Die Mühen des ‚Opus Dei’

Josémaria Escriva de Balaguer
Opus Dei

Der Film „The Da Vinci Code“ propagiert ein fremdes Bild von Jesus; er unterstellt heutigen römisch-katholischen Würdenträgern geheime und verbrecherische Machenschaften – und den Versuch, die Wahrheit zu unterdrücken. Der unheimliche Albino-Mörder, der die Hauptpersonen jagt, wird als fanatisch-irrer Anhänger des Opus Dei hingestellt. Die derart angeschwärzte Organisation versucht der Publicity Positives abzugewinnen und Vorbehalte zu entkräften.

Das Opus Dei, 1928 vom spanischen Priester Josémaria Escriva de Balaguer gegründet, hat 1982 von Papst Johannes Paul II. den einzigartigen Status der Personalprälatur erhalten: Seine weltweit 86'000 Mitglieder unterstehen nicht dem Ortsbischof, sondern ihrem leitenden Bischof in Rom Javier Echevarría, der allein gegenüber dem Papst Rechenschaft schuldig ist. Die Mitglieder (55 Prozent sind Frauen) verpflichten sich zur Heiligung aller Bereiche ihres Lebens nach den katholischen Vorgaben der Organisation und zur Verbreitung des Evangeliums.

Straff geführte Laienorganisation

Das Opus Dei erwählt aus seinen Kandidaten Priester. 1850 Priester, 23 Bischöfe und ein Kardinal bilden seinen Klerus, der die Organisation (98 Prozent sind Laien) führt. Die unverhohlene Förderung durch den polnischen Papst – er sprach Escriva bereits 1992 selig und 2002 heilig – hat Kritiker in ihren Vermutungen bestärkt, der Vatikan sehe im Opus Dei seine neue Kampftruppe.

Verteidigung ohne Polemik

Die Organisation hat sich nur dezent gegen die Verleumdungen im „Da Vinci Code“ gewehrt. Sie bat lediglich den Verleiher Sony Columbia Tristar um den Hinweis "Fiktion" am Anfang des 125 Millionen Dollar teuren Streifens. Dem Wunsch wurde nicht stattgegeben. Kühn bezeichnete Sony-Sprecher Jim Kennedy den Film als „einzigartige Möglichkeit“ für die Organisation, „um die Menschen mehr über ihre Arbeit und ihren Glauben wissen zu lassen".

Der Schweizer Opus-Dei-Priester Martin Rhonheimer spielte in der Illustrierten ‚Stern’ die Eigenart des „Werks Gottes“ (so die deutsche Bedeutung von ‚Opus Dei’) herunter: Es sei eine Organisation der katholischen Kirche, „wie es viele andere Organisationen auch sind. Was wir wollen ist, der Kirche zu dienen, wir tun dies als gewöhnliche Christen.“

Verzeichnungen im Film noch grotesker

Laut Beat Müller, Schweizer Sprecher des Opus Dei, vermeidet der Film einige der „peinlichsten Irrtümer“ des Buchs von Dan Brown (der als Executive Producer mitwirkte), doch verzeichne er den Charakter der Organisation noch grotesker als das Buch: „Kirche und Opus Dei erscheinen als rundum verachtenswert“. Müller führt den Griff in tiefe Schubladen auf den Erfolgsdruck des angeblich 125 Millionen teuren Streifens zurück: „Sony hat um des Profits willen ihren eigenen Ehrencodex missachtet.“

Scharfe Töne aus dem Vatikan

Das Opus Dei folgt dem Grundsatz „Weder Polemik noch Boykott noch Zensur“. Anderseits hat der Sekretär der Glaubenskongregation in Rom, Erzbischof Angelo Amato, den Film als ein Werk "voller Verleumdungen, Angriffe und historischer sowie theologischer Irrtümer" beurteilt. Kurienkardinal Francis Arinze rief Christen in aller Welt auf, gegen den Film zu klagen – wegen Religionsverhöhnung. Grund: "Die Figur Jesus darf nicht beleidigt werden.“ Wenn dies geschehe, dürften Christen nicht tatenlos dasitzen. Der Kirchenfürst erhob Protest gegen die zahlreichen historischen und theologischen Irrtümer. Wenn solche Irrtümer und Lügen sich auf den Koran oder den Holocaust bezögen, würde dies zu einem weltweiten Aufstand führen, sagte Arinze.

„Verunsicherung bleibt“

Der Schweizer Opus-Dei-Sprecher Beat Müller hofft, dass die Fussball-Begeisterung im Juni das Interesse für den Film überspülen wird. „Länger bleiben wird jedoch die Verunsicherung und Täuschung vieler Menschen bezüglich Jesus, Kirche und auch Opus Dei, das zeigen Umfragen. Aber es sind auch schon sehr viele, die sich ernsthaft mit dem Glauben, der Kirchengeschichte und auch mit dem realen Opus Dei befassen, und das ist sehr erfreulich.“

Datum: 23.05.2006
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service