Berufungscoaching: Die eigene Berufung auf den Punkt bringen
Kurz vor Weihnachten hat Andy Moser einen Coachingprozess in einer Freikirche im Kanton Aargau abgeschlossen. Dort nahmen 15 Personen einer jungen Erwachsenen-Gruppe am fünf Sessions umfassenden Berufungscoaching teil. Frank Bucher, Unternehmer und Leiter dieser Gruppe, engagierte den Coach Andy Moser, um ihnen zu helfen, ihre Stärken, Lebenserfahrungen und Interessen besser zu erkennen und so die persönliche Berufung auf den Punkt bringen zu können.
Alter schützt vor Berufung nicht
Auch Frank selbst erlebte in dieser Zeit einige Aha-Momente. «Ich bin jetzt bald 50 und habe eine etwas andere Sicht als jemand, der 22-jährig ist. Für mich war es sehr interessant, weil ich auch als Unternehmer – ich leite eine Firma, die auf Wand- und Bodenplatten spezialisiert ist – viel lernen konnte.»
Frank Bucher erkannte, dass er grundsätzlich am richtigen Ort ist. «Die Berufung zum Unternehmer ist klar, weil ich auch gerne verkaufe, es könnte aber auch in einer anderen Branche sein.»
Das Wissen um die eigenen Werte, Leidenschaften, Talente, Interessen und Erfahrungen werde oft unterschätzt, ist Frank Bucher überzeugt. «Ich wäre heute an einem anderen Punkt, wenn ich damals schon so ein klares Bild über das Potential, das in mir steckt, gehabt hätte und ein Berufungs-Statement formuliert hätte.» Aber auch jetzt habe er einige neue Impulse erhalten, die sein Leben nochmals verändern können, sagt der 50-jährige Unternehmer. «Man ist nie zu alt für das. Man kann immer noch einen neuen Abschnitt wagen.»
«Sicherheitsdenken steht vielen im Weg»
Das Ziel von Coachings dieser Art sei immer dasselbe, erklärt Andy Moser: «Jeder soll seine eigene Berufung auf den Punkt bringen können.» Bei den Sessions in der jungen Erwachsenen-Gruppe sei bei vielen Neues zum Vorschein gekommen, zum Teil sei auch Bestehendes bestätigt worden. «Beides ist positiv. Wenn ich ein klareres Bild habe, gibt mir das die Kraft, in schweren Zeiten durchzuhalten.»
Für ihn sei es immer wieder motivierend zu erleben, wie einzelne Personen plötzlich ihr Potential entdecken, berichtet Andy Moser. «Junge Leute stellen das Licht oft etwas unter den Scheffel, weil sie unsicher sind. Sie befürchten Unverständnis aus dem nahen Umfeld, das einen in einer Schublade drin haben möchte. Doch es braucht einen Schritt aus der Familien- und Gesellschaftsschublade heraus.» Er selbst habe dies auch erlebt, als er einen gutbezahlten Job verliess, um sich selbständig zu machen. Hinzu komme, dass viele Leute sich gar nie ernsthaft darum kümmern, was wirklich ihr Ding im Leben sein könnte. «Viele wissen es nur schemenhaft, gehen der Sache nicht wirklich auf den Grund.»
Als eine der grössten Bedrohungen, die einen daran hindere, Träume zu leben, bezeichnet Moser das Sicherheitsdenken. «Gerade dem Schweizer steht das Sicherheitsdenken oft im Weg. Viele verlassen sich zu sehr auf äussere Sicherheiten statt auf Gott.»
Wer absolviert ein Berufungscoaching?
Mit seiner Firma «MOSER&COMPANY – There is MORE!» führt Andy Moser zumeist Einzel- und Paarcoachings, aber auch Gruppencoachings in Freikirchen durch. Ein typischer Klient bei ihm habe 10-15 Jahre Berufserfahrung und sei beruflich frustriert, so dass er nicht mehr weiter wisse. Zudem beobachtet der 39-jährige Zürcher generell ein stärkeres Bewusstsein für sinnvolle Arbeit. Studien hätten gezeigt, dass der Sinn der Arbeit seit dem zweiten Weltkrieg stetig an Bedeutung gewonnen habe: «Bei uns sind die meisten Grundbedürfnisse nach der Maslowschen Bedürfnispyramide abgedeckt, aber das oberste Element, die Frage nach dem Sinn – Maslow nannte es Selbstverwirklichung – fehlt oft noch. Genau auf diese Frage kann die Berufungsklärung eine Antwort geben.»
Andy Moser geht dabei als ehemaliger Ingenieur sehr methodisch vor. «Meine Überzeugung ist, dass Gott uns ruft, respektive er hat bereits zu uns gesprochen, indem er Leidenschaften und Gaben in uns hineingelegt hat. Also geht es darum, einen tiefen Blick ins Innere zu werfen, um herausfinden, was in uns steckt.» Er vergleicht dies mit einem Fisch, dessen Element das Wasser ist, sonst hätte er ja keine Flossen. Oder der Vogel mit seinen Flügeln, der ganz natürlich in die Luft gehört. So gebe es auch für jeden Menschen mit seinen Talenten und Leidenschaften einen Platz, an dem er am meisten aufblühen und bewirken kann.
Beispiel eines Berufungsstatements
Frank Bucher hat erlebt, wie er genauer ermitteln konnte, wo er am meisten in seinem Element ist. Eine Schlüsselfrage habe ihn im Berufungscoaching immer wieder geleitet: «Wenn du alles Geld und alle Möglichkeiten hättest, was würdest du tun? Wir halten uns immer klein, doch wir sollten gross denken.» Dies habe er in den Treffen mit Andy Moser getan. Daraus resultierte folgendes Berufungsstatement:
Frank Buchers Berufungsstatement
«Als Unternehmer/Visionär möchte ich Beziehungen leben und den Menschen auf vielfältige Weise dienen, auf sie eingehen, sie unterstützen und ermutigen. Dies erreiche ich mit meinen Stärken in den Bereichen: Annahme, gut zuhören können, Wertschätzung, Kreativität, ausgeprägtes Vorstellungsvermögen, Grosszügigkeit und Hilfsbereitschaft. Dabei lege ich grossen Wert auf: Anerkennung, Kommunikation, aber auch auf Freiheit und Ethik.
Ich bin am effizientesten, wenn ich durch meinen Glauben an Jesus Christus, den Rückhalt meiner Familie, durch meine Kreativität, Ausgeglichenheit und Wertschätzung, aber auch Grosszügigkeit Barrieren sprengen und über die Grenzen hinausdenken kann.
Franks Vision für die nächsten 10-20 Jahre
Mit Simi (Anm.: sein Sohn) möchte ich in den nächsten 10-20 Jahren ein Unternehmen gründen und ihn in allen Bereichen unterstützen, um auf der Tennis-Tour als Profi erfolgreich zu sein.»
Webseite:
MOSER&COMPANY – There is MORE!
Zum Thema:
Männer-Coach Andreas Moser: Auch bei hartem Seegang ausgeglichen bleiben
Leben als Christ: Mythos Berufung – 3 Fehler, die Sie vermeiden sollten
Datum: 07.01.2016
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet