
Der EKD-Text „Ernährungssicherung vor Energieerzeugung“ als PDF

Datum: 01.10.2008
Quelle: EKD

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