Miss Muffin und der liebe Gott
Woher kommt Ihre Liebe zu Muffins?
In den 80ger Jahren habe ich in Kanada studiert und einen Ersatz für Vollkornbrot gesucht. Damals gab es dort nur furchtbares Weissbrot und ich dachte, wenn ich das esse, werde ich sterben. Und dann habe ich Kleie-Muffins entdeckt, die zu meiner Leib- und Magenspeise wurden. Ein Studienkollege, ein Sioux-Indiander, hat mir daraufhin meinen Spitznamen verpasst. Er meinte: „Jutta, wenn du Muffins so magst, bist du ‚Miss Muffin‘."
Sind Sie die Erfinderin der deutschen Muffins?
Nein, beim Bäcker gabs schon welche. Allerdings waren die trocken und nicht lecker, das waren echte Negativbeispiele. Als ich mein erstes Kochbuch raus brachte, wollten die Leute nichts von Muffins wissen und keiner wollte mein Buch verlegen. Ich habe also 2000 Stück selbst verlegt. Stand in Haushaltswarenläden und habe die Leute probieren lassen, um sie zu überzeugen. Inzwischen habe ich insgesamt zwei Millionen Bücher verkauft!
Worauf muss man beim Muffinbacken achten?
Ganz wichtig ist es, die trockenen und die feuchten Zutaten getrennt von einander zusammenzurühren. Erst am Schluss darf man sie zusammenfügen, und dann sollte man höchstens noch 20 Mal rühren. Auf gar keinen Fall mit dem Handrührgerät mixen, da werden sie hart, wie kleine Bauklötzchen.
Wie kommen Sie auf die Rezepte?
Ich sag immer, ich habe eine „Hotline zum Himmel", einen heissen Draht zum Schöpfer. Wenn Gott unser Schöpfer ist, dürfen wir auch kreativ und „kre-aktiv" sein. Mein Ideenreichtum kommt von Gott. Von alleine könnte ich das gar nicht. Und so sitze ich oft am Computer und lass mir Rezepte einfallen. Ich bin eher eine Theoretikerin und weiss, was für Zutaten zusammen passen: Buttermilch und saure Sahne gehen gut mit einheimischem Obst. Zu Ananas und Zitrone passt besser Jogurt. Und wenn die Rezepte fertig sind, probier ich die Muffins in der Küche aus und schau, ob sie schmecken.
Eine Zeit lang haben Sie nicht gern gegessen.
Ich war als Kind ziemlich dick und ich hatte eine wunderschöne schlanke Schwester. Irgendwann dachte ich, wenn ich so dünn bin wie sie, dann werde ich angenommen und geliebt. Also habe ich aufgehört zu essen und wurde magersüchtig. Das Schlimme war: Ich war dann zwar schlank und wurde im College sehr bewundert, aber ich war einsam wie nie zuvor. Schönheit und Schlanksein verbessern den Selbstwert kein bisschen.
Wie sind Sie aus der Magersucht wieder raus gekommen?
Durch meinen Glauben, durch gute Freunde und durch Muffins. Eine Freundin hat mich irgendwann angesprochen und gesagt: „Jutta, wenn du so weitermachst, überlebst du den kalten Winter hier in Kanada nicht." Und ich wusste, sie hat Recht. Ich habe also angefangen, intensiv in meiner Bibel zu lesen und habe zu Gott gesagt: „Du musst meine Gedanken erneuern, du musst mich aus der Todesspirale raus ziehen." Denn Magersucht ist wie eine Spirale in den Tod. Du möchtest essen, aber du kannst nicht, weil du denkst: Wenn du isst, dann verunreinigst du dich.
Es hat fast zwei Jahre gedauert, bis ich wieder normal essen konnte. Aber durch diese Erfahrung wusste ich, Jesus lebt! Mein Glaube wurde total praktisch. Ich habe dann mit Jesus einen Vertrag gemacht und gesagt: „Jesus, ab heute möchte ich nicht mehr nur das essen, was dünn hält." Und mit diesem Gebet wurde die Teufelskraft der Sucht durchbrochen. Die Kleie-Muffins haben mich in der kritischen Zeit am Leben erhalten. Wenn man magersüchtig ist, teilt man das Essen in gut und schlecht ein. Kleie-Muffins mit Honig konnte ich essen.
Wie hat sich Ihr Selbstwert verändert?
Heute ist mir nicht mehr wichtig, wie dick oder dünn ich bin. Wichtig ist, dass man kapiert, dass Gott einen liebt. Das Äussere ist vergänglich, wichtig ist: Gott hat einen so geschaffen. Wir dürfen das Beste aus uns machen, aber ein guter Selbstwert kommt nicht durch Äusseres, sondern von innen.
Welche Projekte stehen momentan bei Ihnen an?
Ich arbeite an einem Zeichentrickfilm, der hoffentlich in zwei Jahren rauskommen wird. Es geht um Julia aus dem Schwarzwald und natürlich - um Muffins!
Mehr zu Jutta Renz auf www.missmuffin.de
Datum: 10.07.2008
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch