Unternehmer Deichmann

«Menschen sollten etwas demütiger werden»

Fortschritte in Wissenschaft und Technik haben den Menschen zum Hochmut verleitet, sagt Heinrich Deichmann im Interview mit dem «Focus». Der Unternehmer wünscht sich mehr Demut angesichts der Corona-Pandemie.
Heinrich Deichmann (Bild: Deichmann SE / textilwirtschaft.de)

Der Unternehmer Heinrich Deichmann hat in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin «Focus» mehr Ergebenheit im Umgang mit der Corona-Pandemie gefordert. «Die Krise zeigt uns, dass wir Menschen vielleicht etwas demütiger werden sollten», sagte Deichmann in dem Gespräch mit Dona Kujacinski. Deichmann ist nach eigenem Bekunden «freikirchlich-evangelischer» Christ und hat den Wunsch, «als Christ seinen Glauben zu leben».

Werte wieder wichtiger

Durch den enormen Fortschritt in Wissenschaft und Technik sei «eine gewisse Hybris entstanden, dass der Mensch alles kann und sich somit in gewisser Weise an die Stelle von Gott gesetzt hat». In der Corona-Krise zeige sich, dass die Welt «sehr zerbrechlich» sei. Dass ein Virus das Leben völlig auf den Kopf stelle, erschüttere nun das kollektive Selbstbewusstsein. Deichmann hält es für richtig und wichtig, «dass wir alle mal einen Moment innehalten und uns fragen, was eigentlich zählt im Leben, was wirklich wichtig ist».

Der Mensch müsse erkennen, dass er nicht alles könne. In der Unterbrechung des rücksichtslosen Strebens nach Mehr durch die Pandemie erkennt Deichmann die Chance, «dass eine gewisse Ernsthaftigkeit wieder ihren Platz bekommt». Die Marktforschung habe das als neuen Trend ausgemacht. Die Menschen hielten nach Deichmanns Einschätzung «Werte wieder für wichtiger», und die Familie spiele erneute eine grössere Rolle, auch Natur und Gesundheit.  

«Man wird reich, wenn man verschenkt»

Auf die Frage, wer für Deichmann reich und wer arm sei, antwortete der Vater von vier Kindern bereits in der Vergangenheit, dies sei eine philosophische oder theologische Frage. Man werde reich, wenn man verschenkt. «Arm sind insbesondere die Menschen, die nur an sich denken, die so egozentrisch sind, dass andere Menschen in ihrem Leben nicht vorkommen. Sie sind deswegen seelisch unglaublich verarmt, weil sie gar nicht wahrnehmen, was für ein Potenzial im Leben steckt, wenn man sich anderen Menschen gegenüber öffnet.»

Als Christ sei er in einer guten Ausgangslage, sagte Deichmann damals auch zu der Frage, wie er sich als Privatmann, aber auch als Unternehmer vor Momenten der Gier schützt. Denn er müsse weder sich noch anderen beweisen, dass er noch schneller noch viel grösser werden könne. «Genug zu essen habe ich, ein Dach über dem Kopf auch. Dann könnte das Motiv ja nur Ehre und Ruhm sein.» Das brauche er nicht. Da spiele der Glaube eine Rolle. «Solche Erfolge haben keinen Bestand mehr, wenn ich mich mal zu meinen Ahnen legen werde. Dann werde ich nicht gefragt werden, ob ich der Grösste gewesen bin. Sondern ich werde gefragt, was ich mit meiner Zeit, mit meinem Vermögen, mit meinen Gaben getan habe im Reich Gottes.»

Zum Originalartikel auf PRO

Zum Thema:
Glaube entdecken
Einen Weg finden: Verändert die Corona-Krise unser Leben nachhaltig?
Liverpool-Coach Jürgen Klopp: «Corona-Pandemie lehrt uns den Wert der Dankbarkeit»
Livenet-Talk: Mutig & frei : «Vielleicht soll Corona uns wachrütteln!»

Datum: 18.05.2021
Autor: Norbert Schäfer
Quelle: PRO Medienmagazin

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service