Fragen und Antworten zum Da Vinci Code

Übersicht:

Weitere, ausführliche Fragen und Antworten finden Sie hier: Fakten & Fiktion

 

Sakrileg und Da Vinci Code?

Worum geht es beim Da Vinci Code?
Der Film „The Da Vinci Code“ basiert auf dem Bestseller-Roman „Sakrileg“ des amerikanischen Autors Dan Brown. In diesem Thriller geht es um die Jagd nach dem „heiligen Gral“, einem verborgenen, angeblich von der Kirche mit aller Gewalt unter Verschluss gehaltenem Wissen, welches bei Bekanntwerden das Christentum in den Grundfesten erschüttern würde: Jesus sei mit Maria Magdalena verheiratet gewesen und habe ihr ein Kind gezeugt. Nach der Kreuzigung sei Maria mit dem Kind nach Frankreich geflohen, wo sie die Dynastie der französischen Könige gegründet habe. Die im Roman auftretenden Forscher behaupten, dass die Evangelien des Neuen Testaments weitgehend erfunden seien und es bei der endgültigen Zusammenstellung der biblischen Bücher zur Heiligen Schrift nicht mit rechten Dingen zugegangen sei.

Den Behauptungen von Dan Brown, die seine Figuren im Buch „Sakrileg“ machen, fehlt jegliche faktische Grundlage. Bei den „Belegen“, auf die er sich beruft, handelt es sich um Schriften von Gnostikern und anderen Sektierern, die viel jünger als die Handschriften der anerkannten Bücher der Bibel sind. Für ernsthafte Historiker und Papyrus-Gelehrte sind die Evangelien des Neuen Testaments glaubhaft. Kein Buch der Antike ist historisch so gut belegt wie die Bibel.

 

Weshalb reagieren Christen auf den Da Vinci Code?
Eigentlich müssten sich Kirchen und christliche Stellen nicht mit einem Roman, also einer frei erfundenen Story, befassen, auch dann nicht, wenn es darin um abstruse Geschichten über Jesus oder wilde Phantasien über die Anfänge des Christentums und die Entstehung der Bibel geht. Doch weil der Autor Dan Brown so tut, als basiere seine Story auf Tatsachen, müssen die Falschaussagen in der Öffentlichkeit korrigiert werden. Der Verdacht liegt nahe, dass sich Brown den Protest der Kirchen aus Marketing-Gründen erhoffte. Je mehr in den Medien über den Roman diskutiert und gestritten wird, desto mehr Publizität erreicht der Autor mit seinem Werk. Damit macht er gut Kasse.

Jesus, Maria Magdalena und die Apostel


War Jesus verheiratet?
Nein. Jesus von Nazareth lebte vor 2000 Jahren. Obwohl die meisten Juden seiner Generation die Ehe als von Gott geboten ansahen, haben wir aus seiner Zeit keinen einzigen Hinweis darauf, dass er verheiratet oder irgendwie mit einer Frau liiert war.

Jesus lebte für seine Sendung: den Willen des Vaters im Himmel zu tun, Gottes Reich zu verkünden und in der Freude, die das Reich mit sich bringt, zu leben. Dazu bildete der spirituelle Meister eine Gemeinschaft. „Der Menschensohn hat keinen Platz, wo er sich hinlegen und ausruhen kann“, umschrieb Jesus einmal seine Lebensumstände als Wanderprediger (Matthäus 8,20). Dem engsten Kreis, den zwölf Freunde („Jünger“) bildeten, standen allerdings einzelne Frauen nahe, was sehr ungewöhnlich war.
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Was war zwischen Jesus und Maria Magdalena?

Jesus war nicht verheiratet, und in allen zuverlässigen Berichten gibt es keine Spur von einer erotischen Beziehung zwischen Jesus und Maria aus Magdala, einem Ort in Galiläa. Sie war Jesus äusserst dankbar und verehrte ihn, weil er sie von sieben Dämonen befreit hatte. Sie gehörte zu einer Gruppe Frauen, die ihn und die zwölf Jünger auf ihren Reisen materiell unterstützten (Lukas 8,2-3).

Nirgends in der Bibel wird Maria Magdalena als Hure oder Sünderin bezeichnet. Doch sie wurde später mit einer anonymen Dirne gleichgesetzt, welche sich während eines Gastmahls vor Jesus niederwarf und ihm zum Missfallen der Anwesenden mit einem wohlriechenden Öl die Füsse salbte (Lukas 7,36-50). Diese Gleichsetzung macht keinen Sinn, denn Lukas stellt unmittelbar nach dieser Geschichte Maria aus Magdala namentlich vor und gibt einen anderen Grund für ihre Beziehung zu Jesus an.
Kurz: Maria Magdalena war nach ihrer Heilung eine engagierte Anhängerin des Mannes aus Nazareth. Dass sie bei seiner Kreuzigung schwanger gewesen sei, ist reine Phantasie des Romanautors Dan Brown, durch nichts belegt.


Wer sagt, dass Jesus und Maria Magdalena einander liebten?
Kein Zeitgenosse hat dies berichtet. Die Spekulationen um eine erotische Beziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena beziehen sich auf eine Stelle des apokryphen „Philippus-Evangeliums“, einer Schrift der Gnostiker-Sekte, welche Jesus und seine Botschaft umdeutete. Die Schrift entstand erst im 2. oder 3. Jahrhundert, viele Generationen nach den Evangelien der Bibel. Sie erzählt nicht das Leben von Jesus, sondern gibt wirre Gedankengänge der Gnostiker wieder.

Maria Magdalena wird als „Gefährtin“ bezeichnet. Der lückenhafte apokryphe Text kann so gelesen werden, dass Jesus sie „mehr als die Jünger“ liebte und sie „auf den Mund küsste“. Dan Brown behauptet (S. 338), das Wort „Gefährtin“ habe im Aramäischen Ehefrau bedeutet. Doch das „Philippus-Evangelium“ wurde ursprünglich griechisch verfasst und ist in einer koptischen Übersetzung erhalten. Nach Textexperten bedeutet das Wort wohl einfach „Weggefährtin“ – nach der Bibel war Maria Magdalena wie andere Frauen, die Jesus und seine Jünger materiell unterstützten, zeitweise mit ihm unterwegs (Lukas 8,2-3).Mehr zum Thema: Philippus-Evangelium


War Maria Magdalena eine Apostelin?

Maria Magdalena war eine mutige Nachfolgerin von Jesus. Sie ging mit ihm im Frühling 30 nach Jerusalem, war bei seiner Hinrichtung und Grablegung dabei und gehörte zwei Tage später zu den Frauen, die am frühen Morgen zum Grab gingen (Markus 15,40.47; 16,1). Das Grab war leer und Jesus, der Auferstandene erschien Maria Magdalena als erster.

Aufgewühlt wollte sie ihn festhalten, doch Jesus hinderte sie daran, wies sie sie auf seine neue Existenzweise hin und trug ihr auf, dies den Jüngern kundzutun: „Ich kehre zurück zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott“ (Johannes 19,14-18).

Als Frau, die zuerst dem Auferstandenen begegnet war, erfüllte Maria Magdalena an den Aposteln den Auftrag, den diese wenig später selbst wahrnahmen: anderen Menschen die Auferstehung von Jesus als Augenzeugen mitzuteilen. In diesem Sinn war sie eine Apostelin.


Liebte Jesus Frauen?

Jesus von Nazareth begegnete Menschen mit Liebe: Männer und Frauen, Kinder und Senioren, Gesunde und Kranke, Hochgestellte und Ausgestossene erfuhren seine herzliche Zuneigung. Dadurch – und durch seine spirituelle Meisterschaft und seine Wunder – gewann er die Herzen der Menschen (z.B. Johannes 4).

Der Wanderprediger kam ständig mit Frauen in Kontakt. Er ging unvoreingenommen und offener als die Männer seiner Zeit auf sie ein und schenkte ihnen seine Wertschätzung, was Aufsehen erregte.

Viele hundert Frauen heilte Jesus von schweren Krankheiten und dämonischen Belastungen. Daraus ergab sich wohl in vielen Fällen eine sehr emotionale Anhänglichkeit; doch er ging – die vier Evangelien der Bibel sind eindeutig – keine Bindung ein und hielt sich fern von amourösen Verstrickungen.

Denn Jesus ging es darum, seine Mission zu erfüllen und das Reich Gottes unter die Leute zu bringen. Dafür bewahrte er sich die innere Freiheit und Unabhängigkeit, auch gegenüber seinen engsten Vertrauten (Matthäus 16,23). Seine Mutter Maria und seine Brüder wies er gar zurecht, als sie ihn besuchen wollten, und bezeichnete seine versammelten Jünger als „mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter“ (Matthäus 12,50).


Hatte Jesus Kinder?

Nein. Jesus war nicht verheiratet und hatte keine Partnerin. Die Bibel berichtet von keiner Bindung und keinen Sexualkontakten. Keine antike Quelle schreibt Jesus Nachkommen zu. Die erst viele Jahrhunderte nach seinem irdischen Leben verbreitete Spekulation, er habe ein Kind gezeugt, das nach Frankreich gelangt sei, ist so ungeheuerlich wie unbeweisbar.

Entstehung und Überlieferung des Neuen Testaments


Kann man den Berichten der Bibel glauben?
Die Berichte über Jesus wurden von Augenzeugen und ihren Mitarbeitern verfasst und mit grosser Sorgfalt kopiert. Die ältesten Abschriften, die wir heute haben, sind Papyri aus dem 2. Jahrhundert. So weist die Bibel eine hervorragende Überlieferungstreue auf. Dies belegen zahlreiche Manuskripte. Die Bibel ist das am besten überlieferte Buch der Antike.
Mehr zum Thema:
Die historische Verlässlichkeit der Bibel
Ausserbiblische Quellen zu Jesus Christus


Wurde das Leben Jesu von tausenden von Jüngern aufgeschrieben?
Jesus hatte keine tausend Jünger. Er hatte zwölf Jünger im engeren und etwas über hundert im weiteren Anhängerkreis. Viele dieser Leute waren ungebildet und konnten weder lesen noch schreiben, geschweige denn Biographien schreiben. Zur Zeit von Jesus und in den folgenden Jahrzehnten haben niemals „Tausende von Jünger” sein Leben aufgeschrieben.


Wie viele Evangelien gibt es?

Am Ende des 1. Jahrhunderts hatten die Christen die vier Evangelien, die sich heute im Neuen Testament finden. Sie waren von zwei Aposteln (Matthäus und Johannes) und zwei ihrer Mitarbeiter (Markus und Lukas) verfasst worden, aufgrund von eigenen Erlebnissen mit Jesus und Augenzeugenberichten (Lukas 1,2). Neben den Evangelien und der Apostelgeschichte von Lukas waren auch Briefe von Paulus und anderen Verfassern im Umlauf.

Als Gnostiker bekannte Gruppen, die Elemente der christlichen Botschaft aus ihrem Zusammenhang rissen und die Person von Jesus umdeuteten, verfassten in den folgenden zwei Jahrhunderten eigene Schriften, die sie teils auch „Evangelien“ nannten. Die meisten dieser Schriften waren bis zu den Funden von Nag Hammadi in Ägypten 1945 nur aus Zitaten bekannt; sie zeigen einen anderen Jesus. Weil sie gnostische Vorstellungen über den Mann aus Nazareth stülpten, waren sie für die Christen nicht annehmbar.

Thomas-Evangelium, Philippus-Evangelium, Judas-Evangelium und ähnliche Schriften werden „apokryph“ genannt, weil ihre Herkunft im Dunkel liegt. Sie können nicht von den Aposteln verfasst sein, mit deren Namen sie sich schmücken; das zeigt schon ein flüchtiges Durchlesen. So erreichen sie in keiner Weise die historische Glaubwürdigkeit der vier biblischen Evangelien. Die Gute Botschaft (so der Sinn des griechischen Wortes ‚euangelion’) von Gottes Liebe und vom Retter Jesus Christus findet sich in den vier Evangelien der Bibel.

Wie wurde festgelegt, welche Schriften das Neue Testament bilden?
Das Neue Testament besteht aus 27 Büchern: den vier Evangelien und der Apostelgeschichte, 21 Briefen und der Offenbarung des Johannes. Diese Sammlung wurde nicht erst durch den Kaiser Konstantin (gest. 337) zusammengestellt – wie Dan Brown behauptet –, sondern die einzelnen Bücher galten schon 200 Jahre früher als Heilige Schrift. Andere Schriften wurden von Christen auch gelesen, aber hatten nicht den Rang dieser Bücher, weil man bei ihnen keinen Apostel als Autor erkannte.

Im Gebrauch durch die Christen der ersten Generationen kristallisierte sich das Neue Testament als Gesamtheit heraus. Ohne Konflikte ging das nicht: So wurde der einflussreiche Lehrer Marcion im Jahr 144 von der Gemeinde in Rom wegen seiner sektiererischen Meinungen ausgeschlossen. Er lehnte das Alte Testament ab und wollte von den Evangelien nur Lukas – aber ohne die Weihnachtsgeschichte und weitere Stellen, die ihm zu judenfreundlich waren – gelten lassen. Von den Briefen akzeptierte er nur zehn Paulusbriefe.

Diese eigenmächtige Zusammenstellung wurde von den Christen abgelehnt. Der Streit führte – fast 200 Jahre vor Konstantin – dazu, dass die im Römerreich verstreuten Gemeinden sich rascher auf die Anerkennung weiterer Briefe einigten. Die Kirche blieb bei den vier Evangelien, die von Aposteln und ihren Mitarbeitern wenige Jahrzehnte nach Ostern geschrieben worden waren. Andere später verfasste „Evangelien“ von Gnostikern wurden nicht von Kaiser Konstantin ausgeschieden und vernichtet (wie Brown behauptet), sondern schon lange vorher als irreführend abgelehnt.
Mehr zum Thema: Die historische Verlässlichkeit der Bibel

Das Neue Testament und die Gnostiker


Was sind die Handschriften von Nag Hammadi?
Dan Brown zählt die „koptischen Schriftrollen“ (tatsächlich waren es in Lederumschläge gebundene Papyrusblätter) von Nag Hammadi zu den „frühesten Dokumenten des Christentums“. Die 1945 in einem Felsen bei dem oberägyptischen Dorf gefundenen Handschriften stammen aus dem 4. Jahrhundert. Es handelt sich um 45 einzelne Schriften, eine „gnostische Bibliothek“, wie der bekannte britische Theologe Nicky Gumbel schreibt. Nichts davon wird geheimgehalten (wie in „Sakrileg“ angedeutet). Die Texte sind Übersetzungen griechischer Texte aus dem 2. und 3. Jahrhundert. Sie zeigen einen gnostisch umgedeuteten Jesus, dem zahlreiche Aussagen in den Mund gelegt werden, die mit den biblischen Evangelien kaum oder gar nicht vereinbar sind.


Sind die Handschriften von Nag Hammadi älter als die Evangelien der Bibel?

Laut dem Londoner Pastor Nicky Gumbel „sind die Texte aus Nag Hammadi eigentlich gar keine Evangelien. Die gnostischen ‚Evangelien’ sind unhistorisch, ja sogar anti-historisch; sie ent­halten kaum erzählende Texte und sind nicht sehr chronologisch. Sie wurden erst Generationen nach den Ereignissen niedergeschrieben, von denen sie berichten, und doch beanspruchen sie, unmittelba­res Geheimwissen darüber zu enthalten…

Diese Schriften beanspruchen, beispielsweise von dem Apostel Thomas abgefasst worden zu sein, obwohl das gar nicht möglich ist, weil er zu der Zeit, als sie geschrieben wurden, schon seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar seit Jahrhunderten tot war.“
Quelle: Nicky Gumbel: Das Sakrileg unter der Lupe
Antworten auf Dan Browns Theorien, Asslar, 20062


Wer waren die Gnostiker?
In den ersten Jahrhunderten nach Christus war der Gnostizismus im Mittelmeerraum eine vielschichtige, schwer fassbare geistige Bewegung. Der bekannte britische Theologe und Buchautor Nicky Gumbel vergleicht sie mit der New Age-Bewegung heute, da sie in Zirkeln lebte, ein besonderes esoterisches Bewusstsein vermittelte, keine zentrale Leitung aufwies und sich aus verschiedensten Strömungen speiste.

In den ersten Jahrhunderten nach Christus war der Gnostizismus im Mittelmeerraum eine vielschichtige, schwer fassbare geistige Bewegung. Der bekannte britische Theologe und Buchautor Nicky Gumbel vergleicht sie mit der New Age-Bewegung heute, da sie in Zirkeln lebte, ein besonderes esoterisches Bewusstsein vermittelte, keine zentrale Leitung aufwies und sich aus verschiedensten Strömungen speiste.
>> Mehr zum Thema


Unterdrückte die Alte Kirche Dokumente zu Maria Magdalena?
In einigen gnostischen Schriften aus dem 2. und 3. Jahrhundert gibt es einzelne Stellen, die von einer besonders engen Beziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena sprechen. Die christlichen Gemeinden hielten sich jedoch schon damals an die Schriften, die wir heute als Neues Testament kennen. Sie wurden als Heilige Schrift angesehen; die gnostischen Darstellungen von Jesus wurden dagegen abgelehnt. Die Verbreitung solcher gnostischer Schriften im Römerreich konnten die christlichen Gemeinden aber nicht verhindern – bis ins Jahr 305 wurden sie selbst von der Staatsmacht verfolgt. Dies änderte sich mit Kaiser Konstantin.
Mehr zum Thema: Liess Kaiser Konstantin Tausende von Handschriften vernichten?


Gehören die Schriftrollen vom Toten Meer zu den „frühesten christlichen Dokumenten”?
Es sind jüdische nicht christliche Texte, überwiegend aus der Zeit des 3.-1. Jh. vor Christus. Die ersten Qumranrollen wurden 1947 gefunden. Sie enthalten nachweislich keine Informationen über Jesus.


Sind die apokryphen Evangelien älter als die Evangelien des Neuen Testaments?
Nein, mitnichten. In Wirklichkeit wurden die gnostischen Evangelien lange Zeit nach Jesus (manche erst 200 Jahre später) aufgeschrieben. Es sind auch keine Evangelien im biblischen Sinne!


Hat der Vatikan die Herausgabe der Qumranrollen oder Nag-Hammadi-Texte verhindert?

Alle Texte aus Nag Hammadi und Qumran sind heute veröffentlicht. Die wissenschaftliche Edition der Qumrantexte wurde zuerst von der jordanischen, seit 1967 von der israelischen Antikenverwaltung beaufsichtigt. Der Vatikan hatte damit überhaupt nichts zu tun. Es gibt keine „Verschlusssache Jesus”!

Wurde Jesus erst im vierten Jahrhundert als Gottes Sohn betrachtet?
Nein. Schon das Neue Testament hält fest, dass Jesus Gottes Sohn ist. Von Beginn beteten ihn die Christen an, wovon Loblieder zeugen (Philippus 2,11).

Als Jesus acht Tage nach seiner Auferstehung zu den Jüngern kam, konnte Thomas, der zuvor nicht an die Auferstehung geglaubt hatte, seine Hand in die verwundete Seite und die durchbohrten Handflächen von Jesus legen. Dabei rief er aus: „Mein Herr und mein Gott!“ (Johannes 20,28).

Im Brief an die Christen in Rom fasste Paulus den Glauben der ersten Generation zusammen. Dort erwähnt er die jüdische Abstammung von Jesus, „der Gott ist über alles, gepriesen in Ewigkeit“ (Römer 9,5). Nach dem Johannesevangelium war das Wort bei Gott, bevor es in Jesus Mensch wurde (Johannes 1,1-18).

Weitere Belege für den Glauben an die Gottheit von Jesus finden sich in vielen Texten der Kirchenväter, die lange vor Konstantin lebten. Zu behaupten, dass bis zum Konzil von Nicää (325 n. Chr.) Jesus nur als Mensch betrachtet wurde, ist barer Unsinn.

Kaiser Konstantin und das Konzil von Nicäa


Machte das Bischofs-Konzil von Nicäa im Jahr 325 Jesus zum Sohn Gottes?
Nein. Schon das Neue Testament hält fest, dass Jesus Gottes Sohn ist. Von Beginn beteten ihn die Christen an, wovon Lobpreisungen und Briefeingänge zeugen (Philippus 2,11; Römer 1,4).

Als Jesus acht Tage nach seiner Auferstehung zu den Jüngern kam, konnte Thomas, der zuvor nicht an die Auferstehung geglaubt hatte, seine Hand in die verwundete Seite und die durchbohrten Handflächen von Jesus legen. Dabei rief er aus: „Mein Herr und mein Gott!“ (Johannes 20,28).

Im Brief an die Christen in Rom fasste Paulus den Glauben der ersten Generation zusammen. Dort erwähnt er die jüdische Abstammung von Jesus, „der Gott ist über alles, gepriesen in Ewigkeit“ (Römer 9,5). Nach dem Johannesevangelium war das Wort bei Gott, bevor es in Jesus Mensch wurde (Johannes 1,1-18).

Weitere Belege für den Glauben an die Gottheit von Jesus finden sich in vielen Texten der Kirchenväter, die lange vor Kaiser Konstantin lebten. Zu behaupten, dass bis zum Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) Jesus nur als Mensch betrachtet wurde, ist barer Unsinn.
Mehr zum Thema:
Wer ist Jesus?
Jesus: Halbgott oder Gott?


Gibt es keine neutestamentlichen Texte aus der Zeit vor Kaiser Konstantin?
Doch. Natürlich gibt es sie. Wir haben viele Papyri aus dem 2. und 3. Jh. n. Chr., die so genannten Bodmer- und Chester-Beatty-Papyri . Diese Papyri befinden sich heute in Cologny bei Genf (Bodmeriana) und in Dublin (Chester-Beatty-Museum). Sie enthalten grosse Teile des Neuen Testamentes und stammen eindeutig aus der Zeit vor Konstantin. Ein Vergleich dieser Papyri mit den Handschriften aus der Zeit Kaiser Konstantins und danach zeigen, dass es keine Zensur unter Konstantin gegeben hat. Der Inhalt der neutestamentlichen Botschaft, dass Jesus für unsere Sünden den Kreuzestod erlitten hat, ist in allen Handschriften der gleiche.


Liess Kaiser Konstantin Tausende von Handschriften vernichten?
Nein. In Wirklichkeit liess sein Vorgänger Kaiser Diokletian (284-305) bei harten Christenverfolgungen Bibeltexte in grossem Stile vernichten. Konstantin stiftete daher 50 Prachtbibeln auf Staatskosten für die Gemeinden, um die vernichteten Schriften teilweise zu ersetzen. Der Codex Vaticanus, eines der wichtisten Manuskripte des Neuen Testaments, könnte zu diesen konstantinischen Auftragsbibeln gehören.

Konstantin stellte das Christentum im Jahr 312 den anderen Religionen im Römerreich gleich und gab ihm in der Folge den Vorrang. Um 324/326 veröffentlichte er einen Erlass gegen die Sektierer, zu denen die Gnostiker gehörten. Ihre Zusammenkünfte wurden untersagt und ihre Versammlungshäuser konfisziert. Der zeitgenössische Kirchenhistoriker Eusebios erwähnt auch eine Verordnung, welche das Beschlagnahmen gnostischer Schriften ermöglichte (Handbuch der Kirchengeschichte II/1, Seite 7).
Mehr zum Thema: Antikonstantinische Ausfälle

Geheimgesellschaften, Merowinger und Leonardo da Vincis Code


Wer waren die Templer?

Der Ritterorden wurde 1119 von Hugo von Payens, einem Kreuzfahrer aus der Champagne, gegründet, um den christlichen Pilgern auf dem Weg von Jaffa nach Jerusalem bewaffneten Schutz zu bieten. Der Name rührt von der Unterkunft im „Salomonstempel“ in der 1099 von den Kreuzrittern eroberten Stadt Jerusalem her. 1128 erhielten die Templer in Frankreich ihre Ordensregel; sie gliederten sich in Ritter, dienende Brüder und Kapläne. Bernhard von Clairvaux propagierte den Orden, der bei den zunehmenden Angriffen der Muslime auf die Kreuzfahrerstaaten zur unersetzlichen Elitetruppe wurde. Ab 1149 besass er eigene Burgen.

Ihr Einsatz im Heiligen Land trug den Templern im Westen reiche Schenkungen ein. Ihre Glaubwürdigkeit liess sie zu Pionieren der Geldanlage werden, doch die Macht und der immense Reichtum erregten Neid. Nachdem 1291 mit Akko der letzte Stützpunkt im Heiligen Land gefallen war, liess der tief verschuldete französische König Philipp IV. der Schöne am 13. Oktober 1307 überraschend alle französischen Templer verhaften und ihnen unter Folter unsinnige Geständnisse abpressen. Mit den fabrizierten Anklagen zwang er Papst Clemens V., am Konzil von Vienne 1312 den Orden förmlich aufzuheben, und riss sich den grössten Teil des Templer-Besitzes in Frankreich unter den Nagel. Im Zuge der Vernichtung des Ordens endete der Grossmeister Jacques de Molay wie zahlreiche seiner Ritter auf dem Scheiterhaufen.

Dan Brown behauptet ohne historische Anhaltspunkte, Männer der "Prieuré de Sion" hätten den Templerorden gegründet, um ihr Graben nach einem in den Ruinen des Jerusalemer Tempels verborgenen Schatz zu bemänteln. Der Schatz habe aus Dokumenten bestanden, die bewiesen, dass Jesus und Maria Magdalena verheiratet gewesen seien und eine Tochter gehabt hätten. Darüberhinaus versichert Browns Held Robert Langdon seiner Gefährtin Sophie Neveu, die Templer hätten den Schatz nach neun Jahren gefunden; dieses Wissen habe den Papst gezwungen, dem Orden Eigengesetzlichkeit zuzugestehen. Unrichtig ist Browns Darstellung der Vernichtung der Tempelritter: Nicht der Papst, sondern Philipp der Schöne setzte sie ins Werk.
Mehr zum Thema: Die Tempelritter


Was hat es mit der Prieuré de Sion auf sich?

Das Plot von „Sakrileg“ hängt an dieser Geheimbruderschaft. Sie habe, wird im Thriller enthüllt, über die Jahrhunderte das Geheimnis bewahrt, welches bei seiner Enthüllung die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttern würde: dass Nachkommen von Jesus und Maria Magdalena in Frankreich leben. An den Kopf des Romans setzt Brown „Fakten und Tatsachen“: dass die Prieuré de Sion 1099 von Gottfried von Bouillon, dem Anführer der Jerusalem-Eroberer, gegründet worden sei und dass ihr Newton und Leonardo da Vinci angehört hätten.

In Tat und Wahrheit hat der französische Royalist Pierre Plantard 1956(!) in Annemasse bei Genf mit einigen Freunden die „Prieuré de Sion“ gegründet, wobei sich Sion auf einen Hügel in der Gegend, nicht auf den Jerusalemer Berg Zion bezieht. Der Verein, der eine Zeitschrift herausgab, wurde bald wieder aufgelöst. In gefälschten Dokumenten legte der eigenbrötlerische Phantast Plantard später seine Abstammung vom 679 ermordeten Merowingerkönig Dagobert II. dar. In diesen „Dossier Secrets“ taucht auch die Behauptung von der Gründung der Prieuré in Jerusalem unmittelbar nach der Eroberung durch die Kreuzritter 1099 auf.

1982 übernahmen Henry Lincoln, Michael Baigent und Richard Leigh in ihrem pseudohistorischen Buch (deutsch „Der Heilige Gral und seine Erben“) mit Plantards Phantastereien auch den auf die Kreuzritter zurückgehenden Stammbaum, den er für die Grossmeister der Prieuré erfunden hatte. Obendrein setzten sie die Behauptung in die Welt, die Geheimgesellschaft bewache noch immer Nachfahren von Jesus und Maria Magdalena, welche als Merowinger Frankreich (450-751) regierten. Und: „Wir sind der Überzeugung, dass die Prieuré die theokratischen Vereinigten Staaten von Europa anstrebt … regiert von einer Dynastie, deren Herkunft auf Jesus zurückgeht“ (Seite 372).
Mehr zum Thema: Die Prieuré de Sion


Was geschah in Rennes-le-Château?
Der Franzose Pierre Plantard, der 1956 in Annemasse bei Genf den Verein „Prieuré de Sion“ gegründet hatte, liess einige Jahre später Pergamente erstellen und der Pariser Nationalbibliothek zugehen. Diese „Dossiers Secrets“, behauptete er, habe Abbé Bérenger Saunière, 1890-1909 Priester von Rennes-le-Château im südfranzösischen Roussillon, bei der Renovation seiner Kirche entdeckt. Das kleine Dorf lag einst im Einflussgebiet der Katharer, der gnostisch angehauchten südfranzösischen Sektenbewegung, die Rom nach 1209 mit dem Schwert (Albigenserkriege) und mit der Inquisition bekämpfte.

Plantards Fixierung auf Rennes-le-Château ergab sich daraus, dass Abbé Saunière es geschafft hatte, die Kirche der kleinen Pfarrei zu renovieren und sich eine Villa zu bauen. Woher stammte das Geld? In einem „westgotischen Pfeiler“ seien Pergamente gefunden worden, die den Abbé zu einem Schatz geführt hätten: Dieser Geschichte des Wirtes Noël Corbu, der Gäste anziehen wollte, sass Plantard auf. In Tat und Wahrheit hatte sich der Priester durchs Lesen von Messen bereichert, weshalb er schliesslich abberufen wurde. Der Journalist Jean-Luc Chaumeil entlarvte die “Dossiers Secrets” in den 1980-er Jahren als dreiste Fälschung.


Was ist der Heilige Gral?

1183 suchte Philippe, Graf von Flandern, alle Untertanen in seinem Herrschaftsgebiet, die der sektiererischen Lehre der Katharer anhingen, mit einer brutalen Kampagne auszurotten. Zur selben Zeit beauftragte er den Dichter Chrétien de Troyes, die Geschichte von Perceval (Parsifal) zu verfassen. In dieser Dichtung taucht der Gral zum ersten Mal auf. Er ist ein geheimnisumwitterter Gegenstand, dessen Suche und Gewinn mit Segen verbunden ist. Es geht angeblich um ein in einer kaum zugänglichen Burg bewachtes Gefäss, das Glückseligkeit und ewige Jugend spendet.

Die Legende von der Gralssuche, in der christliche und heidnische Motive aufscheinen, wurde im Mittelalter vielfach ausgesponnen (Sagenkranz von König Artus und der Tafelrunde), weil sie das ritterliche Streben nach der Bewährung im Kampf und nach dem höchsten Gut versinnbildlichte. In der auf Reliquien versessenen Frömmigkeit des Hochmittelalters wurde der Gral auch als der Kelch beim letzten Abendmahl gedeutet, ohne dass die Kirche dies anerkannte.

800 Jahre nach dem Erscheinen des Gralsmotivs in der europäischen Literatur haben Henry Lincoln, Michael Baigent und Richard Leigh 1982 im Buch „Der Heilige Gral und seine Erben“ eine neue Deutung aufgebracht: San Greal (Heiliger Gral) sei als Sang Réal (=Royal, königliches Blut) zu lesen: „Der Gral schien also nicht nur ein Gefäss gewesen zu sein, in dem das Blut Jesu Christi aufgefangen worden war, sondern war ganz offensichtlich an das Geblüt eines Geschlechts gebunden“ (Seite 277).

Sieben Seiten später wird in knappen Sätzen formuliert: „Maria Magdalena war mit Jesus verheiratet. Dieser Ehe entsprangen ein oder mehrere Kinder. Unmittelbar nach der Kreuzigung Jesu floh Maria Magdalena mit ihrer Nachkommenschaft nach Gallien, wo sie bei den dort existierenden jüdischen Gemeinden wahrscheinlich einen Unterschlupf gefunden haben dürfte…“ Die Nachfahren hätten mit den Franken verbunden und als Merowinger das Land regiert, heisst es weiter. – Diese Deutung von ‚Sangreal’ hat Baigent in seinem neuen Buch „Die Gottesmacher“ wiederaufgenommen und weiterentwickelt. Erschienen ist es (wen wundert’s?) im April 2006...


Findet sich der Gral im „Abendmahl“ von Leonardo da Vinci?
Mit den phantastischen Magdalena-Merowinger-Spekulationen hat Dan Brown in seinem Roman eine esoterische Deutung von Leonardo da Vincis Meisterwerk kombiniert. Danach würde das „Abendmahl“ neben Jesus nicht seinen Jünger Johannes zeigen. „Dass Jesus und Maria Magdalena ein Paar waren, schleudert da Vinci dem Betrachter ... geradezu ins Gesicht“, schreibt der Romancier auf Seite 335. Er geht noch weiter: Das V zwischen den beiden Personen soll – als Gralszeichen –Magdalenas fruchtbaren Mutterschoss und das göttlich Weibliche symbolisieren.

Der Leipziger Kunsthistoriker und Leonardoforscher Franz Zöllner hat in der „Zeit“ entgegnet, dass sich die ungewöhnlichen Lücken des Gemäldes „aus dem simplen Umstand erklären, dass Leonardo die emotionsgeladene Reaktion der Jünger auf die Verratsankündigung Christi möglichst expressiv darzustellen versuchte: ‚Einer von euch wird mich verraten.’ Dadurch zerfallen die Jünger in Gruppen, und so entstehen Lücken zwischen den Figuren.“ Der Leipziger Professor unterstreicht weiter, dass zu Leonardos Zeiten im „Abendmahl“ eine Maria Magdalena nicht unterzubringen war – die künstlerische Freiheit war nicht gegeben. „Der feminin wirkende Johannes hingegen ist nicht ungewöhnlich, er wurde oft als besonders junger, bartloser und und daher weiblich anmutender Typ dargestellt.“

Zöllner kann sich vorstellen, dass Browns Behauptungen als Fragen an Leonardos Bilder Nutzen bringen. „Einzig das Beharren auf Fragen und die Abwehr esoterischer Antworten bieten die Gewähr dafür, dass sich die Kunst- und Bildwissenschaftler unserer Tage nicht unversehens in der Rolle jener weltfremden Trottel wiederfinden, in die Brown die Gelehrten in seinem Thriller gerne schlüpfen lässt.“

Weitere, ausführliche Fragen und Antworten finden Sie hier: Fakten & Fiktion

Datum: 10.05.2006

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