Dass zur besten Sendezeit die Sterne auf "TeleZüri" das Wort haben, gibt zu diskutieren. Der Tages-Anzeiger liess nicht seinen Aufklärungsexperten Hugo Stamm, sondern gleich drei Journalisten schreiben: pro, contra und satirisch. „Vollgas i dä Liebi“ geben im Mai – solche Allgemeinplätze findet Claudia Porchet unnötig. Die Ratschläge, welche ‚Madame Etoile’ anschliessend zwei Hörerinnen gab (die eine wollte wissen, ob sie wieder schwanger werde), seien vom Moderator Markus Gilli mit ungeduldigen Fragen zerhackt worden. Der populäre Regionalsender kann laut Porchet auf die Sendung getrost verzichten. Dagegen findet Ralf Kaminski Orientierungshilfen „lebenswichtig“. Der Mensch heute sei verunsichert. „Ständig unzufrieden, ständig in Sorge, ständig auf der Suche nach einem Weg durch die Fährnisse seiner Existenz, nach Ordnung im Chaos des Universums, nach Sinn. Dabei klammert er sich an jeden noch so dünnen Strohhalm, an jede noch so unwahrscheinliche Erklärung, solange sie dabei hilft, die Unwägbarkeiten und Schwierigkeiten des Lebens ein wenig einzudämmen.“ Das Sorgen um Gesundheit, Liebe und Geld lasse nach „Sinn stiftenden Orientierungshilfen“ greifen. In diesem Zusammenhang findet Kaminski den "Astro Talk" angebracht. Wenn die Sendung „auch nur wenigen Menschen hilft, mit ihrem Leben besser klarzukommen, nicht depressiv zu werden oder Amok zu laufen“, habe sie ihren Zweck bereits erfüllt – „unabhängig von ihrem wohl eher zweifelhaften Wahrheitsgehalt“. Der Journalist stellt die Astrologie der Religion gegenüber – und findet sie vergleichsweise harmlos. Denn Religion führe „bei vielen Menschen zu akuter Intoleranz und unüberwindbarem Starrsinn“. Ist „Religion“ riskanter als Astrologie? Ist der Aberglaube an die schicksalsbestimmende Macht der Sternenkonstellation im Moment der Geburt weniger bedenklich als das Vertrauen in einen gütigen Gott oder eine letzte, gebieterische Instanz? Wie zitiert, verweist Kaminski nüchtern auf die Unsicherheit vieler Menschen heute, die von der Vielfalt der Möglichkeiten zur Lebensgestaltung ganz einfach überfordert sind. Woran sollen sie sich halten? Sie schaffen es nicht, ihrem Leben, für das kein Sinn vorliegt, durch ihr Handeln ständig neu Sinn zu geben. So ungemütlich sich die Postmoderne mit ihren Fragen darstellt, so distanziert geben sich viele ihrer Bewohner gegenüber religiösen Antworten. Sie sehen die Astrologie, die von modernen Menschen wegen ihrer Unwissenschaftlichkeit belächelt wurde, in einem anderen Licht. Als wäre Aberglaube, würde er nichts nützen, zumindest weniger schädlich. Allerdings hilft es nicht, alle Religiosität, die heute in der Schweiz gelebt werden, über einen Leisten zu schlagen. In jeder Religionsgemeinschaft finden sich Gläubige, die Verabsolutierungen erliegen und Selbstgerechtigkeit hegen, und andere (ebenso gläubige) Glieder, die sich in Frage stellen lassen. Vor allem aber: „Die Religion“ gibt es nicht. Das Vertrauen in Jesus Christus, den Erlöser der Menschen, mit der im Islam gebotenen Unterwerfung unter Allah oder gar buddhistischem Erleuchtungsstreben gleichzusetzen, ist abwegig. Der Gott der Bibel, der Vater im Himmel, zu dem Jesus von Nazareth betete, dem das „Unser Vater“ der Christen gilt – dieser Gott ist einen Bund mit Menschen eingegangen, hat sich auf sie eingelassen. Er hat die Hindernisse für die Gemeinschaft mit ihnen durch Jesus, den Versöhner, selbst aus dem Weg geräumt. Dadurch unterscheidet sich das Christentum von allen Religionen. Seine Mitte ist Glaube: das Vertrauen, dass Gott diesen Bund hält, und entsprechendes Handeln in einer Kraft, die Menschen nicht selbst erzeugen können, sondern ständig neu von Gott erbitten müssen. Glaube – und Liebe und Hoffnung. Denn Gott ist nicht bloss unnahbar ferne Majestät, sondern auch Liebe, die sich verschenkt. Und weil Jesus durch den Tod zu einem unzerstörbaren Leben vorstiess, gibt es Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden. Dass manche Christen, die von Glaube und Liebe und Hoffnung geprägt sein sollten, zu intoleranten Streitern wurden, hebt die Einzigartigkeit des Christentums nicht auf. Die Aussagen der Bibel, die Person von Jesus in ihrer Mitte, bieten sich heute in den Unsicherheiten der Postmoderne an, nicht als Strohhalm oder fixe Antwort, doch wie eine Zusage, die ein Leben auf stabiler Grundlage ermöglicht. Anders als astrologische Ratgeber erlaubt die Bibel, den Gott kennenzulernen, der uns geschaffen hat und uns erlaubt, in der Beziehung zu ihm das Potenzial zu entdecken, welches in uns liegt. – Warum gibt dies fürs Fernsehen nicht eher Stoff ab als die Sternenkonstellationen von Madame Etoile?Auf der Suche nach Ordnung im Chaos
Aberglaube weniger problematisch als fixer Glaube
Nützt es nichts, so schadet es nichts…
Ein Gott, der sich auf die Menschen einlässt
Stabile Grundlage
Datum: 01.05.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch