Arne Friedrich

Gott gibt mir Kraft

Den 9. Juli 2006 wird Arne Friedrich wohl niemals vergessen. Wie alle seine Mannschaftskameraden hat er davon geträumt, an diesem Tag im Berliner Olympiastadion beim Finale der Fussball-Weltmeisterschaft aufzulaufen. Dieser Traum ist wenige Tage zuvor in der Verlängerung des Halbfinales geplatzt. Und trotzdem ist der 9. Juli ein Tag des Triumphes.
Arne Friedrich schaltet den argentinischen Top-Stürmer Tévez aus (WM 2006, Viertelfinale).
Gefeiert von Millionen Fans am Brandenburger Tor und an den TV-Bildschirmen: Arne Friedrich mit Philipp Lahm und Teamchef Jürgen Klinsmann.
Cover

Zehntausende von Fans feiern vor dem Brandenburger Tor den dritten Platz der deutschen Nationalmannschaft, als hätte sie gerade den Titel gewonnen. Die Klinsmann-Truppe hat sich in die Herzen einer ganzen Nation gespielt. Das deutsche Sommermärchen euphorisiert die Massen. Frenetisch wird jeder einzelne Spieler bejubelt. Mitten drin: Arne Friedrich. Noch wenige Wochen zuvor hat er das andere Ende der Gefühlsskala durchlebt. Die Mannschaft hat so manche Medienschelte über sich ergehen lassen müssen. Besonders Arne Friedrich ist immer wieder hart kritisiert worden. Nun ist er einer der Helden.

Gute Entscheidung

Arne Friedrich hätte es auch ein wenig ruhiger und normaler haben können, zum Beispiel, wenn er nach der Ausbildung in seinem Beruf als Industriekaufmann geblieben wäre. Doch er entscheidet sich für den Fussball. Seine erste Station als Profi ist der DSC Arminia Bielefeld. Der damalige Trainer Hermann Gerland entdeckt Arne Friedrich in der Regionalliga, wo er für den SC Verl spielt. Auch Borussia Mönchengladbach hat die Fühler nach ihm ausgestreckt, doch er gibt der Arminia den Zuschlag, obwohl das Team damals in der zweiten Liga spielt. Eine gute Entscheidung, wie sich bald herausstellt, denn bei den Blauen kann er sich schnell einen Stammplatz erobern und schafft den Sprung in die U21-Nationalmannschaft.

Dann kommt der Anruf von Hertha-Manager Dieter Hoeness. Arne Friedrich will sich der Herausforderung Bundesliga stellen und unterschreibt einen Vertrag beim Hauptstadt-Club. Die Tinte ist noch nicht ganz trocken, da zieht er sich eine schlimme Verletzung zu. Ein Sehnenkanalriss im rechten Fuss setzt ihn fünf Monate lang ausser Gefecht. Mit einem mulmigen Gefühl geht er in die erste Saison für seinen neuen Verein. Doch der Fuss hält, und schon im zweiten Meisterschaftsspiel erzielt er sein erstes Bundesligator.

Von Gott aufgebaut

Kaum in der Eliteklasse angekommen, nominiert Rudi Völler ihn auch schon für die Nationalmannschaft und er nimmt an der EURO 2004 in Portugal teil. Eine steile Karriere. Doch wer ganz oben steht, im Fokus der Öffentlichkeit, dem bläst oft auch ein rauer Wind ins Gesicht. Zu Beginn der WM 2006 bekommt Arne Friedrich das mit voller Wucht zu spüren. Kein anderer Nationalspieler wird so hart kritisiert. So mancher wäre unter diesem Druck vielleicht zusammengebrochen, andere hätten zurück geschossen. Arne Friedrich hingegen konzentriert sich auf seinen Job.

Er arbeitet hart und er betet. Sein Fazit: „Gott hat mir die Kraft gegeben, dem Gegenwind zu trotzen. Doch die Medien hatten mich als Verlierer des Spiels ausgewählt. Ich war aus ihrer Sicht schuld an den beiden Gegentreffern und somit eine Gefahr für die deutsche Abwehr. Die negativen Berichte aus Zeitungen und Fernsehen überschlugen sich. Nun stand ich da – konfrontiert mit dem Druck der Öffentlichkeit. Ihr könnt euch vorstellen, dass es nicht einfach ist, in dieser Situation mit Selbstbewusstsein aufzutreten. Doch ich hatte in dieser für mich sehr schweren Zeit auch Quellen, aus denen ich Vertrauen, Mut und Kraft schöpfen konnte. Zum einen natürlich meine Familie und Freunde. Und zum anderen war Gott da, der mich aufgebaute.“

Nichts Besonderes leisten

„Alles ist möglich für den, der glaubt.” (Die Bibel. Markus, Kapitel 9, Vers 23) „Ich habe diesen Vers aus der Bibel ausgesucht“, so Friedrich, „weil er mir in dieser Zeit sehr viel geholfen hat. Ich habe all meine Gedanken und Ängste Gott anvertraut und darauf gehofft, dass er einen Weg für mich hat. Wir müssen nichts Besonderes leisten oder erreichen, um sein geliebtes Kind zu sein. Und so ist es gekommen, dass Gott mir für das weitere Turnier die Kraft und das Selbstvertrauen geschenkt hat, um ein tolles Turnier zu spielen.“

Auszug aus dem Buch „Sportlerleben“, erschienen im Hänssler-Verlag, mit freundlicher Genehmigung der Autoren Dietmar Ness, Ingo Marx und Bodo Sandrock.

Bearbeitung: Miriam Weigert, Livenet.ch

Datum: 22.10.2007

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